Alle erwarten mehrjährige Berufserfahrung

Smash32 schrieb:
Lass dich auf keinen Fall von Leuten abschrecken die sagen es läge am Studium weil es keine Natur- oder Ingenieurswissenschaft ist.
Deinen Job wird ein Natur- oder Ingenieurswissenschaftler eben nicht machen. Man benötigt Studiengänge für alle Fachbereiche.

Man benötigt (zumindest noch^^) selbst den Regaleinräumer ohne Ausbildung, nichtsdestoweniger ist der Kontext entsprechender Vakanzen ja durchaus von Relevanz.

Selbstverständlich sind Studiengänge wie etwa BWL, Kommunikationswissenschaften und viele Andere vollkommen legitime Bildungswege und werden benötigt. Trotzdem gehören sie zu der Gruppe der Studiengänge, die im Vergleich zu z.B. MINT-Fächern durchaus einfacher sind. I.d.R. besteht die Schwierigkeit bei diesen Studiengängen eher dadrin unter die Top 5% zu kommen oder allenfalls noch in der Quantität des Stoffes.

Das führt dazu, dass die Durchfallquoten, im Vergleich zu z.B. MINT-Fächern, sehr gering sind. Erschwerend kommt hinzu, dass nach absoluten Zahlen keine Sau Interesse an MINT-Fächern hat - Kommunikationswissenschaften hingegen aber vielfältige, für die Masse interessante Bereiche bietet.
Vor allem Bereiche, in denen man sich auch sozial oder journalistisch austoben kann, anstatt wie in Physik, wo man - übertrieben dargestellt - stets vor 1000-Seiten Schinken hockt.

In der Konsequenz führt das dazu, dass in Fächern wie BWL, Kommunikationswissenschaften und vielen Anderen sehr viele Studenten anfangen, bedingt durch die Attraktivität dieser Studiengänge für die Masse und am Ende auch sehr viele das Studium abschließen (erneut im Vergleich zu z.B. MINT-Fächern).

Da aber der Bedarf an Managern, Public Relations Leuten, Marketing, usw. usf. pro Unternehmen nicht gigantisch groß ist, kommt selbst bei globalen Unternehmen wie etwa VW eben eine viel größere Zahl an Bewerbern für derartige Stellen infrage, als wenn sich da beispielsweise ein Ingenieur für die Entwicklungsabteilung bewirbt.

Auch die Tatsache, dass eben die social skills und die Praxis dort nicht unwichtig sind (bei dem Ingenieur etwa wird die Theorie eine viel größere Rolle spielen) erschwert das ganze weiter -> die Leute da sind "austauschbarer". Wie hier ja auch schon erwähnt wurde: ein BWL'ler mit Marketingspezialisierung + bisschen Berufserfahrung etwa könnte durchaus auch den Job machen.


Alles in allem mündet das dann darin, dass man es mit einem solchen Studium durchaus viel schwieriger hat:
schlicht weil man austauschbarer ist, mehr Bewerber pro Stelle miteinander konkurrieren und weil das Studium (Theorie) eine geringere Rolle im Job selbst spielt (im Vergleich zu z.B. der MINT-Fachkraft).
 
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Auch als Ingenieur ist man austauschbar. Auch wenn Erfahrung das wichtigste ist. Ingenieur ohne Erfahrung muss länger eingearbeitet werden, macht mehr Fehler.

Ingenieure gibt es auch wie Sand am Meer, aber davon braucht man halt auch viele.
 
ascer schrieb:
Alles in allem mündet das dann darin, dass man es mit einem solchen Studium durchaus viel schwieriger hat:
schlicht weil man austauschbarer ist, mehr Bewerber pro Stelle miteinander konkurrieren und weil das Studium (Theorie) eine geringere Rolle im Job selbst spielt (im Vergleich zu z.B. der MINT-Fachkraft).
Davon kann ich dir eine ganze LP singen.

Ich habe solche Studiengänge belegt (Pädagogik, Soziologie ... Mathe war allerdings auch dabei). Im Master habe ich mich dann auf den mathelastigen Teil des Studienfachs Pädagogik (Forschungsmethodik usw.) spezialisiert, weil ich auch gemerkt habe, dass viele meiner Mitstudenten da A) im Grunde keine große Lust drauf hatten und B) infolge des geringen Interesses auch nicht besoders gut in diesen Bereichen waren.
Bei mir war das etwas anders ... also habe ichmich drauf spezialisiert, da ich ohnehin sehr gerne in die Sozialforschung wollte (ob nun Marktforschung, Meinungsforschung, Evaluation oder was auch immer, die Methoden sind recht ähnlich). Ich habe also in diesem Bereich weit mehr Studienanteile, als viele Andere, die die Seminare zu Forschungsmethoden und Statistik scheinbar eher als "notewndiges Übel" betrachteten.

