Investorengruppe mit Trump-Vertrauten: Übernahme des US-Geschäfts von TikTok steht bevor

Andreas Frischholz
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Investorengruppe mit Trump-Vertrauten: Übernahme des US-Geschäfts von TikTok steht bevor
Bild: Dennis Krause

Nach monatelangen Verhandlungen soll der Verkauf des US-Geschäfts von TikTok vor dem Abschluss stehen, berichtet das Wall Street Journal. Nach Informationen der Zeitung hat ein Investoren-Konsortium rund um Oracle, Silver Lake und Andreessen Horowitz den Zuschlag erhalten.

Verhandelt wird die Übernahme derzeit von Vertretern aus den USA und China in Madrid. Final ist das Abkommen noch nicht. Der Plan sieht nun aber vor, dass für das US-Geschäft ein neues Unternehmen gegründet wird. Mehr als 80 Prozent der Anteile sollen die amerikanischen Investoren erhalten, der Rest geht an den chinesischen Mutterkonzern ByteDance.

Den Verwaltungsrat des neuen Unternehmens sollen US-Vertreter dominieren. Ausgewählt werden die Mitglieder von der amerikanischen Regierung. Zu den Käufern zählen Trump-Vertraute, darunter Oracle unter der Leitung von Larry Ellison sowie die Investmentfirma Andreessen Horowitz.

Neue TikTok-App für die USA

Technisch läuft der Betrieb in den USA auf eine neue App hinaus, zu der die bisherigen TikTok-Nutzer wechseln müssen. Der TikTok-Mutterkonzern entwickelt und testet diese momentan, heißt es im Bericht des Wall Street Journal. TikTok-Mitarbeiter entwickeln auch die Empfehlungsalgorithmen für den News-Feed. Dafür nutzen sie Technologie, die von ByteDance lizenziert werden, erklären Personen, die mit den Vorgängen vertraut.

Die neue US-App des Kurzvideodienstes soll auf den Servern von Oracle laufen, die jetzt schon die Infrastruktur für die Plattform stellen. Standort der Rechenzentren ist Texas.

TikTok-Algorithmus als Kronjuwel

Auf alle Details hat man sich noch nicht verständigt, Aspekte des Abkommens können sich also noch ändern, so das Wall Street Journal. Neben den finanziellen Fragen ist es vor allem der TikTok-Algorithmus, der die Einigung erschwert. Wie die Plattform Videos empfiehlt, galt als wegweisend. Meta setzte daher etwa bei Instagram auf einen ähnlichen Ansatz, als das Kurzvideoformat Reels eingeführt wurde. Die chinesische Regierung hatte im Verlauf der Verhandlungen mehrfach die Sorge geäußert, dass ein von den USA geführtes Unternehmen auf die Technologie zugreifen könnte, die in China entwickelt wurde.

Die Verhandlungen über den TikTok-Verkauf gehen bis zu den Staatsspitzen. Sowohl US-Präsident Donald Trump als auch Chinas Präsident Xi Jinping sind involviert. Trump hatte aber schon Dienstagmorgen ein Abkommen in Aussicht gestellt.

Frist für Verkauf mehrfach verschoben

Lange Zeit stand ein Ende von TikTok in den USA in Aussicht. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte das Verfahren eingeleitet, begründet wurde es mit der Nationalen Sicherheit, die der Dienst gefährde. Kurzzeitig war TikTok in den USA sogar gesperrt. Fristen, bis zu denen ein Verkauf abgeschlossen sein muss, wurden aber mehrfach verschoben. Zuletzt verlängerte Trump den Termin bis Dezember.