Verdummung der deutschen Jugend – Gründe?

Jirko

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„Die Jugend heutzutage...“ – „Wo soll das nur enden...“ – „Und so etwas ist meine Zukunft...“ – Dies alles sind Aussagen, wie sie jeder einmal gehört hat, geprägt in der heutigen Zeit. Doch sind diese Aussagen nur Hirngespinste der „älteren Leute“, die nur all zu gern beteuern, dass früher alles besser war? Ist vielleicht etwas dran, wird die Situation zu kritisch beurteilt oder sehen wir uns einer wahrhaft „rosigen“ Zukunft ausgesetzt? Ich vermag dies allein nicht zu beurteilen, was ich aber kann, ist den Grund darzulegen, der mich zu diesen Zeilen bewegte. Es war wieder eine jener Situationen, in denen man gemütlich an Läden vorbeistolziert, mit missmutigen Blicken den ein oder anderen Zwölfjährigen in sein Blickfeld rückt, da dieser wieder mit einer Kippe in der Hand rumrennt, und ihm beiläufig beim Gespräch folgt: „Ey Alder, haste mal Feuer?“ – „Haste mal ein bissl Kleingeld, damit ich und mein Kumpel Kippen kaufen können“ – „Scheiß Fitten/Ausländer hier, das Pack soll sich verziehen!“ Überzogen? Ausgedacht? Einmaliges Beispiel? Mitnichten. In einer Zeit, in der wir im Fernsehen von Schlägerein auf Schulhöfen erfahren, die auch noch „zum Spaß“ aufgenommen werden, in der Suchtmittel wir Zigaretten oder Alkohol leichter denn je an Minderjährige verkauft werden und in der Unterinformation eine Volkskrankheit ist, wie soll in dieser Zeit eine andere Jugend heranwachsen?

Doch es ist nicht nur das Verhalten der Jugend, es ist auch ihre Ausdrucksweise, die mir zu denken gibt. Sätze wie „Mach schon, das wär cooler als wie wenn du Klaus Mustermann verkloppen würdest“ – „Wie teuer kostet das...?“.... Die Krönung des Ganzen findet sich jedoch in dem schriftlichen Auftritt einiger Personen. Was bei vielen noch als Ausrutscher durchaus vertretbar ist, findet bei gewissen Exemplaren die Krönung in der völligen Unkenntnis über die deutsche Grammatik. Kommas, Punkte – ja Satzzeichen generell scheinen zu abstrakten Hyroglyphen verkommen zu sein. Das korrekte Beugen von Verben, die Satzordnung – all das findet teilweise keinen Platz mehr in den deutschen Köpfen. Zugegebener Maßen nicht ganz unschuldig daran ist die „neue“ Deutsche Rechtschreibung, die schon versuchte, das „ß“ zu verbannen. (Nein, es lebt noch! Fußball, Gruß, Spaß – All das muss so geschrieben werden...)
Aber das scheint mir nicht der Kern der Dinge, doch wo genau liegt die Essenz des Übels? Ich stelle einmal ein paar Vermutungen auf:

1) Das „Cool“ sein. Heutzutage ist Keiner cool, der sich noch irgendwie korrekt auszudrücken weis. Es zählen keine Wörter, wo man mit dem begrenzten Wortschatz nicht weiter kommt, zählen Taten. Sei es in Form von Mutproben, Gewalt oder ähnlichem. Man ist „in“, wenn man sich durchzusetzen weis, Markenklamotten trägt oder einfach was Bescheuertes gemacht hat.

2) Das Lesen entfällt. Fragt man die Kinder heutzutage, wie das Märchen „Der Froschkönig“ ausgeht, fragen einige, ob Rapunzel da nicht mit den sieben Zwergen durchgebrannt ist. Kaum jemand kennt diese simplen Dinge noch, es interessiert nicht. Wer sich in der Grundschule – sogar in den ersten Klassen – vergleichen will, der braucht Mobiltelefone, Computer oder die neuesten Schminksets. Lesen? Vielleicht in der Schule, aber um Gottes willen nicht in meiner Konsolen/Fernsehen/Computerzeit..