Der Studiengang hatte insgesamt keine 50 Studenten an meinem Standort (alle Fachsemester) ... in vielen der speziellen Veranstaltungen saßen wir gerademal zu sechst.
Jemand wie ich, der sich neben den sozialtheoretischen Grundlagen auch intensiv mit den Chancen und Risiken einzelner Forschungsmethoden befasst hat, ist gerade in dem Fachbereich doch eher selten.
Ich hab damit bisher trotzdem keinen Job gefunden.
... und auch den reinen Mathe-Anteil (BA-Hauptfach) konnte ich bisher nicht wirklich nutzen. obwohl Mathematiker doch angeblich auch gebraucht werden.

Ich bewerbe mich trotzdem in beiden Schienen (und in ein paar anderen) ... momentan könnte das Profil "Migrationspädagogik" eine Tür in die Schulsozialarbeit öffnen ... nix mit Forschung ... aber wenigstens was zu tun.
Gegen jemand vielleicht 10 Jahre jüngeren, mit ähnlicher Qualifikation kann ich aber dennoch nicht so wirklich anstinken ... es sei denn, da sucht jemand eine Papa-Figur, weil die Eltern an seiner Schule da irgendwie versagen (natürlcih nicht alle ... ihr wss was ich damit meine).
 
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Heelix schrieb:
Auch als Ingenieur ist man austauschbar.

Selbstverständlich. Ich sprach ja auch nur von weniger austauschbar.

Ich wollte also nur darauf hinaus, dass die Theorie aus dem Studium bei z.B. MINT-Fächern eine wesentlich größere Rolle spielt. Da ist der Ingenieur auch nicht einfach durch etwa einen BWL'er, um bei dem vorher erwähnten Beispiel zu bleiben, ersetzbar.

Grundsätzlich ist aber selbstverständlich jeder austauschbar.

Die Problematik hier ist in der Konsequenz ja nur, dass es schon alleine in BWL mehr Absolventen pro Jahr gibt, als bei allen Ingenieurstudiengängen zusammen (nach absoluten Zahlen).
Jemand im Bereich Kommunikationswissenschaften wird aber nicht auf vollkommen andere Quantitäten bei vakanten Jobs treffen und zeitgleich eben mit deutlich mehr Bewerbern pro Stelle konkurrieren müssen. Das macht seine Tätigkeit austauschbarer im Vergleich.
 
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Das sieht man schon an der meist höheren Fluktuation und der häufigkeit prekärer Beschäftigungsverhältnisse (Befristung war bei meinen DOZENTEN standard).
Das hat bei mir zur Folge gehabt, dass ich meine MA 5 Wochen nach der Anmeldung bereits abgeben musste, damit die Prüfer sie noch vor Ablauf ihres befristeten Vertrages bewerten konnten.
Is ja eigentlich auch egal, niemand meldet son Ding an, wenn er es nicht schon "fast" fertig hat ... oder wenigstens sicher ist, dass er es in den 8 Wochen Bearbeitungszeit ganz locker fertig bekommt. Das war also auch bei mir nicht wirklich ein Problem.
 
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@DerOlf: In der Tat und das ist dann natürlich bitter.
Hier könnte man unter Umständen auch mal intervenieren. Obgleich man natürlich auch nicht völlig frei von persönlicher Verantwortung ist, sich also durchaus ja auch selbst nach den Modalitäten des jeweiligen Berufs nach Ausbildungs-/Studiumsabschluss erkundigen kann.

Befristete Verträge - vor allem die wirklich kurzfristigen - sind aber dennoch ein Graus, gerade in der Bildung.

Bzgl. deinem vorherigen Post: du hast ja unter anderem Forschung & Co. auch erwähnt. Ohne dich zu kennen würde ich stark verallgemeinert folgende Reaktion schätzen: warum soll Unternehmen XY einen Bindestrich-MINT'ler einstellen, wenn z.B. für die Forschung, Entwicklung, whatever nur die Kernmaterie wirklich von Relevanz ist. Da hat es meiner Erfahrung nach jemand mit z.B. Teil Pädagogik, Teil Mathe immer schwieriger.

Ist irgendwo aber auch verständlich. Wenn jemand einen M.Sc. oder gar PhD z.B. in (nur) Mathe hält, wird der verallgemeinert dargestellt im Durchschnitt fähiger für Forschung, Entwicklung, ... sein als jemand, der eben zu großen Teilen auch Pädagogik (oder was auch immer) ebenfalls studiert hat.

