110 Konfigurationen verglichen: Sechs Grafikkarten in fünf Gehäusen im Test

Wolfgang Andermahr (+1)
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110 Konfigurationen verglichen: Sechs Grafikkarten in fünf Gehäusen im Test

Die Ausgangslage

In diesem Artikel testen wir sechs aktuelle High-End-Grafikkarten in fünf verschiedenen Gehäusen sowie im offenen Aufbau und vergleichen, wie sich das Gesamtkonzept aus dem Kühlsystem der Grafikkarte und dem des Gehäuses schlägt. Warum?

Der überwiegende Anteil der Redaktionen, die Grafikkarten testet, testet im offenen Aufbau – d.h. ohne Gehäuse. Schlussfolgerungen zur Leistungsfähigkeit des Kühlsysteme der Grafikkarte werden auf dieser Basis getroffen. ComputerBase geht seit jeher einen anderen Weg und testet in einem geschlossenen Gehäuse. Weil Grafikkarten in der Regel in Gehäusen Verwendung finden. Die Betonung liegt allerdings auf „in einem“ – alternative Gehäuse ziehen wir nicht zu Rate.

Als unsere Tests verschiedener Partnerdesigns der Radeon R9 290(X) zum Jahreswechsel auch potenten Kühlsystemen attestierten, die Grafikkarten nur unter hoher Lautstärke kühlen zu können, schlugen die Wellen hoch. „Andere Gehäuse würden deutlich bessere Ergebnisse liefern“, lautet ein häufiger Vorwurf. Doch ist dem so?

Fundierte Vergleichstests aktueller High-End-Grafikkarten in verschiedenen Gehäusen, die diese Sichtweise untermauern, gibt es bisher nicht. Dieser Artikel ändert das.

Dabei kommt der Kühlung in Zeiten von Nvidias GPU-Boost 2.0 und AMDs PowerTune 2.0 eine noch wichtigere Bedeutung zu, als dies schon in der Vergangenheit der Fall war. Denn entsprechend ausgestattete Grafikkarten erreichen ihre maximalen Taktraten nur, wenn eine vom Hersteller festgelegte Chiptemperatur nicht übertroffen wird. Auch auf diesen Aspekt werden wir im Detail eingehen.

Der Testumfang

Die Gehäuse

Wir haben unsere Community im Forum abstimmen lassen, mit welchen Gehäusen wir in diesem Artikel Grafikkarten testen sollen. Wir wollten uns nicht allein auf Verkaufszahlen verlassen, sondern auch vom Interesse unserer Leser leiten lassen. Fast 450 Leser haben an der Umfrage teilgenommen.

Die Gehäuse

Letztendlich haben die drei von unseren Lesern am häufigsten geforderten Gehäuse sowie der Platz 5 der Community den Weg in den Artikel gefunden. Den vierten Platz, das Cooler Master HAF X, haben wir gegen einen extrem günstigen Midi-Tower von Cooler Master, den N300, getauscht. Auf diesem Wege wollten wir das Testfeld um ein interessantes Gehäuse ergänzen.

  1. Fractal Design Define R4
    Das etwa 85 Euro teure Gehäuse ist in der Midi-Bauform gehalten und ist mit zwei vorinstallierten 140-mm-Lüftern ausgestattet, die mit jeweils 1.000 Umdrehungen arbeiten. Das Gehäuse ist schallgedämmt.

  2. Bitfenix Ronin
    Das BitFenix Ronin für etwa 80 Euro kommt ohne Schalldämmung aus. Im Midi-Gehäuse sind zwei 120-mm-Lüfter vormontiert, von denen der hintere mit 1.150 Umdrehungen und der vordere mit 1.000 Umdrehungen arbeitet.

