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Vorwort
Dieser Bericht beschränkt sich größtenteils auf meine Erfahrungen mit dem Gehäuse und lässt einige allgemeine Details offen, die man z.B. im Test von Teccentral (Link) findet.
Als zusätzliche Anmerkung zu diesem Test will ich gleich noch sagen dass man nicht auf den zweiten Festplattenkäfig verzichten muss, wenn man das Netzteil oben einbaut.
Da das mein erster großer Bericht ist, bin ich für jede Art von Verbesserungsvorschlägen offen. Zusätzliche Fragen beantworte ich gerne.
Einleitung
Schneller, kühler, größer! Nach diesem Motto wurde neue Hardware für Gaming-PCs eigentlich schon immer gebaut.
Und wo vor ein paar Jahren noch etliche Festplattenkäfige und Laufwerksschächte für ein Gehäuse Pflicht waren, werden die Anforderungen heutzutage vielfältiger: Man braucht Platz für einen Tower-Kühler, lange Grafikkarten und massig leise Lüfter. Oder vielleicht Platz für eine Wasserkühlung incl. Radiator. Und die Netzteile werden auch nicht kleiner...
Mit der Anschaffung einer Radeon 4870 und eines Alpenföhn Groß Clockner ist mein altes Gehäuse von Lian Li (ein PC-6070) zu klein geworden: Die Grafikkarte stößt an die Festplatten und der Towerkühler macht das Herausziehen des Mainboardschlittens unmöglich.
Also musste ein neues Gehäuse her.
Folgende Kriterien sind mir wichtig gewesen:
Und nachdem ich mit Lian Li erstens sehr zufrieden war und es zweitens praktisch die letzte Firma ist, die herausnehmbare Mainboardtrays in vielen Modellen hat, bleibe ich dabei.
Nach ewigem vergleichen und Testberichte lesen habe ich mich für das Lian Li PC-A71B entschieden, über das ich (einen Tag nach dem Einbau aller Teile) jetzt mal ein Rewiew schreibe.
Allgemeines
Das Lian Li PC-A71B gibt es in schwarz oder silber. Das entsprechende Modell ohne Tür heißt PC-A70.
Lieferumfang:
Größe:
220mm x 595mm x 615mm (Breite, Höhe, Tiefe); Big-Tower
Vordere Anschlüsse:
im Deckel mir einer Klappe drüber 2x USB, 1x Firewire, Kopfhörer und Mic
Das Gehäuse bietet Platz für 10 Festplatten, 5 optische Laufwerke, ein Mainboard beliebiger Größe (ein Adapter für noconaXeon-Mainboards liegt bei), Steckkarten bis ca. 32 cm und ein riesiges Netzteil.
Oder einige andere Kombinationen, auf die ich nachher eingehe.
Aufbau
Das einfachste vorweg: Das Gehäuse ist komplett aus Aluminium und weniger als 15kg leicht.
Der Tower ist relativ klassisch aufgebaut, was bei der Modellpalette von Lian Li (Armorsuit, Tyr, V-Serie) ja durchaus erwähnenswert ist. Die optischen Laufwerke haben vorne oben Platz, der große Festplattenkäfig (für 7 Platten) ist darunter und das Mainboard ist im normalen ATX-Standard auf der rechten Seite des Gehäuses.
Alleine das Netzteil ist von oben nach unten gewandert, dafür nimmt ein weiterer Festplattenkäfig (für 3 Platten) den Platz über dem Mainboard ein.
(Copyright by Lian Li)
Das Gehäuse hat sechs 120mm-Lüfter:
Die optischen Laufwerke werden fest mit dem Gehäuse verschraubt, also kein werkzeugfreier Einbau. Gut, ich brauch das auch nicht, aber vielleicht ein paar andere Leser hier. Außerdem fehlt mir (bei dem Preis eigentlich nicht in Ordnung) ein Adapter für einen externen 3,5''-Schacht. Mittlerweile gibt es zwar keine Diskettenlaufwerke mehr, aber dafür haben Kartenleser und Lüftersteuerungen ihren Platz eingenommen.
Wasserkühlung
Zu diesem Teil muss ich sagen dass ich das mit der Wasserkühlung nicht selber probiert habe, da ich Luftkühlungsfan bin.
Meiner Meinung nach ist auf jeden Fall genug Platz im Gehäuse, um eine Wasserkühlung unterzubringen.
Eine Pumpe z.B. auf den Boden des Gehäuses, ein Ausgleichsbehälter in den Festplattenkäfig.
Dabei sollte das Netzteil unter dem Mainboard verbleiben, denn für den Radiator hat sich Lian Li etwas sehr interessantes ausgedacht: der Deckel des Gehäuses ist (nach dem Lösen von vier Schrauben) abnehmbar. Wer viel Zeit und einen Dremel hat, kann sich dort einen Radiator drunter setzen.