Die Stellen, die dann Statistik, Stochastik und weitere mathematische Bereiche auf Universitätsniveau erfordern und zeitgleich derartig mit Bildungsthemen verzahnt sind, dass die Vakanz ebenso ein Pädagogikprofil erfordert, dürften wie so häufig eine Nische sein und damit entsprechend schwierig zu bekommen.
 
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Schwierig ist gar kein Ausdruck ... Selbst wenn man sich nur relativ wenig mit Pädagogik beschäftigt hat (sondern eher mit der Frage, wie man eine Forschungsfrage stellt, bearbeitet und beantwortet), ist das Pädagogikstudium fast ein "Makel".

... Naja ... wenn ich an meine Coachings zurückdenke, dann ist das Mathestudium auch nicht wirklich hilfreich ... denn DAS wirkt fast wie eine Scheuhklappe ... ah ... Mathe ... und weiter kommen viele dann nicht mehr.
 
Das ist in wirklich jeder Branche so, allerdings sind die Anforderungen einfach utopisch und das wissen die Unternehmen auch.
Ich habe mich in der Vergangenheit auch immer auf Jobs beworben mit Berufserfahrung und wurde bisher auch zumindest immer eingeladen.

Die Leute die Berufserfahrung haben werden auch niemals zu den Konditionen eines Berufeinsteigers anfangen.

Hast du während des Studiums Projektarbeiten mit Unternehmen gemacht?
Hast du Hausarbeiten über konkrete Themen geschrieben, die Unternehmen nützlich sein könnten?

Gerade im Bereich Öffentlichkeitsarbeit / Social Media kannst du gut Erfahrung sammeln, wenn du dich Beispielsweise als freiwilliger Autor oder Mod/Community-Manager arbeitest.
Das ist auch kein Hexenwerk und es gibt einige kostenlose Zertifikate zur Social Media - Analyse oder Verwaltung von Kommunikationskanälen.
Setz dich mit Facebook Analytics auseinander, Tools wie Hootsuite und CMS wie Wordpress/Typo 3 / Joomla.
Von Google gibt es kostenlose Zertifikate für Analytics.

Gerade in der Öffentlichkeitsarbeit kommt außerdem ein Teil dazu, der interne Wordings und Juristerei betrifft. Mit Seminaren in der Uni was Medienrecht usw. betrifft bist du auch gut aufgestellt.

Wenn du in den Bereich willst, ist es wie immer:

Jeder will gerne schreiben und die spassigen Sachen machen, aber es gibt nur wenige die sich in dem Bereich zusätzlich mit Analyse der Nutzer und Erfolgskontrolle der geschriebenen Artikel, Posts usw. auseinandersetzen wollen.
Wenn du anhand der Daten dann Trends, relevanten Content für den Redaktionsplan usw. ableiten kannst, bist du einer der Wenigen in dem Bereich.
 
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Es kommt aber auch auf die Art der Beschäftigung an.
Ich kann einen Berufsanfänger nicht an einer 500.000€ Werkzeugmaschine stellen, vor allem wenn bei einem Defekt die ganze Produktion lahmt.
So schnell könnte ich garnicht STOP schreien auch wenn ich direkt daneben stehe.


Nicht umsonst sind bei uns in der Fertigung fast nur "Eigengewächse" an den Werkzeugmaschinen (Metallzerspanung).
Also Leute die wir vor vielen Jahren selber ausgebildet hatten (bin seit über 30 Jahren in der Firma)
Als ich an das neue Bohrwerk (950.000 DM teuer) durfte, hatte ich bereits fast 15 Jahre Berufserfahrung

Das ist aber auch das nächste Problem:
Es kommt nichts nach.
Auch die "Eigengewächse" sind inzwischen alle 35-55 Jahre alt.
 
Martinfrost2003 schrieb:
Auch die "Eigengewächse" sind inzwischen alle 35-55 Jahre alt.

Habt ihr die letzten 15 Jahre nichts mehr neu "gepflanzt" (wenn wir bei Gewächsen bleiben^^)?

Solltet ihr nur teure Maschinen haben, an denen ihr keine Berufsanfänger lasst, dann seh ich ein strukturelles Problem.
Größere Unternehmen haben dafür Lehrwerkstätten in denen Maschinen stehen, die ausschließlich für die Ausbildung dienen. Sollte das zu teuer sein, gibt es sicherlich Schulungen beim Hersteller der Maschinen die vllt auch Übungsgeräte haben usw.

