jomaster schrieb:
Forschung und Entwicklung sind für mich kein Gebiet, mir fehlt dazu die nötige Kreativität solche Problemstellungen zu lösen. Ich bin wie bereits erwähnt der Praktiker, wobei ich auch nicht im Bereich einfach ein paar Windows Clients und Server betreuen bleiben will. Ich habe Spaß im Bereich Netzwerk und Problemlösung. Ich kann mir sehr gut vorstellen IT-Strukturen Grundlegend aufzubauen und zu designen. Der Traum natürlich in einem größeren RZ das Netzwerk und alles drum und dran zu administrieren.
Dann empfiehlt sich - wie bereits erwähnt - ein Studium definitiv nicht.
Wenn du nur exekutiv in der Praxis tätig sein willst, könntest du als höhere Qualifizierung schauen ob es irgendwas Interessantes z.B. Richtung Techniker gibt. Ansonsten Zertifikate und imho vor allem Projekterfahrung. Also höchstwahrscheinlich erstmal viel suchen und Kontakte aufbauen und dann
Job wechseln.
Falls du nicht zu lange warten möchtest, würde ich ernsthaft nach Startups ausschau halten. Dort musst du zwar mit Überstunden und i.d.R. schlechterer Bezahlung rechnen, dafür wirst du dort definitiv deutlich mehr Verantwortung bekommen. Abgesehen davon ist ein Startup "quasi" Projekterfahrung, weil man ja alles mit aufbauen muss. Das macht sich im Lebenslauf definitiv nicht schlecht und man bekommt automatisch viele Kontakte. Nach 2-3 Jahren kann man es dann auf jeden Fall deutlich besser bei größeren Adressen probieren.
jomaster schrieb:
Weil das Thema stetige Weiterbildung aufkam. Wieviel Zeit muss man für Fortbildung bzw. sollte man einplanen?
So viel wie du erübrigen kannst.
jomaster schrieb:
Aktuell komme ich in einer Woche auf 40 Std. Freizeit (...) Wieviel davon sollte man künftig noch in die Fortbildung investieren?
D.h. du machst derzeit schon Überstunden?
Wenn man 8 Std. Mo-Fr + 1 Std. Fahrtzeit sowie im Schnitt 7 Std. Schlaf + 2-3 Std. Mo-So für Essen, Duschen, ... rechnet, käme man ja auf 53 Std. pro Woche Freizeit. Eher mehr, weil man ja selten jeden Tag 7 Std. schläft und 3 Std. für Essen, Duschen, ... benötigt.
Eventuell bringt dich eine kleine Anekdote von mir da weiter:
(Sidenote: natürlich ist die Situation bei Akademikern auch generell "kritischer", weil da min. während des Studiums auch deutlich mehr als die übliche 40-48h Woche erwartet wird und es Theorie natürlich per Definition an sich hat einen hohen Zeitaufwand zu benötigen)
Ich bin an einer der großen deutschen Unis die (1) zu der Exzellenzinitiative des Bundes zählt und (2) weltweit unter den Top 1% aller Universitäten in allen relevanten Rankings vertreten ist. Grundsätzlich halte ich nichts von Rankings oder der Exzellenzinitiative allgemein (warum sollte man Bildung nicht an jeder Uni ordentlich ausfinanzieren?), aber das ist eine andere Debatte. Ich wil damit nur aufzeigen: bei uns geht ganz gut Rund in puncto Forschung.
Grundsätzlich war ich durchweg immer überdurchschnittlich, also immer relativ weit oben in der "besseren Hälfte". Ich habe auch schon während meines Bachelors meine erste wissenschaftliche Publikation veröffentlicht - also auch schon mit Forschung "richtig" angefangen im Bachelor.
Seit Jahren sieht mein Ablauf so aus, dass ich (je nach aktuellem Semester) 30-60h pro Woche direkt für mein Curriculum aufwende. Dann nochmal mehrere Stunden für freiwillige, studentische Arbeitsgemeinschaften außerhalb des regulären Curriculums und wenn ich nach Hause komme, beschäftige ich mich privat mit Programmierung, Algorithmik, Machine Learning, ...
Ab und zu mache ich natürlich auch mal eine Pause / einen Tag frei, aber in der Regel sieht tatsächlich jede Woche so aus, dass ich Mo-Fr zur Uni fahren und Mo-So zu Hause "arbeite". Außer Schwimmen gehen für die Fitness (i.d.R. 2x die Woche) habe ich keine Hobbies und verbringe sehr wenig (Frei)Zeit mit Freunden - deutlich weniger als 1x im Monat. Sozialkontakte pflege ich größtenteils in den studentischen Arbeitsgemeinschaften, also mehr oder minder "beim Arbeiten/Lernen". Im Urlaub war ich seit 4 Jahren nicht mehr.
Worauf ich hinaus will: bis auf die Workaholics, die tatsächlich ganz ohne Smalltalk am Arbeitsplatz, ganz ohne Netflix, ganz ohne jegliche Aktivität (bei mir etwa Schwimmen) usw. auskommen, bin ich schon ziemlich am Limit was man zeitlich überhaupt investieren kann und das seit Jahren.
Trotzdem gibt es an jeder Uni die "Top 5%", die schlichtweg in einer anderen Liga spielen - die ich nie erreichen werde.
Und dann kommen noch jede Menge Leute hinzu:
- die entweder ähnlich viel Zeit investieren wie ich, aber ein leicht höheres Potenzial haben
- oder Leute die ähnlich fähig sind wie ich, aber schlicht noch mehr Zeit investieren.
Was soll dir das sagen?
Dein Zeitinvestment kann dir
niemand vorschlagen. Du musst für dich selbst (selbst ist hier das Stichwort!) eine Balance finden, bei der du (a) Spaß hast und (b) trotzdem deine Ziele erreichst (realistische Ziele! -> wie gesagt, dass Niveau etwa der "Einsteins" auf meinem Gebiet werde ich nie erreichen, egal wie hoch mein Zeitinvestment ist).
Das ist aus zweierlei Gründen wichtig: du wirst
nur dann in einem Gebiet wirklich gut, wenn es dir auch Spaß macht (weil du dann schneller & effizienter lernst) und auch nur dann, wenn du das langfristig durchhälst. Wenn du nach 1 Jahr einen Burnout hast, bringt dich das auch 0 weiter.
Das macht es umso wichtiger ein Zeitinvestment zu finden, das für einen selbst funktioniert.
Wenn du z.B. sagst ich möchte min. alle 1-2 Wochen mit Freunden was machen, möchte 8h pro Woche mit meiner Freundin verbringen, möchte Hobby XYZ pflegen usw. dann bedeutet das für dich (stark verallgemeinert!), dass dich wahrscheinlich jeder ausstechen wird, der dein Niveau hat und mehr Zeit als du investiert und jeder, der sowieso schon auf einem höheren Niveau agiert.
Deshalb immer realistische Ziele setzen.
Die einzigen Leute in meinem Gebiet, die wirklich gut sind, haben das erreicht weil sie über Jahre hinweg am Ball geblieben sind. Überleg dir also wo die Reise ungefähr hingehen soll und wie die Balance bei dir aussehen könnte.
Für wirkliche Qualität gibt es keine Abkürzung, dass ist immer ein Marathon.
Lauf los, lauf immer weiter und plane nicht gleich deine erste Route über den Mount Everest - dann klappt das schon