Wer Handwerkliche Tätigkeit wenig schätzt, kann sich den Austauschdeckel T71 (Geizhals) bestellen, der Platz für einen Dual-Radiator bietet.
Wer noch weiter gehen will, für den verkauft Caseking.de einen Deckel, der einen Triple-Radiator aufnimmt (Caseking). Dabei wird die heiße Luft immer konvektionsmäßig günstig nach oben abgeführt.
Außerdem bieten zwei Durchbrüche in der Rückseite des Gehäuses viel Platz für Schläuche, die nach außen verlegt werden sollen.
Festplattenkäfige
Die Festplatten werden mit Gummiringen versehen und in die Festplattenkäfige geschoben, ohne dass irgendwo Metall auf Metall liegt. Sie können auch zusätzlich verschraubt werden (was natürlich die Entkoppelung aufhebt), falls das Gehäuse transportiert wird.
Der obere Festplattenkäfig kann einfach durch das Entfernen von vier Schrauben entfernt werden, um Platz für ein Netzteil zu schaffen. Wer sein NT oben einbauen will, kann das also ohne Probleme tun.
Hier zeigt sich die unglaubliche Detailverliebtheit von Lian Li:
Der Käfig kann jetzt unter dem Mainboard eingebaut werden. Dazu sind sogar eigene Schraublöcher vorhanden, damit man den Käfig jetzt von oben und nicht mehr von unten befestigen kann, man also nicht unter das Gehäuse muss.
Oder man packt den Festplattenkäfig in den 5,25''-Schacht, wo er den Platz von drei Laufwerken einnimmt. Auch dort sind entsprechende Schraublöcher vorhanden.
Das A71 kann also mit bis zu 10 Festplatten, 2 Laufwerken und zwei Netzteilen (und Platz für Dual-Xeon-Boards) durchaus als Server-Gehäuse fungieren.
Ein weiteres tolles Detail ist der große Festplattenkäfig. Er kann gedreht werden (was allerdings mit einigem Schraubenlösen verbunden ist und in der Anleitung nicht erklärt wird), so dass man sich aussuchen kann, ob man die Festplatten von links oder von rechts in den Rahmen schiebt.
Zusätzlich kann der Käfig ein Stück nach links oder recht versetzt werden. So kann man sich aussuchen, ob man die Festplatten von der leichter zugänglichen linken Seite oder, besser versteckt, von der rechten Seite anschließt. Dabei ist genug Platz für gerade SATA-Stecker.
Mainboardtray
Der Mainboardschlitten hat die gewohnte Vielfalt an Schraublöchern für alle Arten von Mainboards. Er kann nach hinten herausgeklappt werden. Leider verbleibt der Befestigungsrahmen für die Steckkarten dabei im Gehäuse, so dass diese erst eingebaut werden sollten wenn das Board im Gehäuse ist. Es ist zwar möglich, die Karten vorher auf das Mainboard zu stecken, aber dann ist das Einsetzen des Trays eine sehr fummelige Angelegenheit.
Der Schlitten selbst hat einige Durchbrüche im Bereich der CPU, wohl für bessere Kühlung und ein (mit Plastik eingerahmtes) Loch unterhalb des Mainboards.
Durch dieses Loch habe ich sämtliche USB- Audio- Firewire- und LED-Kabel führen und am Mainboard anschließen können. Dadurch stören sie die Vorderseite nicht - toll.
"Kartenhaltesäule"
Jaa, wie soll ich das Teil denn nun nennen? Die deutsche Anleitung mogelt sich um den Begriff herum, indem sie es englisch "VGA card pillar" nennt.
Gemeint ist die seltsame, mit Rechtecken durchbrochene Strebe, die man im ersten Bild vor der Mitte des Mainboardschlittens sieht.
Sie dient dazu, überlange PCI(e)-Karten zu unterstützen. Dazu werden kleine Plastikhalter in die Säule gesteckt und mit einer Schraube auf die Karte gedrückt.
Da die 9800 GX2, die GTX 260 und die GTX 280 von nvidia vollständig durch den Kühler umschlossen werden, können die Kartenhalter bei diesen Karten nicht verwendet werden. Da die Plastikstücke in ihrer Einbauhöhe festgelegt sind, können solche Karten auch nicht einfach von unten gestützt werden.
Das konnte Lian Li zwar wohl nicht voraussehen, trotzdem muss es negativ erwähnt werden (danke an Sty!er für die Idee)
(Copyright by Lian Li)
Das Problem bei der Säule ist dass sie, so wie sie im Gehäuse eingebaut ist, einem Towerkühler im Weg steht. Aber selbst das haben die Designer bedacht: Die Säule kann in drei Stufen in Richtung der Gehäusefront verschoben werden. Alle Bohrungen sind vorhanden, nur die Anleitung schweigt sich über dieses Feature komplett aus.