3) Das Fernsehen. Ja, meiner Meinung nach ist dies sogar einer der Hauptpunkte. Denn während Sendungen über Quietscheentchen im Hampelmannkostüm („Daniel mein Sündenbock“), zweitklassige Stars im Dschungel oder „Jack Ass“ das Programm dominieren, die dann auch noch von zweifelhaften „RTL2 News“ abgerundet werden, sehe ich keine Hoffnung im deutschen Fernsehen. Richtige Wissenssendungen gibt es meiner Meinung nach zu wenig, Dokumentationen sind teilweise langweilig, würden aber wahrscheinlich auch so nicht „cool“ genug sein, um sie der Jugend zu präsentieren. Stattdessen aber erweitert man sein Wissen, indem man anderen Leuten im Bunker zuguckt oder sich die reißerischen Kommentare einer selbsternannten Jury reinzieht.

3 Punkte, die schwer wiegen. Die Anklage gegen die Jugend ist klar, doch was lässt sich ändern? Wie kann man den Kindern das Lesen vermitteln, wie kann man die beliebten aber stupiden Fernsehsendungen verdrängen und wie kann man den Deutschen Deutsch beibringen? Ich sehe hier kaum Lösungen, der Anfang kann meiner Meinung nach nicht von Oben erzwungen werden, er muss im Elternhaus beginnen.

Ich in meinem Wunschdenken wäre ja für Sendungen, in denen mit richtigem Deutsch möchtegern Kiddies hochgenommen werden. Ich bin auch für richtige Bestrafungen bei Straftaten bei Kindern, man muss sich nur angucken, wie teilweise Minderjährige gegen das Gesetz verstoßen, gefasst werden, raus kommen und wieder losziehen. So etwas sollte man zu richtiger Arbeit unter Aufsicht verdonnern, einen Arsch voll Schläge könnte auch nicht Schaden – Autorität muss wieder vermittelt werden. Es geht nicht, dass Viele rumrennen, Wörter wie „Respekt“ und „Gehorsam“ nur vom Hören/Sagen kennen und meinen, sie dürften alles. In diesem Punkt finde auch ich, dass früher alles besser war...

Man kann aber schlecht jemanden zum Lesen zwingen. Hier fiele mir nur ein, mehr interessenbezogene Texte direkt für diese Jugend zu verfassen. Texte, die sprachlich einwandfrei sind, die lehren, sich vielleicht sogar in irgendeiner Weise auf andere Texte beziehen – doch kaum ein Medium schafft dies in großem Umfang. Entweder sind die Texte gut geschrieben und setzen einiges an Verständnis voraus, oder sie knüpfen an simple Textgestaltung an und beanspruchen den Kopf beim Lesen nicht...

Zum Fernsehen fällt mir gar nichts ein. Man kann die Kiste bei Einigen eigentlich nur abschalten oder auf bestimmte Sender eingrenzen...

Jetzt würde mich eure Meinung interessieren. Kennt ihr Situationen, in denen ein Kopfschütteln eigentlich nicht mehr reicht, habt ihr euch auch schon maßlos aufgeregt oder wisst ihr andere Mittel, wie man gegen diesen Missstand vorgehen sollte? Ich finde es einfach nur noch erschreckend, was mir auf deutschen Straßen begegnet, ja was sogar meine Altersgruppe ausmacht...
 
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet
die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie
arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer
betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft,
verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und
tyrannisieren ihre Lehrer.

Sokrates (470 - 399 v. Chr.)
 
Da soll mal einer sagen, Nostradamos hätte die Zukunft alleine vorrausgesagt...

Ich muss aber sagen, dass, obwohl man die Zeilen perfekt in unsere Gesellschaft einbetten könnte, die heutige Zeit doch stark anders ist als vor 1500 Jahren. Damals gab es Prügelstrafen, es herschte kein Markenzwang, das Schulschwänzen war kein Problem, da die wenigsten die Schule besuchten etc... Die heutigen Probleme erweitern das bekannte Programm...
 
Denke mal das es auch an uns eltern liegt den kindern anstand und sozialenumgang beizubringen.
Leider ist es heute so das in den meisten Haushalten alle beide arbeiten gehen.
Frage mich warum sie sich dann kinder anschaffen wenn sie denen dann den schlüssel um den hals hängen.
Klar das die dann das machen wozu sie bock haben,und verblöden.
Wenn du Kinder hast musste dich drum kümmern und mit ein paar euros weniger auskommen,wenn du alein verdiener bist.
Vorteil du bekommst mehr mit wo deine Kinder nachholbedarf haben oder was für interessen.
Kannst diese dann gezielt fördern.
Wenn aber beide abends um19Uhr vom job kommen und platt sind haben se kein bock mehr,fehlt ja auch die zeit um auf die kinder einzugehen.
Habe auch zwei Mädels und mache jetzt den Hausmann ist voll Klasse wenn ich sehe wie die sich entwickeln.
Ist aber in der hetigen zeit das Problem das sie alle auf ihre kohle schauen und lieber nen dicken Benz fahren.
Fahre lieber golf und habe glückliche girls um mich herum.
Trete auch bei anderen sachen zurück und spendier lieber mal ganz grob gesagt ein besuch im Zoo und freue mich das die kids sich freuen.


