Russland setzt auf eigene ARM-CPUs statt AMD und Intel

Michael Günsch
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Laut Medienberichten ist das russische Ministerium für Industrie und Handel auf der Suche nach Ersatz für Prozessoren der US-Unternehmen AMD und Intel, die bislang in staatlich genutzten Computern Verwendung finden. Zu diesem Zweck wolle Russland eigene Prozessoren auf Basis aktueller ARM-Architektur entwickeln.

Über dieses Vorhaben schreibt die Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf einen Bericht der Tageszeitung Kommersant. Die für das kommende Jahr geplante und in Eigenregie entwickelte Prozessorserie trage demnach den Namen „Baikal“. Erste Modelle sollen über acht Cortex-A-57-Kerne der ARMv8-Architektur mit 2 Gigahertz und 64-Bit-Unterstützung verfügen und in 28 nm gefertigt werden. Für Ende 2016 seien Prozessoren mit 16 Kernen geplant.

Die aktuelle ARMv8-Architektur findet sowohl bei Mobilgeräten wie Smartphones und Tablets als auch immer mehr in sogenannten Micro-Servern Verwendung.

Den Design-Entwurf für Baikal werde die namensgebende russische Firma Baikal Electronics übernehmen, die auf SoC-Designs spezialisiert ist und zum HPC-Technikanbieter T-Platforms gehört. Unklar sei jedoch, wer die Herstellung der Prozessoren übernimmt. Laut Kommersant würden Mikrochips in Russland derzeit noch mit einer Strukturbreite von 90 Nanometern gefertigt. Eine Umstellung auf 28 Nanometer würde Milliarden an Geldern verschlingen. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass die Fertigung von einem ausländischen Auftragshersteller übernommen wird. Laut dem Zeitungsbericht würden jährlich etwa eine Million Computer für rund 1,3 Milliarden US-Dollar für staatliche Einrichtungen und Firmen in Russland angeschafft.

Ein Grund für die Abkehr von Prozessoren von AMD und Intel könnte eine bessere Kontrolle über die Funktionsweise der Chips durch die eigene Entwicklung sein. Den in den USA entwickelten Prozessoren wurden nach den NSA-Enthüllungen Hintertüren für Spionagezwecke nachgesagt. Zudem setzt Russland seit einigen Jahren verstärkt auf Linux-Systeme.

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