Wer immer noch mehr Platz braucht kann die Säule natürlich auch einfach weglassen.
(Anmerkung: Da ich dieses Feature erst beim Einbau aller Teile bemerkt habe, gibt's dazu kein schönes Foto von mir )
Die Säule stützt nicht nur meine Radeon 4870 vorzüglich, sie dient mir auch noch als erstklassiger Kabelkanal für alle Stromkabel die nach oben führen. Außerdem konnte ich die nicht genutzten Netzteilkabel dahinter verstecken und mit Klettbändern fixieren.
Ich habe die Säule mit Thumbscrews befestigt, um sie zum Ausbau der Grafikkarte schnell lockern zu können.
Tür
Die Tür des PC-A71 ist Lian Li-typisch sehr massiv und schnappt durch zwei Kugeln hörbar zu. Das Geräusch der Laufwerke wird gut gedämpft, obwohl die Tür an beiden Seiten Lufteinlässe für die Frontlüfter hat.
Sie ist natürlich abschließbar. Der Schlüssel sieht aus wie der eines billigen Vorhängeschlosses. Alles nicht unbedingt massiv. Aber wer hinter die Tür kommen will, kann sowieso ganz einfach die Front abschrauben.
Das gute an der Tür ist dass sie von beiden Seiten geöffnet werden kann. Zum Umbau wird die Tür abgenommen, die zwei Anschlagschienen ausgetauscht und das Schloss auf die andere Seite versetzt. Alles relativ einfach, man braucht allerdings zum lösen und festschrauben des Schlosses einen 15er Gabelschlüssel. Das ist zwar ein gebräuchliches Werkzeug für jeden Fahrradfahrer (wie mich - also kein Problem ) aber der werkzeuglose Vollnerd könnte hier Probleme bekommen. Soll keiner sagen, ich habe ihn nicht gewarnt.
Nebenbei sind bei geschlossener Tür ca. 17mm Platz für herausstehende Lüftersteuerungen in den 5,25'' Schächten. Die LEDs für Betrieb und Festplatte sind auch bei geschlossener Tür sichtbar, die Taster für Power und Reset sind nur bei geöffneter Tür zu erreichen.
Verarbeitung
Die Verarbeitung des Gehäuses ist praktisch perfekt, nichts wackelt, alles passt auf den Bruchteil eines Millimeters. Gut, das ist bei dem Preis auch zu erwarten. Aber gerade bei diesem Gehäuse fiel mir immer wieder die Detailverliebtheit von Lian Li auf.
Zum Beispiel sind sämtliche Gewinde nicht einfach ins weiche Aluminium geschnitten, sondern an allen belasteten Stellen sind Edelstahlmuttern eingelassen.
Und selbst die Klappe, die die Anschlüsse oben am Gehäuse verdeckt, ist mit einer Feder gesichert, so dass sie nicht klappern kann.
Und die Abstandshalter für das Mainboard sind nicht kupferfarben, sondern glänzen silbern (vielleicht vernickelt, vielleicht Alu).
Das Gehäuse wirkt an allen Ecken und Enden sehr wertig.
Einbau der Teile
Zuerst habe ich das gesamte Gehäuse mit Dämmmatten ausgestopft. Ich habe mit dazu ein Set von ichbinleise.de bestellt. Das einzige Problem bei diesem Set ist, dass es keine genügend große Schaumstoffplatte für das Seitenteil beiliegen hat. Deswegen sind beide Seitenteile nur mit Bitumen beklebt. Am Boden und unter dem Deckel sind Bitumen-Schaumstoff-Matten. Weitere Matten sind hinter den nicht genutzten Laufwerksschächten und überall, wo am Festplattenkäfig Platz war. Die Reste habe ich auf die Kartenhaltesäule geklebt.
Der Einbau der Teile selbst ist problemlos verlaufen, bis auf eine kleine Unzulänglichkeit: Ich habe den CPU-Kühler (Groß Clockner) vor dem Einbau des Mainboardschlittens auf den Prozessor gesetzt. Die Größe des Kühlers macht es allerdings schwer, den Schlitten wieder ins Gehäuse einzusetzen. Ein noch größerer Kühler in dieser Ausrichtung würde an den Rahmen des oberen Festplattenkäfigs stoßen. Bis zur Seitenwandwand sind aber über dem Groß Clockner noch über 20mm Platz.
Damit würde ich die maximale Lüfterhöhe für CPU-Lüfter mit ca. 180mm angeben.
Das Netzteil sollte in jedem Fall nach dem Mainboard eingebaut werden, das macht es einfacher.
