Adobe auf der Buchmesse: Hartes DRM steht hoch im Kurs

Michael Schäfer
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Adobe auf der Buchmesse: Hartes DRM steht hoch im Kurs
Bild: Adobe

Im Rahmen der gestern zu Ende gegangenen Frankfurter Buchmesse hat sich Adobe zur Zukunft des eigenen DRM-Systems geäußert. Gleichzeitig räumte der Softwarehersteller Fehler bezüglich des Vorgehens bei der Erhebung von Nutzerdaten ein.

Auch wenn Adobe nach eigenen Aussagen dem Thema Kopierschutz und Rechtemanagement neutral gegenüber steht, sieht das Unternehmen einen großen Bedarf auf Seite der Verlage. Gegenüber lesen.net sagte Adobe, dass Verlage nach wie vor ein hartes DRM verlangen würden. Solange dies der Fall ist, würde der Softwarehersteller die Nachfrage auch bedienen. Trotz Befragungen des Börsenvereins des Buchhandels, die eine Abkehr der Verlage vom harten hin zum weichen Schutzverfahren per Wasserzeichen vorhersagen, konnte Adobe keinen nennenswerten Rückgang der Kunden feststellen. Auch wenn das Unternehmen keine direkten Beziehungen zu Verlagen unterhält, würden sich laut Adobe mehrere Verlagshäuser neu für den Kopierschutz von Adobe entscheiden, andere ziehen aktuell den weichen Schutz vor. Somit soll das Verhältnis in etwa unverändert geblieben sein.

Auch zum eigenen Kopierschutz gab Adobe Auskunft: Nachdem die neue Version ADE 3.0 und der Content Server in Version 5 Anfang des Jahres freigegeben wurden, sorgte der Schutz schon kurz darauf für Inkompatibilitäten in Kombination mit älteren E-Book-Readern. Die anhaltende Kritik der Anbieter sorgte schließlich dafür, dass Adobe den Dienst nicht wie geplant im Juli 2014 verbindlich für alle Händler einführen wollte. Auch wenn die aktuell verwendete Version des Adobe DRM schon seit einigen Jahren nicht mehr als sicher gilt, sehen viele Anbieter aufgrund zahlreicher älterer Lesegeräte nach wie vor keine Alternative als weiterhin am unsicheren Verfahren festzuhalten.

Daher hat Adobe den Anbietern freigestellt, welche Version des Rechtemanagements sie verwenden. Im Bildungsbereich sollen laut Adobe bereits einige digitale Bücher mit dem neuen Schutz versehen worden sein – Namen von Verlagen blieb Adobe jedoch schuldig. Weiterhin hofft das Unternehmen auf eine flächendeckende Einführung des neuen Schutzes mit E-Pub 3. Da das neue Format unter anderem auf HTML5 und CSS3 baut, kann über die generelle Kompatibilität zu E-Pub 2, das hauptsächlich noch auf XHTML und CSS2 setzt, keine Aussage getroffen werden. Beide Formate könnten also noch lange Zeit nebeneinander existieren, was einen wirklichen Schutz vorerst nicht möglich machen würde. Adobe würde mit E-Pub 3 einige Kompatibilitätsprobleme aus der Welt schaffen, da Lesegeräte, die das neue Format unterstützen, noch mit Updates versorgt würden. Trotzdem arbeite Adobe nach eigenen Angaben weiterhin daran, den Kopierschutz so unsichtbar wie möglich zu gestalten und diesen in absehbarer Zeit komplett im Hintergrund agieren zu lassen. Zudem will das Unternehmen zukünftig stärker auf alternative Bezugsmöglichkeiten wie E-Book-Flatrates oder Leihbüchereien setzen.

Um Schadensbegrenzung ging es bei Adobe bei der E-Book-Verwaltungssoftware Adobe Digital Editions 4 und der unverschlüsselten Übertragung diverser Nutzerinformationen auf die eigenen Server. Hier stellten Adobe-Manager Ingo Eichel (Senior Business Development) und Shameer Ayyappan (Senior Product Manager) schon für nächste Woche ein Update in Aussicht, das die gesammelten Informationen nicht mehr im Klartext übertragen werde. Auch bei den erhobenen Daten soll sich etwas ändern: Diese sollen mit der neuen Version nur noch aus den Daten bestehen, die für die Nutzung des Systems unabdingbar seien. Dazu gehören unter anderem der Download- oder Ausleihzeitpunkt sowie die Nutzer-ID. Beide Manager betonten, dass der Schutz der Nutzerdaten das Wichtigste für Adobe sei und bestritten mit Nachdruck, dass Digital Editions Informationen über Bücher übermittelt, die nicht von der Software verwaltet werden.