In diesem sinne gibt zum glück auch noch andere Eltern.
 
PuppetMaster schrieb:
Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet
die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie
arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer
betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft,
verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und
tyrannisieren ihre Lehrer.

Sokrates (470 - 399 v. Chr.)
Genau das wollte ich auch zitieren, wusste aber net wo ich da dran komme ;-)
 
Verdummung der deutschen Jugend – Gründe?

Ganz einfach: die Machtelite möchte Ihre Macht erhalten.
Wie macht man das? Man tut so, als ob einem das Wohl des Volkes am Wichtigsten sei und wirtschaftet doch in die eigene Tasche, solange man was zu sagen hat.
Wie sorgt man dafür, dass das Volk diese Scharade schluckt? Man lässt es kontinuierlich verdummen.
Wie verdummt man ein ganzes Volk? Indem man die Anforderungen zurückschraubt, immer weniger in die Bildung investiert und ab und zu so tut, als würde man etwas für die Bildung tun (Elite-Unis), damit es nicht auffällt.

Ein gutes, weit fortgeschrittenes Beispiel dieses Prozesses können wir in den USA beobachten, ein Land, das wirklich erstaunlich dumm ist.

Übrigens hat, soweit ich mich richtig erinnere, schon Machiavelli in seinem Werk "Il principe" (um 1530) diesen Weg beschrieben (übrigens satirisch).

Gruß
Morgoth
 
Hm, das klingt so verschworen, dass es wahr sein muss. Man sieht es ja an der Pisa Studie: Großer Aufschrei, viel Stuß geredet aber noch weniger umgesetzt. Nichteinmal einen einheitlichen Lehrplan geschweige denn Abschluss bekommt man Deutschlandweit gebacken...

@ R2D2

Zuwenig Zuwendung durch die Eltern ist natürlich ein gewichtiges Problem, allerdings kann es sich heute auch kaum jemand leisten, allein für alle zu sorgen. Die Kinder gehen natürlich vor, doch muss man dazu auch Geld haben, um für Unterhalt, Kleidung, Ernährung, Ausstattung etc zu sorgen... Ich stimme dir aber zu, wenn man Zeit hat, dann sollte man sie für die Erziehung nutzen, und nicht den Fernseher vorschieben...
 
In der Stufe wo ich Abi gemacht hab (jaja, ganz übles Deutsch ;) ) waren einige, bei denen ich mich wirklich gefragt hab, was die denn bitte auf dem Gymnasium zu suchen hatten. Was mich natürlich am meisten gewurmt hat war die Tatsache, das die auch noch einen besseren Abschluss als ich hinbekommen haben (die eine, so richtig strunzdämliche Schnepfe hat tatsächlich eine 1,0 bekommen - sie ist ja auch die Tochter des damaligen Stadtdirektors. Hey, ich hab die täglich an die Wand geredet! Die konnte sich gar nicht wehren, weil sie es nicht drauf hatte! Ihre Schwester, vor der ich wirklich Hochachtung habe (denn die hat was drauf), hat "nur" eine 1,1 bekommen).
Irgendwie habe ich aber gemerkt, wie es zu den unteren Stufen hin immer schlimmer wurde. Die wussten rein gar nichts mehr. Zufällig hatte ich gerade zu der Zeit noch einen Bruder, der auf der Grundschule war. Wenn ich immer so gehört habe, was die da lernen, bekomme ich Weinkrämpfe. Die Hälfte der Klasse konnte nie richtig lesen!
Inzwischen ist auch er auf dem gleichen Gymnasium. In einer sogenannten Profilklasse (=Eliteklasse). Elite! Das ich nicht lache! Wenn das Elite ist, was machen denn dann bitte die anderen Klassen? Ringelpiez mit Anfassen?
Das ist genau der gleiche seiche Mist wie die Elite-Unis: die guten aussortieren, in eine weltfremde Anstalt stecken um damit im Ausland gut dazustehen, während der Rest in überfüllten Hörsäälen dahinsiecht. Außerdem hat man damit die wohl künftige geistige Elite an konzentrierten Orten, kann sie also leicht unter Kontrolle halten und die aufmüpfigen schnell "entsorgen".