Hier noch zwei Bilder vom fertigen Gehäuse:
Laustärke und Temperatur
Die Lautstärke der Lüfter bei 12V ist definitiv zu hoch! Da gibt es keine Entschuldigung für Lian Li, zumal ein Test mit Furmark (1600x1200, 8xAA 20min) bei auf 5V gedrosselten Lüftern genau die gleiche Grafikkartentemperatur (66°C) offenbarte wie bei voll laufenden Lüftern. Die Lüfter bei 12V nützen nur dem Prozessor etwas, aber der ist sowieso kühl genug.
Dummerweise haben die Lian Li-Lüfter Probleme, bei 5V anzulaufen. Zum Glück habe ich mein Netzteil von Be Quiet!. Es lässt die angeschlossenen Lüfter erst kurz mit 12V anlaufen, bevor sie gedrosselt werden. Somit habe ich jetzt ein leises System mit guter Kühlung.
Zum Vergleich habe ich meinen Kühlschrank, der ca. 6m entfernt in der Küche steht. Wenn dessen Kompressor läuft übertönt er den PC vollständig.
Wer seine Lüfter nicht über ein Be Quiet! Netzteil anschließt sollte sich direkt mit dem Gehäuse neue Bestellen (und Gummieinsätze um die Lüfter zu befestigen gleich dazu). Dicker Minuspunkt für ein so teures Gehäuse!
Zur Kühlung kann ich jetzt im Moment noch nichts genaues sagen, weil ich keine Zeit hatte lange Tests durchzuführen um das System vorzuwärmen. Aber bei kurzen Tests mit prime95 und Furmark lagen die CPU und die Grafikkarte auf etwa dem gleichen Niveau wie bei meinem alten Gehäuse.
Fazit
Das Gehäuse ist toll. Man hat das Gefühl seine Komponenten in die bestmögliche Verpackung zu setzen. Es ist erstklassig verarbeitet, hat hunderte gute Ideen, macht es dem User auf jede mögliche Weise leicht und ... ist sauteuer:
Auf dem freien Markt zahlt man ca. 170€ plus Versand (Geizhals, Stand 26.10.08). Dazu kommt für den silent-Freak noch der Preis für sechs 120er-Lüfter. Und eventuell ein 3,5''-Rahmen (Peanuts eigentlich).
Gut, wenn man das Geld hat (hähä), aber für den normalen User ist es eigentlich überflüssig. Man muss schon entweder einen superleisen Home-Server mit 5TB Kapazität betreiben wollen oder bei jeder neuen Hardwaregeneration dabei sein (wie ich), um den vollen Wert eines solchen Mega-Gehäuses schätzen zu können.
Und diese beiden Gruppen von PC-Benutzern kommen meiner Meinung nach nicht an Lian Li vorbei, was das PC-A71 wieder einmal eindrucksvoll beweist.
Der einzige echte Minuspunkt des Gehäuses ist die serienmäßige Belüftung, aber da unterscheidet sich Lian Li leider nicht von anderen Edel-Gehäuse-Herstellern.
Pro:
++ Festplattenkäfige
++ Verarbeitung
+ Mainboardtray
+ Kartenhaltesäule
+ Platz für zwei Netzteile
+ Gewicht
+ Sehr leise Luftkühlung möglich
+ Vorbereitet auf Wasserkühlung
Contra:
--Serienlüfter
- Lüfter nicht gedämpft aufgehängt
- Anleitung
- Optische Laufwerke verschraubt
- kein Adapter für externe 3,5''-Geräte
- "Kartenhaltesäule " nicht geeignet für Karten, die vollständig vom Kühler eingeschlossen werden (nvidia 9800GX2, GTX260 & 280)
Edit:
2008-10-19, 20:32 Bilder zur Dämmung hinzugefügt
2008-10-22, 14:16 Absatz zur Wasserkühlung überarbeitet
2008-10-26, 20:05 Einige Rechtschreibfehler ausgebessert, Preis hinzugefügt, Minuspunkt 3,5''' hinzugefügt
2008-11-14, 01:38 Minuspunt "nvidia GTX" hinzugefügt
Dieser Bericht beschränkt sich größtenteils auf meine Erfahrungen mit dem Gehäuse und lässt einige allgemeine Details offen, die man z.B. im Test von Teccentral (Link) findet.
Als zusätzliche Anmerkung zu diesem Test will ich gleich noch sagen dass man nicht auf den zweiten Festplattenkäfig verzichten muss, wenn man das Netzteil oben einbaut.
Da das mein erster großer Bericht ist, bin ich für jede Art von Verbesserungsvorschlägen offen. Zusätzliche Fragen beantworte ich gerne.
Einleitung
Schneller, kühler, größer! Nach diesem Motto wurde neue Hardware für Gaming-PCs eigentlich schon immer gebaut.
