Vodafone „VDSL zum DSL-Preis“ verärgert Kunden in Berlin

Nicolas La Rocco
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Im Vodafone-Forum schwelt seit Wochen ein mittlerweile 58 Seiten langer und mit knapp 580 Antworten gespickter Foreneintrag, in dem Kunden im Vorwahlbereich 030 (Berlin) unzureichende VDSL-Geschwindigkeiten bemängeln. ComputerBase wurde von einem Kunden um Unterstützung bei der Aufklärung gebeten.

Seit 3. März berichten im offiziellen Forum zahlreiche Kunden von „Schneckentempo“ und hohen Pings in den Abendstunden. Betroffen sind vor allem Umsteiger, also Kunden, die bisher reguläres DSL von Vodafone bezogen haben und anschließend mit Aktionen wie „VDSL zum DSL-Preis“ zum vermeintlich schnelleren Standard gewechselt haben. Obwohl VDSL25- oder VDSL50-Verträge abgeschlossen wurden, ist in den Abendstunden von Download-Werten im einstelligen Mbit-Bereich die Rede. Die Ursache ist zumindest im Forum schnell gefunden: Vodafone soll aus finanziellem Interesse VDSL-Anschlüsse schalten, obwohl das Netz diese Bandbreite und Traffic nicht zur Verfügung stellen kann. Der Grundtenor im Vodafone-Forum ist entsprechend gereizt.

ComputerBase wurde durch die E-Mail eines Kunden auf die Situation aufmerksam gemacht und hat daraufhin mit der Vodafone-Pressestelle Kontakt aufgenommen, um die Ursache der Problematik aufzuspüren. Laut Vodafone ist die Situation deutlich weniger dramatisch als sie aufgrund der regen Diskussion und zahlreichen Antworten im Forum dargestellt wird. Viele Beschwerden sollen immer wieder von den selben Nutzern geäußert werden, was die Zahl der Antworten in die Höhe treibe. Darüber hinaus seien auch nur wenige Postleitzahlengebiete in Berlin betroffen. Nach Auswertung des Threads kommt ComputerBase auf mindestens 45 individuelle Beschwerden aus mindestens 25 verschiedenen Postleitzahlengebieten, die sich über ganz Berlin verteilen.

Vodafone-Aktion „VDSL zum DSL-Preis“
Vodafone-Aktion „VDSL zum DSL-Preis“

Die Antworten, die Kunden über die Vodafone-Hotline erhalten haben, reichen von „einer temporären Störung im Bezirk des Kunden“ bis hin zu „einem komplexeren Problem“, das ganz Berlin betrifft. Vodafone äußert gegenüber ComputerBase folgende Gründe für die teilweise massiven Einbrüche: Das Unternehmen sei von der Beliebtheit der Aktion „VDSL zum DSL-Preis“ überrascht worden, was dazu geführt hat, dass je nach Vertrag mehr als das achtfache an Bandbreite zur Verfügung gestellt werden musste. Vodafone räumt gegenüber ComputerBase ein, dass das Netz für diese Mehrbelastung nicht ausgelegt war. Laut Vodafone-Forum haben mehrere Kunden eine Mitteilung erhalten, die eine Erweiterung der Kapazitäten zum 1. April in Aussicht gestellt hat. An besagtem Tag stellten viele Kunden auch eine Besserung fest, was aber nicht lange anhielt.

Kurze Zeit später häuften sich die Beschwerden wieder und die Bandbreite sank auf das alte, schlechte Niveau, das weit unter den versprochenen Bis-zu-Werten liegt. Bei einem VDSL50-Vertrag muss mindestens VDSL25 anliegen, bei einem VDSL25-Vertrag wiederum muss mindestens DSL 16.000 anliegen und so fort. Bei den bemängelten Anschlüssen handelt es sich in den meisten Fällen um sogenanntes Regio-VDSL, also Bitstromzugänge, die nicht Vodafone selbst gehören und die über die Deutsche Telekom gehen. Genau hier soll die Problemlösung von Vodafone ansetzen. Innerhalb der nächsten Woche soll eine weitere VDSL-Regio-Initiative mit der Deutschen Telekom abgeschlossen sein, die die Kapazitäten in den betroffenen Regionen verdoppeln soll. Mit anderen Worten: Der Einkauf von Bandbreite und Traffic soll kommende Wochen abgeschlossen sein und damit auch das Problem der Vergangenheit angehören.

Betroffene berichten von niedriger Bandbreite
Betroffene berichten von niedriger Bandbreite

Vodafone wollte sich nicht festlegen, ob das Problem bzw. dessen Lösung öffentlich gegenüber allen Kunden kommuniziert wird, oder ob dies nur in Einzelfällen geschieht. Alternativ werde auch in Erwägung gezogen, die Engpässe innerhalb nächster Woche stillschweigend zu beseitigen. Im Vodafone-Forum ist neben der Verärgerung über die Problematik selbst vor allem die schlechte Informationspolitik ein großer Kritikpunkt.

Über weitere Hinweise betroffener Leser zur Entwicklung der Situation freuen wir uns in den Kommentaren.