Gruß
Morgoth
 
Irgendwie habe ich aber gemerkt, wie es zu den unteren Stufen hin immer schlimmer wurde. Die wussten rein gar nichts mehr.

genau das beobachte ich auch seit einigen jahren an meiner schule. ich bin jetzt in der 12. und muss feststellen, dass mir selbst die leute aus der 10.klasse total asozial vorkommen und ich bin mir sicher, dass ich mich in der 10.klasse nicht so benommen habe.
selbst 5 klässler ham heute ne tierisch große fresse und prollen mich dauernd an, obwohl die 5 köpfe kleiner als ich sind.

obwohl meiner meinung nach das gymnasium in unserem schulzentrum (real- und hauptschule + gymnasium direkt nebeneinander) immer noch ein hort an bildung und glückseligkeit ist. ich hab zum teil echte verständigungsprobleme mit hauptschülern, da deren wortschatz einfach so begrenzt ist, dass man denen mit, eigentlich jedem bekannten (kommunizieren), fremdwörtern gar nicht kommen kann.

ich kann mir aber irgendwo auch nicht erklären, woran das liegt. ich meine es liegt zu einem großteil an den eltern, die es nicht mehr schaffen, ihre kinder von anfang an für kultur (ich wurde früher immer in museen mitgeschleppt, fand es damals tierisch langweilig, aber jetzt hat es für mich nur vorteile) zu "begeistern".
fernsehen hat dabei sicherlich auch einen großen (auch mit ß :) ) anteil, es gibt ja nur noch wenige sendungen, in denen nicht auf unterstem niveau geredet wird. ist ja auch viel einfacher, talkshows zu gucken als dokus aufm zdf zu gucken. bei talkshows muss man nicht denken, aber bei dokus muss man schon mitdenken können und das ist ja viiiiiiel zu anstrengend.

naja was die deutsche sprache angeht, habe ich mich leider inzwischen auch schon (aber nur am pc) von der groß/kleinschreibung verabschiedet, weil mir das einfach viel zu mühsam mit der shift-taste ist.

aber dieses sokrates-zitat trifft echt den nagel auf den kopf.
 
heutige jugend...ein leidiges thema :D
obwohl es bei mir auch noch nicht so lange her ist (abi 02), muss ich doch sagen, dass es immer schlimmer wird. gerade in den letzten zwei jahren an der schule wurde die unterstufe mit zunehmender größe (bei manchen könnte man wirklich denken sie wären der größe nach zu urteilen in der oberstufe) auch immer frecher.
sprüche wie "halt's maul" und "geh mir aus dem weg" hätten wir uns in der unterstufe den großen gegenüber jedenfalls nicht erlaubt.
falsche vorbilder, insbesondere aus der hip hop szene und möchtegern-promis der heutigen medienlandschaft, tragen einen guten teil zum verhalten der jugend bei. nicht falsch verstehn, ich habe nichts gegen hip hop, höre auch selbst vereinzelte songs aber die jugend lässt sich dadurch leider zu leicht beeinflussen (warum eigentlich, ist mir in dem maße in meiner kindheit nicht aufgefallen). bilder 13jähriger im gangster-outfit, die "8 mile" stürmten sprechen doch ein deutliches bild ;)
artikel über das verhalten der unterstufe werden in den abizeitungen auch von jahr zu jahr haarsträubender

