Tropes Vs Women: Die Debatte greift um sich

Max Doll
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Tropes Vs Women: Die Debatte greift um sich

Aufgrund einer Serie zur Darstellung und Rolle von Frauen in Videospielen wurde der Autorin Anita Sarkeesian damit gedroht, vergewaltigt und ermordet zu werden – was manch ein Kommentator in Foren auch noch zu rechtfertigen wusste und sogar für angemessen hielt. Nun werden diese anhaltenden Ausfälle zum Thema.

Mit einem offenen Brief startet Indie-Entwickler Andreas Zecher einen Aufruf für mehr Toleranz unter Spielern. Betont wird bereits in der Präambel, dass jeder ein Recht haben sollte, „Spiele zu spielen, Spiele zu kritisieren und Spiele zu machen ohne verfolgt oder bedroht zu werden“. Außerdem ruft Zecher im Sinne einer Null-Toleranz-Strategie dazu auf, entsprechende Kommentare in Foren oder sozialen Netzwerken umgehend zu melden, um „die Spiele-Community zu einem angenehmeren Ort zu machen“. Neben Sarkeesian wurden und werden in Folge auch Autoren von Beiträgen bedroht und beleidigt, die sich wie Adi Robertson (The Verge) oder Tim Schafer (Double Fine Studios) positiv über die Dokumentation äußerten.

Sarkeesians Beiträge sind normale Kritik an der Popkultur

Das Thema an sich hat derweil weitere, lesenswerte Reaktionen hervorgebracht. Ian Steadman urteilt zu den Videobeiträgen: „Was Sarkeesian macht, ist normale Kritik an Populärkultur von der Art, der Filme und Bücher seit Jahrzehnten ausgesetzt sind“, um sich im Folgenden mit Vorwürfen gegen ihre Person auseinanderzusetzen. In Filmen und Büchern gehört derartige Kritik indes zu einer normalen Diskussionskultur und ruft keine derart extremen Reaktionen hervor, die an einen Klassenkampf denken lassen. Dass es zwingend erforderlich ist, sich mit der Meta-Ebene von Videospielen zu beschäftigen und das Medium als ernsthaftes Kulturgut zu betrachten, um es vollständig erfassen zu können, hat Carolyn Petit jüngst überzeugend in anderem Zusammenhang dargelegt.

Adi Robertson argumentiert, dass Spiele mit unrealistischer Story und langweiligen Klischees keinesfalls dem Ziel gerecht werden, der „Wirklichkeit zu entfliehen und Spaß zu haben“. Der Wunsch nach einer anderen Darstellung von Frauen im Medium sei kein Wunsch nach Zensur oder politisch korrekten Titeln. Der Verweis auf die stereotype Darstellung von Männern ignoriere den jeweiligen Kontext, man vergleiche so Äpfel mit Birnen. Frauen würden in Spielen nicht als Menschen betrachtet werden, „aus Gründen die wenig zu tun haben mit künstlerischer Vision oder generellen Themen“ – eine Position, die in den Kommentaren mit Drohungen beantwortet wurde. Der Wunsch nach besseren oder nicht immer den gleichen Geschichten zugunsten einer wesentlich größeren erzählerischen Vielfalt wird auch von anderen Beiträgen geteilt.

„Männer, die nicht reflektieren können, sind traurige Gestalten“

Unterstützung erfährt Sarkeesian auch durch Steve Jaros. Der Creative Director bei Volition sagte gegenüber The Espapist, dass die Nutzung von Saints Row als Beispiel in der Videoserie sowie die allgemeine Bewertung der Branche korrekt sei. „Ich denke, dass es fair ist, für seine Scheiße bloßgestellt zu werden“, sagte Jaros. Und: „Ich denke, dass Männer, die nicht reflektieren können, traurige Gestalten sind“. Saints Row habe sich diesbezüglich aber weiterentwickelt, während zugleich das Bewusstsein für problematische Darstellungen von Frauen gewachsen sei.

Kommentare von Regisseur Joss Whedon (Buffy, The Avengers) über Twitter oder Berichte in Medien wie der Standard zeigen zudem, dass die Vielzahl und Art der unsachlichen Kommentare das Thema mittlerweile aus der „Gaming-Sphäre“ gerissen hat.

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