Microsoft Xbox One: „Eine für Alles“

Frank Hüber
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Vor wenigen Minuten hat Microsoft die dritte Generation der Xbox in Redmond vorgestellt. Entgegen der Gerüchte um eine „Xbox 720“ oder „Xbox Infinity“ wird sie den Namen Xbox One tragen. Beworben wird sie als „All in One Home Entertainment System“ – eine Konsole für Alles.

Ein Fokus der neuen Konsole liegt auf der Interaktion mit dem Nutzer, wobei mit Kinect eingeführte Elemente wie Sprach- und Gestensteuerung noch mehr Beachtung finden. Kinect wurde für die Xbox One komplett überarbeitet und wird mit jeder Xbox One ausgeliefert. Die gesamte Oberfläche der Xbox One lässt sich dabei per Sprachsteuerung bedienen. Der Befehl „Xbox on“ weckt die Konsole aus dem Schlaf, „Watch TV“ oder „Play Music“ lassen die Xbox in Sekundenbruchteilen von einem Modus in den anderen Wechseln. Um diese Funktionen sicherzustellen, ist die Konsole „always on, always connected“ – entsprechende Gerüchte haben sich damit bestätigt, wobei beispielsweise das Spielen oder das Betrachten von Blu-ray-Filmen grundsätzlich auch ohne Internetverbindung möglich sein wird.

Auch ein „Snap Mode“ genannter Split-Screen-Modus kann per Sprachsteuerung aufgerufen werden. Er erlaubt die gleichzeitige Betrachtung und Nutzung verschiedener Xbox-One-Funktionen. So kann der Nutzer neben einer TV-Show im Internet surfen oder einen Anruf über Skype inklusive Video folgen. Skype ist dabei fester Bestandteil der Xbox One geworden. In den USA wird es in Zusammenarbeit mit dem Sender ESPN darüber hinaus umfangreiche Hintergrund- und Zusatzinformationen zum aktuell angezeigten Programm geben. Per Sprachbefehl lässt sich auch Microsofts neue TV-Programmzeitschrift „Xbox Guide“ aufrufen. Microsoft sieht in den Fähigkeiten von Xbox Live den Durchbruch für das interaktive Fernsehen („You and your TV will have a relationship!“).

Microsoft Xbox One

Als technische Basis dienen der Xbox One ein bisher nicht näher bezifferter x86-Prozessor mit 8 Kernen und über 5 Mrd. Transistoren, 8 GB RAM, eine 500 GB große HDD, ein Blu-ray-Laufwerk, USB 3.0 und 802.11n-WLAN mit Wi-Fi Direct, worüber auch der neue Controller der Xbox One angebunden wird. Darüber hinaus verfügt die Xbox One über einen HDMI-Ein- und -Ausgang. Vermutungen, es könnte sich bei der eingesetzten CPU um dieselbe „Jaguar“-Architektur wie bei der PlayStation 4 handeln, können zum jetzigen Zeitpunkt weder bestätigt noch widerlegt werden.

Die Software der Xbox One basiert auf dem Kernel von Windows, womit Microsoft die eigene Hardware weiter über einen gemeinsamen Kernel verknüpft, wie es bereits mit Windows Phone 8 begonnen hat. Der Controller selbst soll mehr als 40 neue Innovationen enthalten, unter anderem vibrierende Tasten, die das Spielgeschehen noch intensiver machen sollen, und ein überarbeitetes Steuerkreuz.

Ein weiteres Schlagwort der Xbox One lautet „Cloud“. Wie Microsoft bekannt gab, wird der bekannte Online-Service Xbox Live um umfangreiche Cloud-Funktionen erweitert. Spielstände, Fotos, Videos, Musik und sogar eigene Aufzeichnungen aus Spielen können online abgelegt und von überall auf der Welt abgerufen werden.

Im Rahmen der Präsentation stellt Microsoft eine Reihe tiefgreifender Kooperationen abseits von Spielen (Weltpremiere für Call of Duty: Ghosts im Rahmen der Präsentation) in Aussicht. So wird die Xbox One nicht nur den Informationsdienst von ESPN integrieren sondern auch mit der NFL zusammenarbeiten. Für Nutzer außerhalb der USA bleibt abzuwarten, inwiefern diese Dienste, die auch in Microsofts Augen zu den Alleinstellungsmerkmalen der Konsole gehören, andernorts umgesetzt werden können. Auch das Leitmotiv interaktives Fernsehen ist außerhalb der Vereinigten Staaten weiterhin weniger prominent verbreitet.

Auf eine Abwärtskompatibilität zur Xbox 360 hat Microsoft bei der Xbox One verzichten müssen. Mit dem Wechseln von der PowerPC-Architektur der Xbox 360 hin zur x86-Architektur der Xbox One ist eine Abwärtskompatibilität für Xbox-360-Spiele nicht ohne Weiteres möglich. Anders als Sony mit der PlayStation 4 stellte Microsoft darüber hinaus keinen Streaming-Dienst in Aussicht, um alte Spiele auch auf der Xbox One spielen zu können. Die Xbox One soll die Xbox 360 nicht sofort ersetzen, sondern beide Konsolen sollen zunächst parallel vertrieben werden.

Alle Details zur neuen Konsole wird Microsoft erst zur Spielemesse E3 im Juni bekannt geben. Und auch zum designierte Vorgänger, der Xbox 360, soll es zu diesem Zeitpunkt noch einmal Neuigkeiten zu berichten geben – welche genau, blieb Microsoft vorerst schuldig.

Damit spitzt sich der seit Wochen bereits hitzig ausgetragene Zweikampf zwischen den beiden größten Next-Gen-Konsolen, der PlayStation 4 und der Xbox One, auf einen finalen Marketing-Schlagabtausch zur E3 in San Francisco zu. Denn wie Sony zu Anfang der Woche bekannt gegeben hatte, werden alle Hüllen um die PlayStation 4 am 10. Juni im Rahmen der Messe fallen gelassen.

Auf den Markt kommen wird die Xbox One „later this year“. Ob das für alle Regionen zutrifft, ist aktuell nicht bekannt.

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