in meinen augen spielen aber vor allem soziales umfeld und bildungsstand eine wichtige rolle. wenn ich eine unterhaltung unter hauptschülern höre wähne ich mich jedes mal auf einem anderen planeten, so unterschiedlich ist der sprachgebrauch in den verschiedenen bildungsschichten.
eine lösung für das problem zu finden ist in meinen augen nicht gerade einfach.
die "kanack"-sprache oder wie auch immer man es nennen will wird nicht durch das elternhaus sondern durch den freundeskreis geprägt, dort einzubrechen dürfte äußerst schwer sein.
der "klassenunterschied" spiegelt sich aber nicht nur in der sprache wieder, auch verhalten, werte und interessen divergieren teils extrem. ich denke geraden an den hauptschulen ist auch der hohe ausländeranteil für bestimmte verhaltensweisen mit verantwortlich, die großteils aus unterschiedlichen mentalitäten resultieren.
abgesehn vom allgemeinen interesse an z.b. sport oder musik wird man internet-nutzer eher am gymnasium finden. an hauptschulen fällt mir besonders der hohe anteil derjenigen auf, die sich ein mopet oder einen ähnlichen fahrbaren untersatz kaufen, während am gymnasium die meisten eher das auto als erstes ziel haben.
um zum thema verdummung zurückzukommen, die heutige medienlandschaft ist wohl eines der hauptziele der kritik. nun kann man sich ja fragen, ob sie ursache oder symptom der verdummung ist.
selbst wenn der auslöser ein anderer gewesen sein sollte, so senken doch gerade die fernsehsender das niveau immer weiter.
sendungen wie big brother, ich bin ein star...blabla, der bachelor und wie sie alle heißen sollten ebenso wie filme einer alterbeschränkung unterliegen, denn gerade sie sind in meinen augen für kinder schädlicher als z.b. action-szenen in filmen, bei denen man weiß, dass es sich eben um filme handelt. das dort propagierte menschenbild kann doch nur zu einer verdummung und verrohung der gesellschaft führen. bei vorbildern wie kübelböck und den partyludern brauch man sich über schwindende leistungsbereitschaft in der gesellschaft nicht wundern.
sei ausgeflippt, wackel mit dem arsch und du wirst berühmt. keine wünschenswerte einstellung in meinen augen.
aber auch unsere politiker tragen ihren part bei. die unfähigkeit in bildungsfragen ist schon erstaunlich. in blindem aktionismus werden schulkonzepte geändert. statt leistungsanreize zu bieten und die schüler so zu motivieren werden gute konzepte umgeworfen, lehrerstellen gestrichen, gelder gekürzt, die fächerwahl der schüler beschränkt. gerade die oberstufenreform ist aus sicht von schülern, eltern und lehrern ein wahrer albtraum. aber die herren politiker wissen es ja besser.
wo in meinem abi-jahrgang schon lks mit 20 schülern stattfanden, der leistungsunterschied selbst in grundkursen enorm war, wurden grundkurse und lks nun zusammengeschmissen, die stundenzahl gekürzt und als sahnehäubchen der stoff-plan des lks übernommen. das ergebnis kann sich jeder selber ausmalen.
die idee der elite-unis ist ein weiteres zeichen für die unfähigkeit der politik in bildungsfragen; statt einzelne starke fachbereiche im gesamten bundesgebiet zu stärken versucht man einzelnen unis mehr geld zukommen zu lassen´um diese in sämtlichen gebieten ins internationale spitzenfeld zu führen.
stärken zerstören um sie andernorts wieder mühsam aufzubauen, mit logik hat das nun wirklich nichts zu tun.
zurück zum eigentlichen thema. das elternhaus, mit ihm fällt und steht ein bedeutender teil der bildung der jugend. mangelnde aufmerksamkeit und fehlendes interesse am eigenen kind können ebenso wie zu großes einengen negative folgen haben. die eltern müssen ein gutes mittelmaß zwischen aufsicht und vertrauen finden und dabei immer die individualität des einzelnen kindes beachten.
sicherlich keine einfache aufgabe, sie erfordert viel zeit und einfühlugnsvermögen aber wenn alles richtig läuft erkennt man es später auch am kind - umgekehrt natürlich genauso.

fazit:
ein einzelner schuldiger lässt sich nicht finden. die heutige jugend wird durch eine vielzahl von faktoren geprägt, so dass man davon abkommen muss, einzelne brennpunkte anzugehn und stattdessen eine umfassende strategie für erziehung und bildung finden muss.
 
Ich denke, das trifft den Nagel sehr gut auf den Kopf. Wir haben es also mit einer Kollektivschuld zu tun, in der alle zum Übel beitragen aber sich keiner dafür verantwortlich sieht, habe ich das soweit richtig aufgefasst @ wannab3?

