Prognose: Smartphone-Hersteller setzen auf Referenzdesigns

Sasan Abdi
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Sie werden seit jeher produziert, aber erst in den vergangenen Jahren sind sie immer wichtiger geworden: Die Referenzdesigns der Chip-Hersteller sind im Geschäft mit mobilen Geräten so relevant wie nie. Geht es nach Analysten, wird sich diese Rolle zukünftig drastisch verstärken.

Nach Schätzungen von ABI Research werden bis 2019 rund zwei Drittel aller Smartphones chipseitig auf Referenzdesigns der großen Produzenten wie Qualcomm, TSMC oder MediaTek basieren. In absoluten Zahlen wären das laut ABI knapp 1,2 Milliarden Geräte. Zum Vergleich: Für das vergangene Jahr schätzt man den Anteil der Referenzdesign-Smartphones noch auf rund ein Drittel am gesamten Markt.

Schon dieser nicht unerhebliche Anteil basiert auf einer grundlegenden Veränderung des Marktes. Waren Smartphones noch Mitte des letzten Jahrzehnts eine hochpreisige Angelegenheit für technikaffine Käufer oder Geschäftsleute, sind sie heute ein weitverbreitetes Produkt für die Massen – und das in nahezu allen Regionen der Welt.

Dazu passt, dass ABI 69 Prozent der Referenzdesign-Verkäufe aus dem vergangenen Jahr im Segment von unter 200 Dollar verortet. Dieser Anteil wurde von vielen, vor allem kleineren asiatischen Smartphone-Herstellern produziert, die durch die Nutzung der günstigen Referenzdesigns einer breiten Zielgruppe günstigste Angebote machen konnten.

In diesem Bereich sieht ABI dann auch den Ursprung für das weitere Wachstum: Nur 23 Prozent der Referenzdesign-Geräte, so die Analysten, werde 2019 über einem Verkaufspreis von 200 Dollar liegen.

Für das echte Premiumsegment im Bereich über 400 Dollar bleibe eine solche Lösung aber eine Seltenheit, da hier große Hersteller wie Samsung und Apple aktiv seien. „Diese Hersteller werden weiterhin die Hoheit über das Design haben wollen“, heißt es bei ABI.

Trotzdem ist die Verwendung von Referenzdesigns dieser Tage nicht mehr ausschließlich das Geschäft von kleinen, unbekannten Smartphone-Herstellern. Bedingt durch den harten Wettbewerb haben längst auch die großen Hersteller die Vorteile der Nutzung für sich entdeckt: Auch Nokia, Samsung, HTC, Huawei und ZTE greifen mit fertigen Designs seit einigen Jahren im Einsteigersegment an.

Auch dieser Trend wird sich laut ABI verstärken und mit dazu beitragen, dass die Relevanz der Referenzdesigns drastisch steigt. Für die kleineren Hersteller bedeutet dies, dass sie sich zukünftig noch stärker einem kaum schlagbaren Preiskampf ausgesetzt sehen werden, in dem sie von den großen, ebenfalls auf einfachste Lösungen setzenden Herstellern im Preissegment von unter 200 Dollar in die Zange genommen werden. „Die kleinen Hersteller haben lange davon profitiert, dass die großen die Referenzdesigns gescheut haben. Für einige dieser Hersteller bedeutet die Verschiebung das Ende“, prognostiziert ABI.