Und wo vor ein paar Jahren noch etliche Festplattenkäfige und Laufwerksschächte für ein Gehäuse Pflicht waren, werden die Anforderungen heutzutage vielfältiger: Man braucht Platz für einen Tower-Kühler, lange Grafikkarten und massig leise Lüfter. Oder vielleicht Platz für eine Wasserkühlung incl. Radiator. Und die Netzteile werden auch nicht kleiner...
Mit der Anschaffung einer Radeon 4870 und eines Alpenföhn Groß Clockner ist mein altes Gehäuse von Lian Li (ein PC-6070) zu klein geworden: Die Grafikkarte stößt an die Festplatten und der Towerkühler macht das Herausziehen des Mainboardschlittens unmöglich.
Also musste ein neues Gehäuse her.
Folgende Kriterien sind mir wichtig gewesen:
- So leise wie möglich bei erstklassiger Luftkühlung
- Herausnehmbarer Mainboardschlitten und leichter Zugang zu allen sonstigen Teilen
(da ich meinen Rechner 2-3mal im Jahr auseinander nehme um neue Teile einzubauen) - Platz für aktuelle Hardware
- Tür
Und nachdem ich mit Lian Li erstens sehr zufrieden war und es zweitens praktisch die letzte Firma ist, die herausnehmbare Mainboardtrays in vielen Modellen hat, bleibe ich dabei.
Nach ewigem vergleichen und Testberichte lesen habe ich mich für das Lian Li PC-A71B entschieden, über das ich (einen Tag nach dem Einbau aller Teile) jetzt mal ein Rewiew schreibe.
Allgemeines
Das Lian Li PC-A71B gibt es in schwarz oder silber. Das entsprechende Modell ohne Tür heißt PC-A70.
Lieferumfang:
- Gehäuse mit 6 eingebauten 120mm-Lüftern
- 6Molex-Adapter (12V) für die Lüfter
- 6 zusätzliche Thumbscrews
- 18 Mainboard-Abstandshalter
- 40 Festplattenschrauben mit Gummiringen zur Entkopplung
- Massig sonstige Schrauben
- eine kleine Plastikbox für die Schrauben
- Plastikhalter für die Kartenhaltesäule (siehe unten): 3x lang 4x kurz und entsprechende Schrauben
- ein zusätzlicher Netzteilrahmen
- noconaXeon-Adapterplatte
- zwei Kabelhalteklemmen
- einige Kabelbinder
- zwei Schlüssel für die Fronttür
- ein kleiner PC-Speaker
Größe:
220mm x 595mm x 615mm (Breite, Höhe, Tiefe); Big-Tower
Vordere Anschlüsse:
im Deckel mir einer Klappe drüber 2x USB, 1x Firewire, Kopfhörer und Mic
Das Gehäuse bietet Platz für 10 Festplatten, 5 optische Laufwerke, ein Mainboard beliebiger Größe (ein Adapter für noconaXeon-Mainboards liegt bei), Steckkarten bis ca. 32 cm und ein riesiges Netzteil.
Oder einige andere Kombinationen, auf die ich nachher eingehe.
Aufbau
Das einfachste vorweg: Das Gehäuse ist komplett aus Aluminium und weniger als 15kg leicht.
Der Tower ist relativ klassisch aufgebaut, was bei der Modellpalette von Lian Li (Armorsuit, Tyr, V-Serie) ja durchaus erwähnenswert ist. Die optischen Laufwerke haben vorne oben Platz, der große Festplattenkäfig (für 7 Platten) ist darunter und das Mainboard ist im normalen ATX-Standard auf der rechten Seite des Gehäuses.
Alleine das Netzteil ist von oben nach unten gewandert, dafür nimmt ein weiterer Festplattenkäfig (für 3 Platten) den Platz über dem Mainboard ein.
(Copyright by Lian Li)
Das Gehäuse hat sechs 120mm-Lüfter:
- Zwei an der Vorderseite, die ins Gehäuse blasen (mit Staubfiltern)
- Zwei hinter'm Festplattenkäfig, die auf das Netzteil und die Steckkarten blasen (hier sind auch Bohrungen für 140mm-Lüfter vorhanden)
- Einer hinter der CPU, der aus dem Gehäuse bläst
- Einer am oberen Festplattenkäfig, der aus dem Gehäuse bläst
Die optischen Laufwerke werden fest mit dem Gehäuse verschraubt, also kein werkzeugfreier Einbau. Gut, ich brauch das auch nicht, aber vielleicht ein paar andere Leser hier. Außerdem fehlt mir (bei dem Preis eigentlich nicht in Ordnung) ein Adapter für einen externen 3,5''-Schacht. Mittlerweile gibt es zwar keine Diskettenlaufwerke mehr, aber dafür haben Kartenleser und Lüftersteuerungen ihren Platz eingenommen.