Ich frage mich, ob wir auch ein Bildungssystem brauchen, wie wir es in Japan geboten bekommen: Keine Freizeit, die Ganztagsschule steht im Mittelpunkt, das Lernen ist die zentralste Aufgabe überhaupt für die Kinder und Jugendlichen. Doch kann man mit soviel Kontrolle und Auflagen etwas ändern? Fakt ist für mich, man kann nicht darauf warten, dass der Stein von selbst ins Rollen gelangt. Ein gewisser Zwang muss dahinter stecken.

Was mir auch noch einfällt. Ich finde diese "Problembekämpfung" der Politiker mehr als verquer. Nicht nur das fehlende Zentralabitur, nicht einheitliche Lehrpläne und mangelnde finanzielle Mittel fallen hier auf, vor allem die Kritik an den Unterrichtsmethoden macht mich stutzig. Wenn verlangt wird, dass sich Lehrer mehr um jeden Schüler kümmern, zwei Sätze später jedoch verkündet wird, dass die Schülerzahl in Klassen wächst, Lehrposten gestrichen werden etc, dann wundere ich mich, ob nicht viele Poilitiker nur von 12 bis Mittags denken...
Auch interessant finde ich, zumindest in meinem direkten Lebensumfeld, die Tatsache, dass anscheinend ohne Hirn und Verstand Schulen an der einen Ecke aus dem Boden gestampft werden (huchu, Berlin Hohenschönhausen verfügt über eine der modernsten Schulen Europas...) und ein bis zwei Kilometer weiter die "alten" Schulen geschlossen werden. Das ganze dann noch mit dem Konzept, eine voll besetzte Schule auf ihre doppelte Kapazität zu zwingen, nur um Kosten zu sparen. Ich persönlich finde das wirklich hirnverbrannt...
 
Ich frage mich immer wieder, warum für eine weiterführende Schule keine Prüfung abgelegt werden muss. Denn ich stelle fest, entgegen der demographischen Entwicklung, dass immer mehr Kinder auf dem Gymnasium eingeschult werden. Aber was für Gestalten! Manche von denen können noch nicht einmal richtig lesen. Das war bei mir (vor 13 Jahren) schon so, und es ist immer schlimmer geworden.

Stattdessen halten diese Schüler den Unterricht auf. Denn der Lehrer muss sich später fragen lassen, warum denn bei ihm so überdurchschnittlich viele Schüler durchfallen, vielleicht ist er ja zu streng und setzt die Erwartungen zu hoch an. Da drehen doch die meisten das Niveau runter um sich so aus der Affäre zu ziehen.

Doch was passiert? Die Eltern ignorieren einfach, das ihr Kind einfach noch nicht soweit ist, und anstatt es lieber noch ein/zwei Jahr auf der Grundschule zu lassen, bis es weit genug ist, wird es schnellstmöglich aufs Gym geschickt, weil man ja gerne später einen Arzt/Anwalt/etc. als Nachkommen hätte.

Wenn man aber jetzt eine gewisse Hürde aufbauen würde, stiege der Level vor allem an Gymnasien ungemein; und das ist es doch, was unser Schulsystem eigentlich bezweckt.

Angemerkt sei noch, das Schulen Schüler ablehnen können, um ihre Kapazität einzuhalten. Da wundert mich zwar, warum es jedes Jahr mehr Schüler werden (wo doch der Platz immer noch der gleiche ist und auch die Anzahl der Lehrer sich eher verringert als vermehrt hat), aber wenigstens ist ihnen die Möglichkeit gegeben.
Das scheint aber auch manchen Eltern dann völlig egal zu sein, die schicken ihr Kind dann einfach zum nächsten.

Gruß
Morgoth
 
ja, ist eine art kollektives versagen aber allein durch zwänge wird sich da nicht viel tun. jugendliche neigen nunmal zum rebellieren, weshalb sie freiheiten und wahlmöglichkeiten in ihren lernzielen brauchen. ohne ein mindestmaß an spaß und leistungsanreize wird man in meinen augen nichts errreichen können.

