Ich bin wohl in der "Unterzahl" wenn ich mich eher der Meinung von @birday anschliesse:
Ob es wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, sich auf ein bestimmtes Produkt zu spezialisieren, hängt doch sehr davon ab, wie du dir deine Zukunft vorstellst.
Ich selber habe desöfteren mit so genannten "Spezialisten" für Produkt xy zu tun (wobei xy für eine Reihe von verschiedenen Produkten steht) und stelle fest, dass viele von denen doch nur nur einen sehr eingeschränkten Fähigkeitsbereich haben. D.h. sie können in "Ihrem" Produkt ein bisschen was (manchmal zwar erschreckend wenig) - meist vor allem Reden schwingen - , bei allem rundherum oder darüber hinaus stehen sie aber wie der sprichwörtliche Esel am Berg.
Sprich: Wenn man x Jahre nur Produkt xy gemacht hat, ist das Risiko offenbar sehr hoch, dass man vom Rest der IT ziemlich abgehängt ist.
Das muss aus wirtschaftlicher Sicht nicht unbedingt problematisch sein, so lange Produkt xy noch gefragt und "Spezialisten" für Produkt xy gesucht & gut bezahlt sind. (Aus persönlicher Sicht würde ich es eher als negativ empfinden.)
Nur: Wenn du jetzt am Anfang deiner Karriere stehst, würde ich es für alles andere als selbstverständlich nehmen, dass in 20 Jahren noch irgend ein Hahn nach "deinem" Produkt kräht.
Du musst also ständig flexibel bleiben und dich in verschiedene Richtungen fortbilden. Und das fällt mitunter schwer, wenn man erstmal eine Weile in einem scheinbar sicheren und warmen Hersteller-Nest sitzt. Wenn man sich von Anfang an breiter aufstellt, kommt das von selbst.
Anders gesagt: Von den "Spezialisten" mit denen ich gelegentlich zu tun habe, kann ein erheblicher Teil bis zur Pension stempeln gehen, sollte der Fall eintreten, dass "ihr" Produkt eingestellt wird.
Hierzulande haben wir ausserdem in den letzten Jahren den unfreiwilligen "Massenexodus" bei den Bank-Informatikern gesehen. Auch so "Spezialisten" die dann auf dem Arbeitsmarkt chancenlos waren, nachdem ihr jahrelang gemütliches Arbeitgeber-Nest von einem Tag auf den nächsten beschlossen hat, in der IT ein paar tausend Stellen zu streichen. Die Bewerbungen hagelten dann auch bei uns rein. Aber für unsere Zwecke kann man natürlich keiner von denen brauchen.
Die schütten dann nachher ihr Herz in irgendwelchen Zeitungsartikeln aus, die sich darum drehen, wie schwer es doch ist mit 40+ (oder gar 50+) noch eine Stelle in der IT zu finden - trotz akutem Informatikermangel.
Aber das hat eben auch Gründe. Wer 20, 30 Jahre in einem "Korsett" war, der ist nachher oft für anderes nicht mehr geeignet. Da kann der vorher in seiner Nische 100k + im Jahr verdient haben und sich für den Oberexperten halten, nützt dann nichts mehr.
Allerdings muss ich zum Schluss noch sagen, dass ich mich im Milieu der Wirtschaftsinformatik in dem Sinne nicht auskenne. Ich sehe die Typen nur an der Front (und meistens nicht viel Gutes von den Wirtschaftsinformatikern, muss ich leider sagen), weiss aber nicht wie die Interna der dortigen Karrieremühlen genau funktionieren.