Also so unmöglich kann das nicht sein - kostet halt ;)
 
cartridge_case schrieb:
Und du machst was dagegen? ;)

Nö, ich arbeite hier nur ;)
an einem inzwischen 17jährigen Bohrwerk....

Inzwischen haben wir nicht mal mehr eine Maschine zum ausbilden
Aber genau das ist ja das Problem.
Zu meiner Zeit (1986) waren wir bis zu 10 Lehrlinge (von 60 Mitarbeiter Insgesamt)
Also jeder 6er war Lehrling.
Im Büro Lehrlinge zu finden ist kein Problem, da bewerben sich duzende für eine Lehrstelle. Eine Lehrstelle als Industriemechaniker geht zum teil auch noch.
Aber in der Metallzerspanung braucht der Lehrling seine eigene Maschine. Ich hatte in den 80er Jahren als ich Lehrling war 4 alte Maschinen an denen ich "herum spielen" konnte.
Die wurden inzwischen alle "entsorgt". Neue Maschinen nur für Lehrlinge sind wohl zu teuer..
Was wir in der Fertigung nicht schaffen geht nach auswärts. Sind ja keine Lohnfertigung sondern Maschinenbau.
 
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hatte dieses jahr im ws auch mein studium beendet und knapp 30 bewerbungen verschickt gebt bevor es geklappt hatte. abschluss war mit unter 2,0 eigentlich gut, aber selbst bei junior oder trainee stellen kam teilweise zurück, dass man nicht genug erfahrung hat. da frage ich, was die leute sich bei einer trainee oder junior stelle vorstellen?

ich kann nur den tipp geben, sich kontinuierlich bewerben und sich nicht entmutigen lassen.
 
@ nik_

Durch AGG und andere Regelungen sind Arbeitgeber gezwungen zu lügen beim Absage-Grund. Am Ende werden sie durch eine ehrliche Antwort noch verklagt. Deshalb nehmen sie immer etwas fadenscheiniges ... bei Berufsanfänger halt die wenige Berufserfahrung. Die wirklichen Gründe wirst du leider nie erfahren. Soll aber auch egal sein.
 
Viele von den Stellen sind auch gar nicht wirklich ausgeschrieben. Oft gibt es interne Kandidaten oder man schaut was sich so bewirbt und vergleicht mit der Belegschaft.

Personaler sind eh nur dafür mit ihnen Ärger zu haben. Jeder Kommafehler führt zur sofortigen Vernichtung deiner Bewerbung. Wenn sie selbst etwas wie ein Arbeitszeugnis ausstellen müssen wird's ganz eng. Ich hatte nach 3 Versuchen und 5 Monaten Zeit immernoch mehr als 5 Fehler in meinem Zeugnis. Und ganz übel wird es wenn man etwas außerhalb der 0815 Arbeiten möchte. Wie oft ich "Das haben wir noch nie so gemacht" hören müsste, was eigentlich "Machen wir gar nicht." bedeutet.

Aber genug gemeckert. Bleib einfach dran, irgendwann klappt es und der nächste Job geht dann tatsächlich schneller. Nach der habe ich auch hunderte Bewerbungen geschrieben und 1.5 Jahre suchen müssen.
 
Personaler sind immer ein totales Elend, als Sachbearbeiter für Gehalt etc. natürlich braucht man.
Zum bewerten von Leuten etc. komplett unbrauchbar.

Bei uns werden / sollen alle Bewerbungen für Stellen in meine Abteilung durchgeleitet werden. Wir schauen die dann mit paar Kollegen durch und schauen was von der Erfahrung etc. passt.
 
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Acrylium schrieb:
So ziemlich alle erwarten aber mehrjährige Berufserfahrung, doch wo soll man die sammeln wenn man gerade mit der Uni ferig ist?


ganz einfach : die Erfahrung sammelt man sich im Idealfall während der schule/der Ausbildung/des Studiums.

ich habe das auch so gemacht bzw. mache es immernoch so. Mag zwar sein dass ich seit ich 17/18 bin kaum mehr ein freies Wochenende hatte und teilweise wenn ich um 4 von der schule/uni kam um 5 wieder auf der arbeit gehockt hab und das dann bis spät in die nacht aber dafür kann ich dann wenn ich mit allem fertig bin mehr als ausreichend Berufserfahrung vorweisen. Später bleibt dir eigentlich nur noch eines : praktikas machen !

Ich verstehe absolut was in dir vorgeht und es kann frustrierend sein wie der versuch wasser mit nem sieb zu schöpfen aber ändern kann man's halt nicht.
 
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