ob eine aufnahmeprüfung etwas bringt halte ich in dem frühen entwicklungsstadium eher für fragwürdig. paradoxerweise würden dort in meinen augen die weniger begabten sogar besser abschneiden. denn die begabten lernen in der regel während der grundschulzeit noch nicht wirklich, da ihnen das meiste sehr leicht fällt. kinder mit lernproblemen werden hingegen von den eltern zum lernen angetrieben, haben dadurch einen gewissen wissensstand der oft nicht ihren wirklichen fähigkeiten entspricht. leider lässt sich das niveau ab einem gewissen zeitpunkt aber durch lernen nichtmehr halten und sie sacken immer weiter ab. ich denke ein konsequenteres vorgehen seitens der lehrer und weniger angst vor den "bösen eltern" (und die gibt es in der tat, die mit den schwächsten kindern schreien oft am lautesten) würden sehr helfen frühzeitig schwächen zu erkennen und dem mit einer rückstufung auf z.b. die realschule zuvorzukommen. sie sollten endlich verstehn, dass sie den kindern mit ihrem durchschleppen von einer klasse zur nächsten keinen gefallen tun. diese sind durch ausbleibenden lernerfolg und schlechte noten oft nur frustriert und geben sich selber irgendwann auf.
kenne aus meinen freundeskreis genügend beispiele jeglicher art. schüler die in der grundschule noch einen besseren schnitt als ich hatten sind am gymnasium kläglich gescheitert und diejenigen, die sich mehrere jahre mit ach und krach durchgeschleppt haben mussten letztendlich auch aufgeben.
man sollte eine zurückstufung aber nicht ernster nehmen als sie ist.
selbst mit realschulabschluss stehen einem noch viele wege offen.
ein freund von mir musste das gymnasium nach der 8. klasse richtung realschule verlassen, hat dann dort seinen abschluss gemacht und anschließend eine lehre zum bankkaufmann. mittlerweile studiert er über wochenendkurse in einem speziellen programm bwl. mehr als so mancher abituriernt schaffen wird.

eine übernahme japanischer lehrmethoden halte ich für wenig aussichtsreich. dass dies dort überhaupt in der form möglich ist hängt im großen und ganzen mit der japanischen mentalität zusammen und würde in europa auf große anpassungsprobleme stoßen. wie gesagt, mehr lernanreize, kleinere klassen und wahlmöglichkeiten könnten wundern tun.
den unterschied zwischen großen und kleinen klassen habe ich beim abi selber miterlebt. während sich bei 20 schülern der einzelne sehr zurückziehen und einen auf faul machen kann ist in kleinen kursen jeder einzelne gefordert. der lehrer hat mehr zeit auf fragen einzelner einzugehn wodurch das ganze lernklima auffgewertet wird.

ein weiteres problem ist die angst, die wir hierzulande vor der elitenbildung haben. einerseits beklagen sich alle über mangelnde wettebwerbsfähigkeit und schlechtes abschneiden bei internationalen studien. andererseits wird sofort geschrien sobald das wort elite ertönt.
was ist denn bitte eine elite? doch nichts anderes als eine gruppe besonders begabter personen, fähig auf internationalem niveau zu arbeiten. ergo genau das über dessen mangel sich alle beklagen und das wir so dringend brauchen um wettbewerbsfähig zu sein.
ein blick in die usa (aber auch nach z.b. frankreich oder groß britannien) zeigt deutlich wo wir bei entsprechendem engagement sein könnten. universitäten wie harvard und yale holen spitzenstudenten aus aller welt in die usa und bescheren dem land dadurch ein riesigen wirtschaftlichen vorteil.
diese abneigung gegenüber dem wort elite ist mir so auch nur aus deutschland bekannt, jedes andere volk wäre froh ein solches potential für sich nutzen zu können.
ohne dieses problem hätte es auch nie die leidige green card diskussion gegeben. wir müssen lernen eliten gezielt zu fördern und sie somit ein stück an deutschland zu binden. denn bisher verschwindet ein großteil so früh wie möglich richtung usa, wo sie mit offenen armen empfangen werden.
die jetzt in der diskussion befindlichen elite-unis sind aber der falsche weg. statt andere länder nachzuahmen, sollten wir unseren eigenen weg gehen, der hierzulande in einer dezantralen förderung bestimmter bereiche liegen würde.
außerdem müssen wir viel früher ansätzen. förderprogramme müssen bereits in der frühen schulzeit beginnen, die jugendlichen müssen sich gefordert fühlen denn durch unterforderung langweilen sie sich nur, ihr potential verkümmert und keinem ist geholfen.

fazit:
konsequentes bewerten von leistungen und entsprechendes handeln sowie eine gründlegende überarbeitung des schulsystems inklusive flächendeckender standards und lernziele gekoppelt mit einer förderung hochbegabter würden einen großteil der heutigen probleme lösen.
gerade eltern sollten von ihrem falschen stolz abkommen und sich trauen ihre kinder gegebenenfalls auch auf eine andere schule zu schicken; lehrer sollten mehr durchsetzungsvermögen zeigen, denn nur so kann das vorhandene potential zur zufriedenheit aller maxial ausgenutzt werden.
 