Wasserkühlung
Zu diesem Teil muss ich sagen dass ich das mit der Wasserkühlung nicht selber probiert habe, da ich Luftkühlungsfan bin.
Meiner Meinung nach ist auf jeden Fall genug Platz im Gehäuse, um eine Wasserkühlung unterzubringen.
Eine Pumpe z.B. auf den Boden des Gehäuses, ein Ausgleichsbehälter in den Festplattenkäfig.
Dabei sollte das Netzteil unter dem Mainboard verbleiben, denn für den Radiator hat sich Lian Li etwas sehr interessantes ausgedacht: der Deckel des Gehäuses ist (nach dem Lösen von vier Schrauben) abnehmbar. Wer viel Zeit und einen Dremel hat, kann sich dort einen Radiator drunter setzen.
Wer Handwerkliche Tätigkeit wenig schätzt, kann sich den Austauschdeckel T71 (Geizhals) bestellen, der Platz für einen Dual-Radiator bietet.
Wer noch weiter gehen will, für den verkauft Caseking.de einen Deckel, der einen Triple-Radiator aufnimmt (Caseking). Dabei wird die heiße Luft immer konvektionsmäßig günstig nach oben abgeführt.
Außerdem bieten zwei Durchbrüche in der Rückseite des Gehäuses viel Platz für Schläuche, die nach außen verlegt werden sollen.
Festplattenkäfige
Die Festplatten werden mit Gummiringen versehen und in die Festplattenkäfige geschoben, ohne dass irgendwo Metall auf Metall liegt. Sie können auch zusätzlich verschraubt werden (was natürlich die Entkoppelung aufhebt), falls das Gehäuse transportiert wird.
Der obere Festplattenkäfig kann einfach durch das Entfernen von vier Schrauben entfernt werden, um Platz für ein Netzteil zu schaffen. Wer sein NT oben einbauen will, kann das also ohne Probleme tun.
Hier zeigt sich die unglaubliche Detailverliebtheit von Lian Li:
Der Käfig kann jetzt unter dem Mainboard eingebaut werden. Dazu sind sogar eigene Schraublöcher vorhanden, damit man den Käfig jetzt von oben und nicht mehr von unten befestigen kann, man also nicht unter das Gehäuse muss.
Oder man packt den Festplattenkäfig in den 5,25''-Schacht, wo er den Platz von drei Laufwerken einnimmt. Auch dort sind entsprechende Schraublöcher vorhanden.
Das A71 kann also mit bis zu 10 Festplatten, 2 Laufwerken und zwei Netzteilen (und Platz für Dual-Xeon-Boards) durchaus als Server-Gehäuse fungieren.
Ein weiteres tolles Detail ist der große Festplattenkäfig. Er kann gedreht werden (was allerdings mit einigem Schraubenlösen verbunden ist und in der Anleitung nicht erklärt wird), so dass man sich aussuchen kann, ob man die Festplatten von links oder von rechts in den Rahmen schiebt.
Zusätzlich kann der Käfig ein Stück nach links oder recht versetzt werden. So kann man sich aussuchen, ob man die Festplatten von der leichter zugänglichen linken Seite oder, besser versteckt, von der rechten Seite anschließt. Dabei ist genug Platz für gerade SATA-Stecker.
Mainboardtray
Der Mainboardschlitten hat die gewohnte Vielfalt an Schraublöchern für alle Arten von Mainboards. Er kann nach hinten herausgeklappt werden. Leider verbleibt der Befestigungsrahmen für die Steckkarten dabei im Gehäuse, so dass diese erst eingebaut werden sollten wenn das Board im Gehäuse ist. Es ist zwar möglich, die Karten vorher auf das Mainboard zu stecken, aber dann ist das Einsetzen des Trays eine sehr fummelige Angelegenheit.
Der Schlitten selbst hat einige Durchbrüche im Bereich der CPU, wohl für bessere Kühlung und ein (mit Plastik eingerahmtes) Loch unterhalb des Mainboards.
Durch dieses Loch habe ich sämtliche USB- Audio- Firewire- und LED-Kabel führen und am Mainboard anschließen können. Dadurch stören sie die Vorderseite nicht - toll.
"Kartenhaltesäule"
Jaa, wie soll ich das Teil denn nun nennen? Die deutsche Anleitung mogelt sich um den Begriff herum, indem sie es englisch "VGA card pillar" nennt.
Gemeint ist die seltsame, mit Rechtecken durchbrochene Strebe, die man im ersten Bild vor der Mitte des Mainboardschlittens sieht.
Sie dient dazu, überlange PCI(e)-Karten zu unterstützen. Dazu werden kleine Plastikhalter in die Säule gesteckt und mit einer Schraube auf die Karte gedrückt.
