Stoppt das Pixelzählen!: Ein Streitgespräch zu Grafik und Auflösung

Max Doll (+1)
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Stoppt das Pixelzählen!: Ein Streitgespräch zu Grafik und Auflösung

Scheinargumente

Knapp ein Jahr nach ihrem Erscheinen sind die neuen Spielkonsolen von Sony und Microsoft noch immer ein Dauerthema in Foren. Dabei stehen nicht nur aktuelle Entwicklungen, sondern ständig die vorgeblich zu geringe Leistungsfähigkeit von PlayStation 4 und Xbox One, oft im Vergleich mit dem PC, im Vordergrund. Speziell Auflösung und Bilderwiederholrate laden zu endlosen Diskussionen ein.

Xbox One und PlayStation 4
Xbox One und PlayStation 4

Eindeutig Position beziehen kann auch die ComputerBase-Redaktion nicht. Anhand der sechs am häufigsten zu hörenden Kritikpunkte argumentieren Wolfgang Andermahr, Redakteur PC-Grafikkarten, und Max Doll, Redakteur Konsolen, gegen und für die neuen Spielkonsolen.

Am Ende der Leistungsfähigkeit

Die neue Konsolengeneration hängt bereits im Leistungslimit. Aktuelle Standards wie 1080p und 60 fps werden nicht erreicht, ihre Vorgänger hatten damit kein Problem. In Relation zu PCs gesetzt, sind die Current-Gen-Konsolen schwächer als damals Xbox 360 und PlayStation 3.

Max Doll

Max DollSchon am Anfang ihres Lebenszyklus' sind die neuen Zaubergeräte also am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen, so das Argument. Ein Blick zurück: Vor acht Jahren, als Xbox 360 und PlayStation 3 ähnlich lange auf dem Markt waren, sah Perfect Dark Zero nicht besser aus als F.E.A.R. oder das ein Jahr zuvor erschienene Far Cry; anderthalb Jahre später wischte Crysis mit Halo 3 und Resistance: Fall of Man den Boden. Konsolenspiele sahen hübsch aus, mit der Qualität eines PCs konnten sie nicht gleichziehen – damals wie heute. Trotzdem gehen Entwickler immer ans derzeitige „Leistungslimit“.

Resistance: Fall of Man, Halo 3, Crysis

Die gängige Auflösung lag 2006, schenkt man einer alten Steam-Umfrage Glauben, sogar im Bereich von 1.280 × 1.024 Pixeln. Auf dem PC waren demnach 1.310.720 Pixel zu berechnen, Konsolen mussten mit 720p hingegen nur 921.600 Pixel darstellen – eine um 30 Prozent geringere Anzahl, die nicht jedes Spiel erreicht hat – sowohl zu Beginn als auch am Ende der Generation. Daraus folgt: PlayStation 4 und Xbox One sind viel dichter am (PC-)Mainstream als ihre Altvorderen, weil sie nicht nur 1.080p und viel hübschere Effekte, sondern nun auch 60 fps berechnen müssen. Und das kostet Leistung, denn Bildqualität und Hardware-Bedarf skalieren nicht linear.

Wolfgang Andermahr

Wolfgang AndermahrDa muss ich meinem Kollegen widersprechen: Die damaligen Konsolen waren dem PC beim Erscheinen grafisch sogar voraus! Und genau das schafft die neue Generation nicht. Dass 60 Bilder pro Sekunde bei Full HD nicht in jedem Spiel erreicht werden, halte ich hingegen für weniger tragisch. Dass manche Spiele jedoch selbst die 1.920 × 1.080 bei 30 fps nicht erreichen, ist hingegen ein kleines Armutszeugnis. Denn genau diese Auflösung trägt quasi jeder Fernseher und Monitor, deren bzw. der Konsolen beste Eigenheit nicht das Hochskalieren auf 1.080p ist. Und genau deswegen sind die neuen Konsolen bereits jetzt am Leistungslimit und ihren Vorgängern im jeweiligen Zeitvergleich zum PC unterlegen.