Netflix kritisiert Gebühren für schnelles Streaming

Jan-Frederik Timm
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Reed Hastings, CEO beim Streaming-Dienst Netflix, hat sich für eine stärkere Auslegung der Netzneutralität ausgesprochen. Es reiche nicht, Anwendern den unbeeinflussten Zugang zu Diensten zu gewähren. Auch müsse verhindert werden, dass Provider ausgewählte Angebote im Netz zur Kasse bitten, damit der Dienst schnell genug ist.

Anlass für die Kritik ist die steigende Anzahl nordamerikanischer Internetanbieter, die Netflix nur gegen Gebühr garantiern, die Video-Streams mit ausreichender Bandbreite an die Zuschauer weiterzureichen. Die Internetanbieter verweisen darauf, dass Netflix zu Stoßzeiten für bis zu 30 Prozent des gesamten Netzwerkverkehrs verantwortlich ist und deshalb einen Teil der Kosten tragen müsse.

Hastings argumentiert, die Provider würden sich damit selber schaden, denn schließlich fielen stockende Videos auf den Provider und nicht auf Netflix zurück. Wenn Internetanbieter ihren Kunden 10 oder 50 Mbit verkaufen, sollten sie auch jederzeit und unabhängig davon, woher die Daten kommen, zu Verfügung stehen. An den Kosten beteiligen will sich Netflix auf Dauer nicht. „Uns bietet im Gegenzug ja auch keiner an, am Gewinn mit den Kunden, die über den Internetanschluss Netflix nutzen, beteiligt zu werden“, so Hastings.

Dass seine Argumente am Markt derzeit nicht fruchten, weiß Hastings allerdings auch. „Die großen Internetanbieter können sich diese Forderungen leisten [...], sie haben diese Macht“. „Zum Schutz der Erfahrung unserer Nutzer werden wir deshalb kurzfristig weiter zahlen, wenn wir dazu aufgefordert werden“, so Hastings weiter. In diesem Fall zahle Netflix allerdings nicht, um gegenüber Wettbewerbern besser dazustehen, sondern um überhaupt angemessen durchgeleitet zu werden. Für kleinere Anbieter, die den Zahlungsanforderungen der Internet Service Provider (ISP) nicht nachkommen können, ist das Resultat allerdings dasselbe.

Eine Lösung des Konflikts zwischen Internetanbietern und -dienstleistern ist nicht in Sicht, zu gegensätzlich sind die Positionen. Politiker weltweit haben sich für eine strenge Einhalt der Netzneutralität ausgesprochen, an entsprechend konsequenten Gesetzen fehlt es allerdings.

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