Da die 9800 GX2, die GTX 260 und die GTX 280 von nvidia vollständig durch den Kühler umschlossen werden, können die Kartenhalter bei diesen Karten nicht verwendet werden. Da die Plastikstücke in ihrer Einbauhöhe festgelegt sind, können solche Karten auch nicht einfach von unten gestützt werden.
Das konnte Lian Li zwar wohl nicht voraussehen, trotzdem muss es negativ erwähnt werden (danke an Sty!er für die Idee)
(Copyright by Lian Li)
Das Problem bei der Säule ist dass sie, so wie sie im Gehäuse eingebaut ist, einem Towerkühler im Weg steht. Aber selbst das haben die Designer bedacht: Die Säule kann in drei Stufen in Richtung der Gehäusefront verschoben werden. Alle Bohrungen sind vorhanden, nur die Anleitung schweigt sich über dieses Feature komplett aus.
Wer immer noch mehr Platz braucht kann die Säule natürlich auch einfach weglassen.
(Anmerkung: Da ich dieses Feature erst beim Einbau aller Teile bemerkt habe, gibt's dazu kein schönes Foto von mir )
Die Säule stützt nicht nur meine Radeon 4870 vorzüglich, sie dient mir auch noch als erstklassiger Kabelkanal für alle Stromkabel die nach oben führen. Außerdem konnte ich die nicht genutzten Netzteilkabel dahinter verstecken und mit Klettbändern fixieren.
Ich habe die Säule mit Thumbscrews befestigt, um sie zum Ausbau der Grafikkarte schnell lockern zu können.
Tür
Die Tür des PC-A71 ist Lian Li-typisch sehr massiv und schnappt durch zwei Kugeln hörbar zu. Das Geräusch der Laufwerke wird gut gedämpft, obwohl die Tür an beiden Seiten Lufteinlässe für die Frontlüfter hat.
Sie ist natürlich abschließbar. Der Schlüssel sieht aus wie der eines billigen Vorhängeschlosses. Alles nicht unbedingt massiv. Aber wer hinter die Tür kommen will, kann sowieso ganz einfach die Front abschrauben.
Das gute an der Tür ist dass sie von beiden Seiten geöffnet werden kann. Zum Umbau wird die Tür abgenommen, die zwei Anschlagschienen ausgetauscht und das Schloss auf die andere Seite versetzt. Alles relativ einfach, man braucht allerdings zum lösen und festschrauben des Schlosses einen 15er Gabelschlüssel. Das ist zwar ein gebräuchliches Werkzeug für jeden Fahrradfahrer (wie mich - also kein Problem ) aber der werkzeuglose Vollnerd könnte hier Probleme bekommen. Soll keiner sagen, ich habe ihn nicht gewarnt.
Nebenbei sind bei geschlossener Tür ca. 17mm Platz für herausstehende Lüftersteuerungen in den 5,25'' Schächten. Die LEDs für Betrieb und Festplatte sind auch bei geschlossener Tür sichtbar, die Taster für Power und Reset sind nur bei geöffneter Tür zu erreichen.
Verarbeitung
Die Verarbeitung des Gehäuses ist praktisch perfekt, nichts wackelt, alles passt auf den Bruchteil eines Millimeters. Gut, das ist bei dem Preis auch zu erwarten. Aber gerade bei diesem Gehäuse fiel mir immer wieder die Detailverliebtheit von Lian Li auf.
Zum Beispiel sind sämtliche Gewinde nicht einfach ins weiche Aluminium geschnitten, sondern an allen belasteten Stellen sind Edelstahlmuttern eingelassen.
Und selbst die Klappe, die die Anschlüsse oben am Gehäuse verdeckt, ist mit einer Feder gesichert, so dass sie nicht klappern kann.
Und die Abstandshalter für das Mainboard sind nicht kupferfarben, sondern glänzen silbern (vielleicht vernickelt, vielleicht Alu).
Das Gehäuse wirkt an allen Ecken und Enden sehr wertig.
Einbau der Teile
Zuerst habe ich das gesamte Gehäuse mit Dämmmatten ausgestopft. Ich habe mit dazu ein Set von ichbinleise.de bestellt. Das einzige Problem bei diesem Set ist, dass es keine genügend große Schaumstoffplatte für das Seitenteil beiliegen hat. Deswegen sind beide Seitenteile nur mit Bitumen beklebt. Am Boden und unter dem Deckel sind Bitumen-Schaumstoff-Matten. Weitere Matten sind hinter den nicht genutzten Laufwerksschächten und überall, wo am Festplattenkäfig Platz war. Die Reste habe ich auf die Kartenhaltesäule geklebt.