Das Elitenförderung eine gute Sache ist, bestreitet ja auch keiner. Es gibt aber einen Haken an dem, was hier in Deutschland geplant ist: die Ausgaben für Bildung sollen gleich bleiben, aber mehr Geld in die Elite-Unis gesteckt werden. Mit der Folge: der Rest krebst herum und es bildet sich eine viel schärfere Spitze heraus statt einer guten breiten Masse. Die wird nicht mehr gut sein, sondern nur noch Mittelmaß.

Die USA würde ich nicht unbedingt als positives Beispiel für Elitenförderung ansehen. Besonders auf der Yale-Uni befinden sich mehr Kinder reicher Eltern (George Dabbelju war auch da) als echte Hochbegabte. Bildung als Folge von Reichtum kann aber nicht unser Ziel sein.

Gruß
Morgoth
 
Eine Prüfung nach der Grundschulzeit halte ich auch für fragwürdig - ich wäre wahrscheinlich auch gerade so durchgekommen, obwohl ich mit einem excellenten Durchschnitt aufs Gymnasium gegangen bin - es war halt die "Es kommt von selbst, ich muss nichts machen" Lernhaltung.

Was ich aber nach als Punkt anzumerken hätte: Die Empfehlungen - die ja noch nie bindend waren - werden seit jüngster Zeit bei nach einem Notendurchschnitt ausgerichtet, nicht aber nach der Einschätzung der Lehrer. So bekommt beispielsweise jeder Schüler, ob dumm und fleißig oder intelligent und Faul, bei einem Notendurchschnitt von 2,2 (fiktiver Wert, den genauen habe ich nicht im Kopf) automatisch eine Empfehlung für das Gymnasium. Dies natürlich, um die "gemeinen" Lehrer vom "falschen" Runtermachen der Schüler abzuhalten... Was daraus resultiert ist klar: Viele Eltern, die ihre Schüler, wie so treffend beschrieben wurde, "durchschleppen" wollen, fühlen sich bestätigt und setzen ihre Kinder in Gymnasialklassen. Ich sehe das auch an unserer Schule, die Gott sei Dank noch ein relativ hohes Niveau hält - einige Schüler sidn jedoch völlig fehl am Platze...

Angesprochen wurde, dass der Schwerpunkt mehr auf kleineren Klassen und Wahlmöglichkeiten liegen soll - das begrüße ich. Wobei hier "kleine" Klassen auch relativ zu sehen sind. Ich bin in der 11ten Klasse, eine Klasse, die 29 Personen umfasst. Sie musste zusammengelegt werden, weil in der Klassenstufe 10 soviele Schüler abgegangen sind, dass in den ehemals 4 Klassen nur noch je 22 übrig geblieben wären... Die Leistungs und Wahlkurse bei uns sind durchschnittlich mit 15 - 20 Mann belegt - ab hier finde ich das Umfeld für angenehm, erst so werden Unterrichtsgespräche überhaupt in größerem Umfang möglich, man kann sich konzentrieren etc...

Gegen eine Eliteförderung habe ich auch nichts, nur nicht auf Kosten der "normalen" Bildung. Ohne das Fundament kann man das Dach nicht ausbauen...
 
@29
hab's ja auch in beiden posts erwähnt, dass die förderung hierzulande komplett falsch angegangen wird
zerstörung vorhandener stärken und neuaufbau an anderer stellen machen eben keinen sinn
habe auch erwähnt, dass wir unseren eigenen weg finden müssen
die usa sollten nicht nur in der bildungspolitik nicht als vorbild herhalten aber im gegensatz zu deutschland gibt es dort so etwas wenigstens in größerem maßstab

die kleinen klassen werden auch erst im kurssystem wirklich interessant, 29 halte ich aber auch vorher als viel zu goß
ich hab selber beides erlebt, einen englisch lk mit 20 mann und einen chemie lk mit 10 - ein unterschied wie tag und nacht kann ich nur sagen
 
Wir waren im Englisch LK am Ende nur noch 7 von Anfangs 15 Leuten. Die 8 fehlenden sind zwischen der 11. und 13. Klasse auf der Strecke geblieben. :o :(
 
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