Folgen der NSA-Überwachung für amerikanische Wirtschaft

Andreas Frischholz
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In der politischen Debatte werden die Folgen der NSA-Überwachung nicht ausreichend berücksichtigt, besagt eine Studie der New America Foundation. Demnach werden nicht nur die Bürgerrechte untergraben, sondern auch noch Kosten für US-Unternehmen, die amerikanische Außenpolitik und die Internet-Sicherheit verursacht.

Bislang dreht sich die Bewertung der NSA-Programme in erster Linie um den Kompromiss zwischen dem Schutz der nationalen Sicherheit und den Eingriffen in die Privatsphäre der Bürger. Laut der New America Foundation verdeutlichen jedoch die Ergebnisse der aktuellen Studie, dass die NSA-Aktivitäten seit den ersten Enthüllungen von Edward Snowden im Juni 2013 bereits zu erheblichen Schäden geführt haben. Diese würden neben den Interessen der USA auch Internetnutzer quer über den Globus betreffen.

Die Folgen der NSA-Überwachung wurden vor allem in den folgenden vier Bereichen beobachtet:

  • Direkte ökonomische Kosten für US-Unternehmen: Amerikanische Unternehmen berichteten den Forschern von rückläufigen Umsätzen außerhalb der USA und dem Verlust von potentiellen Geschäftsfeldern. Vor allem, weil Konkurrenten mittlerweile auf Produkte setzen, die Nutzern den Schutz vor NSA-Spionage versprechen. So rechnen etwa die Anbieter von Cloud-Computing-Diensten mit Verlusten in Milliardenhöhe während der nächsten drei bis fünf Jahren.
  • Mögliche Kosten für US-Unternehmen und das offene Internet: Zahlreiche Vorschläge von ausländischen Regierungen beinhalten wesentlich striktere Datenschutzvorschriften, sodass amerikanischen IT-Unternehmen langfristig Umsatzeinbußen drohen. Pläne, den Datenverkehr regional zu begrenzen, könnten sogar zu einer „Balkanisierung“ des Internets führen.
  • Kosten für die Außenpolitik der USA: Die außenpolitischen Beziehungen der USA wurden beschädigt. In einigen Staaten – wie etwa Deutschland – führte das Ausmaß der NSA-Überwachung sogar zu kritischen Zwischenfällen, die außenpolitische Interessen der USA beeinflussen können. Darüber hinaus kann die „Internet Freedom Agenda“ der US-Regierung nicht mehr glaubwürdig vertreten werden.
  • Kosten für die Cyber-Sicherheit: Bei der Internet-Sicherheit haben die NSA-Aktivitäten zu schweren Schäden geführt, bedingt durch die Schwächung von Verschlüsselungsstandards, dem Einbau von Backdoors in verbreitete Hardware- und Software-Produkte sowie zahlreichen offensiven Hacker-Angriffen. Hinzu kommt, dass Sicherheitslücken nicht offengelegt, sondern über Jahre gehortet wurden.

Um die Schäden der NSA-Überwachung zu begrenzen, hat die US-Regierung bereits erste Maßnahmen eingeleitet – dazu zählt etwa die von US-Präsident Obama angekündigte Reform. Angesichts dieser Ergebnisse empfehlen die Autoren der Studie allerdings noch weitere Schritte.

Dazu zählt unter anderem ein stärkerer Schutz der Privatsphäre von Bürgern in- und außerhalb der USA sowie mehr Transparenz für die staatlichen Überwachungsaktivitäten. Auf technischer Ebene sollte die NSA künftig die Beseitigung von Sicherheitslücken unterstützen und den Einbau von Backdoors unterlassen. Zudem sollte ein Prozess initiiert werden, um das Vertrauen in Verschlüsselungsstandards wieder herzustellen.

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