  3. Cooler Master 690 III
    Das Cooler Master CM 690 III kostet 80 Euro. Bei dem Midi-Gehäuse setzt der Hersteller auf einen 200-mm-Lüfter an der Front, der mit 740 Umdrehungen pro Minute arbeitet, und ein 120-mm-Exemplar an der Rückseite, das mit 1.130 Umdrehungen seinen Dienst verrichtet. Eine Dämmung ist nicht vorhanden.

  4. Cooler Master N300
    Das Cooler Master N300 ist mit 35 Euro das günstigste und kompakteste Gehäuse im Testfeld. Der Hersteller verbaut zwei 120-mm-Lüfter, von denen der hintere mit 1.280 Umdrehungen und der vordere mit 1.360 Umdrehungen läuft. Der Tower ist nicht gedämmt.

  5. Phantek Enthoo Primo
    Der Phantek Enthoo Primo repräsentiert die Kategorie „Big-Tower“. Es kostet mit 220 Euro auch deutlich mehr. Dafür erhält der Käufer gleich fünf vorinstallierte Lüfter. Zwei 140-mm-Exemplare sind an der Vorderseite, ein 140-mm-Lüfter an der Rückseite, ein 140-mm-Lüfter am Deckel und ein 140-mm-Lüfter am Boden angebracht. Die Lüfter arbeiten bei 1.200 bis 1.000 Umdrehungen. Eine Dämmung ist nicht vorhanden.

Die nachfolgende Tabelle zeigt alle eingesetzten Lüfter sowie deren maximale und reduzierte Drehzahl in der Übersicht. Darüber hinaus gibt die letzte Spalte Auskunft über die Lautstärke des Systems ohne installierte Grafikkarte.

Übersicht über die eingesetzten Lüfter und Drehzahlen
120-mm-Lüfter 140-mm-Lüfter 200-mm-Lüfter Lautstärke
Maximale Drehzahl (12 Volt, Werkszustand)
Fractal Design Define R4 - 2 × 1.000 rpm - 39,5
BitFenix Ronin 1 × 1.150 rpm
1 × 1.000 rpm
- - 36,5
Cooler Master CM 690 III 1 × 1.130 rpm - 1 × 740 rpm 40,5
Cooler Master N300 1 × 1.280 rpm
1 × 1.360 rpm
- - 46,0
Phantek Enthoo Primo - 3 × 1.200 rpm
2 × 1.000 rpm
- 52,5
Reduzierte Drehzahl
Fractal Design Define R4 - 2 × 750 rpm - 36,0
BitFenix Ronin 1 × 800 rpm
1 × 700 rpm
- - 31,0
Cooler Master CM 690 III 1 × 750 rpm - 1 × 500 rpm 33,0
Cooler Master N300 1 × 700 rpm
1 × 800 rpm
- - 35,5
Phantek Enthoo Primo - 3 × 800 rpm
2 × 750 rpm
- 38,0

Wie das nachfolgende Diagramm verdeutlicht, fällt der Effekt der reduzierten Lüfterdrehzahlen je nach Gehäuse unterschiedlich aus. Das gedämmte Define R4 verliert lediglich 3,5 Dezibel, das unter 12 Volt mit Abstand lauteste Enthoo Primo 14,5 Dezibel bei reduzierter Lüfterdrehzahl.

Lautstärke ohne Grafikkarte
  • Maximale Drehzahl (12 Volt):
    • Phantek Enthoo Primo
      52,5
    • Cooler Master N300
      46,0
    • Cooler Master 690 III
      40,5
    • Fractal Design R4
      39,5
    • BitFenix Ronin
      36,5
  • Reduzierte Drehzahl:
    • Phantek Enthoo Primo
      38,0
    • Fractal Design R4
      36,0
    • Cooler Master N300
      35,5
    • Cooler Master 690 III
      33,0
    • BitFenix Ronin
      31,0
Einheit: Punkte

Diesen, von den unterschiedlichen Gehäusen geschaffenen Testbedingungen zuzüglich einem offenen Aufbau, mussten sich alle Grafikkarten stellen.