Ich kann die Kritik an Fahradfahrern aber durchaus verstehen. "Wie die Wildsau" geht halt auch aufm Fahrrad ... das bekommt man sogar auf Inlinern, Skateboards oder Tretrollern hin.
Ich hatte selbst schon ein paar brenzlige Situationen durch mein eigenes Verhalten auf dem Fahrrad. Zu schnell auf eine Bundesstraße einbiegen, und sich dann am Lieferwagen leicht anlehnen (zum Glück waren wir beide gleich schnell, sonst hätte ich wohl nen Adler gemacht).
Weit häufiger habe ich es aber, dass einen "blind"-Ausparker zu Amok-Bremsungen zwingen ... naja, man schaut halt mehr nach Autos, da kann man so'n fahrrad mal übersehen. Ich habe auch schon mehrmals gesehen (mir ist es bisher zum Glück noch nicht passiert), dass Fahrradfahrer bei solchen Gelegenheiten über den Lenker abgestiegen sind ... mit anschließender Kinn-Bremsung auf dem Auto.
Nach diesen Unfällen geht es meiner Erfahrung nach NIE wirklich um Schäden am Fahrrad (solange es keinen Personenschaden gab), sondern sehr schnell ausschließlich um die Schäden am Auto.
Allgemein kann man fast sagen, dass der deutsche Verkehrsteilnehmer wohl nicht ausreichend auf seine Umwelt achtet ... egal ob er nun im Auto sitzt, auf dem Fahrrad, Skateboard oder Ähnlichem, ODER ob er als Fußgänger seine Pinnwand bei facebook halt einfach interessanter findet, als seine direkte Umwelt, oder die Musik, oder den Chatverlauf, die SMS-Flut ... oder die eigenen Selfies ...
Bei meinem letzten Weg durch unsere Innenstadt musste ich Slalom laufen, um nicht alle paar Meter mal eine dieser "träumenden Monaden" anzurempeln.
Ich glaube, dass sich dahinter ein viel tiefgrefenderes Problem verbirgt, als "Fahrradfahrer/Autofahrer/WasAuchImmer sind böse/dumm/ignorant". Sonst träten diese "Aufmnerksamkeitsdefizite mit Unfallfolge" ja nicht in allen Verkehrsgruppen auf (es gibt da tatsächlich keine Ausnahme).
Mit Blick auf meine etwas jüngeren Bekannten (ca. 20 - 25) habe ich sogar manchmal das Gefühl, dass es nicht an mangelnder Aufmerksamkeit liegt ... man ist gut informiert über seine eigenen Rechte (oder glaubt das zumindest - internet do your thing), und beharrt darauf sogar in Situationen, wo ein Verzicht aufs "gute Recht" Gefahrensituationen sofort entschärfen könnte.
Ich hatte einen heftigen Streit mit Nachbarn, weil der Youngster in unserer WG (damals gerade 19) über nächtliche Ruhephasen meinte diskutieren zu müssen. Das ganze ist richtig eskaliert, bis wir ihm dann gekündigt haben ... intern mit der Begründung "der lernt das mit der gegenseitigen Rücksichtnahme wohl nicht mehr" - Tatsächlich hatte uns der Vermieter schon mündlich die Kündigung angedroht (wegen Verstößen gegen die Hausordnung ... ebenfals teil des Mietvertrages).
Wo bitte liegt das Problem, wenn mich mein Nachbar um 1:00 nachts höflich bittet, die Musik leiser zu machen? ... eigentlich ist ab 22:00 Zimmerlautstärke angesagt (lt. Mietvertrag, den ja jeder Mieter hat unterschreiben müssen und daher auch an ihn gebunden ist) ... und das bedeutet eben nicht "xy dezibel sind OK" (hatta gegoogelt ... es gibt sogar Urteile dazu). Zimmerlautstärke bedeutet, dass es ausserhalb des Zimmers/der Wohnung niemanden stört.
Und wenn mein Nachbar nicht schlafen kann, dann IST die Mucke zu laut. Auch und gerade wenn man in einem "hellhörigen" Haus wohnt, muss man Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der restlichen Bewohner nehmen. Und dabei geht es nicht um Recht und Gesetz, sondern ganz platt um den Hausfrieden ... der wurde in unserem Fall nämlich nachhaltig gestört.