Der Einbau der Teile selbst ist problemlos verlaufen, bis auf eine kleine Unzulänglichkeit: Ich habe den CPU-Kühler (Groß Clockner) vor dem Einbau des Mainboardschlittens auf den Prozessor gesetzt. Die Größe des Kühlers macht es allerdings schwer, den Schlitten wieder ins Gehäuse einzusetzen. Ein noch größerer Kühler in dieser Ausrichtung würde an den Rahmen des oberen Festplattenkäfigs stoßen. Bis zur Seitenwandwand sind aber über dem Groß Clockner noch über 20mm Platz.
Damit würde ich die maximale Lüfterhöhe für CPU-Lüfter mit ca. 180mm angeben.
Das Netzteil sollte in jedem Fall nach dem Mainboard eingebaut werden, das macht es einfacher.
Hier noch zwei Bilder vom fertigen Gehäuse:
Laustärke und Temperatur
Die Lautstärke der Lüfter bei 12V ist definitiv zu hoch! Da gibt es keine Entschuldigung für Lian Li, zumal ein Test mit Furmark (1600x1200, 8xAA 20min) bei auf 5V gedrosselten Lüftern genau die gleiche Grafikkartentemperatur (66°C) offenbarte wie bei voll laufenden Lüftern. Die Lüfter bei 12V nützen nur dem Prozessor etwas, aber der ist sowieso kühl genug.
Dummerweise haben die Lian Li-Lüfter Probleme, bei 5V anzulaufen. Zum Glück habe ich mein Netzteil von Be Quiet!. Es lässt die angeschlossenen Lüfter erst kurz mit 12V anlaufen, bevor sie gedrosselt werden. Somit habe ich jetzt ein leises System mit guter Kühlung.
Zum Vergleich habe ich meinen Kühlschrank, der ca. 6m entfernt in der Küche steht. Wenn dessen Kompressor läuft übertönt er den PC vollständig.
Wer seine Lüfter nicht über ein Be Quiet! Netzteil anschließt sollte sich direkt mit dem Gehäuse neue Bestellen (und Gummieinsätze um die Lüfter zu befestigen gleich dazu). Dicker Minuspunkt für ein so teures Gehäuse!
Zur Kühlung kann ich jetzt im Moment noch nichts genaues sagen, weil ich keine Zeit hatte lange Tests durchzuführen um das System vorzuwärmen. Aber bei kurzen Tests mit prime95 und Furmark lagen die CPU und die Grafikkarte auf etwa dem gleichen Niveau wie bei meinem alten Gehäuse.
Fazit
Das Gehäuse ist toll. Man hat das Gefühl seine Komponenten in die bestmögliche Verpackung zu setzen. Es ist erstklassig verarbeitet, hat hunderte gute Ideen, macht es dem User auf jede mögliche Weise leicht und ... ist sauteuer:
Auf dem freien Markt zahlt man ca. 170€ plus Versand (Geizhals, Stand 26.10.08). Dazu kommt für den silent-Freak noch der Preis für sechs 120er-Lüfter. Und eventuell ein 3,5''-Rahmen (Peanuts eigentlich).
Gut, wenn man das Geld hat (hähä), aber für den normalen User ist es eigentlich überflüssig. Man muss schon entweder einen superleisen Home-Server mit 5TB Kapazität betreiben wollen oder bei jeder neuen Hardwaregeneration dabei sein (wie ich), um den vollen Wert eines solchen Mega-Gehäuses schätzen zu können.
Und diese beiden Gruppen von PC-Benutzern kommen meiner Meinung nach nicht an Lian Li vorbei, was das PC-A71 wieder einmal eindrucksvoll beweist.
Der einzige echte Minuspunkt des Gehäuses ist die serienmäßige Belüftung, aber da unterscheidet sich Lian Li leider nicht von anderen Edel-Gehäuse-Herstellern.
Pro:
++ Festplattenkäfige
++ Verarbeitung
+ Mainboardtray
+ Kartenhaltesäule
+ Platz für zwei Netzteile
+ Gewicht
+ Sehr leise Luftkühlung möglich
+ Vorbereitet auf Wasserkühlung
Contra:
--Serienlüfter
- Lüfter nicht gedämpft aufgehängt
- Anleitung
- Optische Laufwerke verschraubt
- kein Adapter für externe 3,5''-Geräte
- "Kartenhaltesäule " nicht geeignet für Karten, die vollständig vom Kühler eingeschlossen werden (nvidia 9800GX2, GTX260 & 280)
Edit:
2008-10-19, 20:32 Bilder zur Dämmung hinzugefügt
2008-10-22, 14:16 Absatz zur Wasserkühlung überarbeitet
2008-10-26, 20:05 Einige Rechtschreibfehler ausgebessert, Preis hinzugefügt, Minuspunkt 3,5''' hinzugefügt
2008-11-14, 01:38 Minuspunt "nvidia GTX" hinzugefügt
Zuletzt bearbeitet: