Kurzarbeit - Wer ist betroffen, und wie geht ihr damit um?

ayngush schrieb:
Es klang hier so ein wenig durch, dass das (Kurzarbeit) etwas "gutes" sei.

Nun gibt vermutlich viele, die sich durchaus mit ein paar Stunden weniger anfreunden können und mit Kurzarbeit gibt es für die gearbeiteten Stunden eben auch ein höheren Stundenlohn. Ich konnte dem durchaus was Positives abgewinnen.

Viele hätten sicher gern ein paar Stunden weniger, brauchen aber das Geld und wenn es komplett weg fällt, wird es zu knapp. Und nach gusto hin- und herwechseln ist ja auch eher nicht.

ayngush schrieb:
Besser wäre es, wenn alle Firmen ein solides, dickes Finanzpolster hätten, sodass sie auch mal zwei, drei Jahre ohne "neues Geschäft" vollständig überleben könnten.

Ich glaub selbst wenn sie das könnten, wollen die nicht unbedingt an ihre "Ersparnisse". Der Riegel wurde halt in vielen Bereichen durch die Regierung vorgeschoben. Warum soll das Unternehmen denn für diese Entscheidungen blechen, wenn Kurzarbeit auch eine Option ist. Ist halt aus Unternehmenssicht das Gleiche wie wenn der Arbeitnehmer arbeitslos wird und sagt, behaltet mal euer ALG, ich habe selbst noch Ersparnisse.
 
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So einfach ist es nicht, denn KUG können nur Firmen beantragen, die ohne KUG Leute entlassen müssten, da ihnen sonst die Insolvenz drohen würde. Denn alle wirtschaftlich vertretbaren Gegenmaßnahmen müssen zuvor ausgeschöpft werden (Produktion auf Lager, Instandsetzungen, temporäre Umsetzungen, Abbau von Zeit und Überstundenkonten, ...). Das heißt im Umkehrschluss: Jedes Unternehmen mit KUG hat irgendwie eine schlechte finanzielle Ausstattung, denn Aufräumarbeiten, Instandsetzungen, Sanierungen usw. kann man immer durchführen, vor allem in der IT. KUG ist keine Spardose für Unternehmer und dessen Unternehmungen, sondern das letzte Mittel vorm Ende.
Wie gesagt: Kein erstrebenswerter Zustand, dennoch gut, dass es das Instrument gibt.
 
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Das ist so nicht korrekt! Meinst du allen Ernstes, dass zB Daimler oder BMW KUG für zig Tausend AN (in der Produktion) angemeldet haben, da sie über keine liquiden Mittel verfügen und ohne KUG Insolvenz anmelden müssten?
Deine Definition von KUG sollte nochmal zwingend geschärft werden. ;)
 
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https://www.arbeitsagentur.de/news/corona-virus-informationen-fuer-unternehmen-zum-kurzarbeitergeld

"Die gesetzliche Grundlage bildet der § 95 SGB III. Danach sind diese grundsätzlichen Voraussetzungen zu erfüllen:

  1. Erheblicher Arbeitsausfall mit Entgeltausfall
  2. Erfüllung der betrieblichen Voraussetzungen
  3. Erfüllung der persönlichen Voraussetzungen (d.h. Voraussetzungen bei Ihren Beschäftigten)
  4. Anzeige des Arbeitsausfalles bei der Arbeitsagentur am Betriebssitz"

Weiter unten kommen dann die Erklärungen zu den einzelnen Tatbestandsmerkmalen.


Unternehmen werden KUG vermeiden, wenn es geht, da tatsächliche Probleme vorliegen müssen; es ist also nicht erstrebenswert in KUG zu fallen. Wenn die Bedingungen aber erfüllt sind, wird natürlich jedes Unternehmen versuchen, staatliche Leistungen wie KUG zu erhalten. Dafür sind diese da.
 
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ayngush schrieb:
So einfach ist es nicht, denn KUG können nur Firmen beantragen, die ohne KUG Leute entlassen müssten, da ihnen sonst die Insolvenz drohen würde. Denn alle wirtschaftlich vertretbaren Gegenmaßnahmen müssen zuvor ausgeschöpft werden..

Ggf. in der Theorie. Gelebt wird das aber anders. Mal davon ab, dass man Geld immer hin- und herschieben kann, um bei der Steuer besser dazustehen oder eben hier weniger Kohle zu haben auf dem Papier, da gibt es dann eben Lizenzen, Beratungsleistungen etc. Und da das alles gebilligt wird, wird das eben auch gemacht.

ayngush schrieb:
Jedes Unternehmen mit KUG hat irgendwie eine schlechte finanzielle Ausstattung, denn Aufräumarbeiten, Instandsetzungen, Sanierungen usw. kann man immer durchführen, vor allem in der IT.

Sehe ich bzgl. der Aufräumarbeiten auch so. Da haben wir sogar einen riesen A.. voll. Hatte mich eigentlich gefreut, dass man nun endlich dazu kommt, wo es etwas ruhiger war. Wurde ja immer verschoben auf, wenn wir mal Zeit haben. Hier wurde es aber auch relativ klar so kommuniziert, ala aktuell brechen die kostenpflichtigen Sachen ein, wir gehen in Kurzarbeit und holen uns das Geld vom Staat wieder, der hat es ja "verschuldet". Alternative wäre eben ein schlechteres Ergebnis, keine Jahresboni usw. Der AN steht bei uns mit der Lösung finanziell vermutlich besser da und hat noch etwas Freizeit On-Top.

Finanzieren kann sich der Laden aber eigentlich auch über die Festpreis Geschichten und Wartungsverträge, die natürlich alle weiterlaufen, zumal die Gehälter bei uns relativ gering sind und wir nicht so viele Ausgaben haben, Büro, Buchhaltung, Versicherungen und paar Firmenwagen, was ja auch wieder am Gehalt abgespart wird. Klar noch Kleinkram wie Lizenzen usw. da ist aber auch nix Großes dabei.
 
vaju schrieb:
Das ist so nicht korrekt! Meinst du allen Ernstes, dass zB Daimler oder BMW KUG für zig Tausend AN (in der Produktion) angemeldet haben, da sie über keine liquiden Mittel verfügen und ohne KUG Insolvenz anmelden müssten?

Gut gebrüllt Löwe...

"Meine Definition" hat Idon weiter oben ja bereits verlinkt. Ergänzend dazu aus der o.g. Webseite...

Was bedeutet "unvermeidbarer Arbeitsausfall"?
  • Der Ausfall darf nicht auf branchenüblichen, betriebsüblichen oder saisonbedingten Gründen beruhen.
  • Zunächst müssen Überstunden- und Arbeitszeitkonten abgebaut werden– aber: auf Aufbau negativer Arbeitszeitsalden wird bis Ende 2020 verzichtet
  • Die Umsetzung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in einen anderen Bereich/eine andere Abteilung muss geprüft werden (ggf. temporäre Umsetzung)
  • Wirtschaftlich zumutbare Gegenmaßnahmen müssen zuvor getroffen worden sein. (z. B. Arbeiten auf Lager, Aufräum- oder Instandsetzungsarbeiten)

Mitarbeiter in der Produktion eines Automobilherstellers können nicht (auf Lager) Produzieren, weil das Just in Time ist. Die konnten schlichtweg keine weiteren Autos mehr bauen, weil sie keine Bauteile dafür mehr zugeliefert bekommen haben. Deswegen war die Kurzarbeit für die Produktion auch gerechtfertigt, nachdem die Überstundenkonten glatt gezogen wurden. Und ja, das meine ich allen Ernstes....
Bemüht doch auch mal euren eigenen Bregen ein wenig bei der Sache. Man findet doch sehr leicht alle relevanten Informationen dazu im Netz. So schwer ist das doch alles nicht.
 
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Und hoch damit...
Deutschland geht in einen Monat Lockdown, und ich, nun, ich darf wieder voll arbeiten :o :)
Ab naechster Woche gehts wieder voll los. Mal schauen wie es nach so laenger Zeit ist wieder voll, 8 Stunden am Tag, zu arbeiten.
 
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Unsere KuG sollte von Anfang Mai bis Ende Oktober gehen, ist aber als letztes auf Ende Januar verlängert worden. Mehr macht der Betriebsrat nicht mit.
 
Aber fassen wir mal grob zusammen die meisten kommen mit der Kurzarbeit sehr gut zurecht. Spiegelt auch die Erfahrung im eigenen privaten Umfeld wieder.

Wirklich schlecht ist es halt nur bei Jobs die vorher am Minimum des erträglichen gekratzt haben bzw. bei Leuten die ihre finanzielle Situation falsch eingeschätzt hatten.
 
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Von sehr wenig ein gutes Stück wegzunehmen ist halt hart. Aber für die meisten mit ansonsten vernünftigen Einkommen, ist es zu überleben.
 
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