Adobe: US-Bibliotheksverband kritisiert Datenschutzverstoß

Michael Schäfer
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Adobe: US-Bibliotheksverband kritisiert Datenschutzverstoß

Der US-Verband der Bibliotheken ALA übt scharfe Kritik an Adobes jüngstem Datenschutzverstoß in Verbindung mit der E-Book-Verwaltungssoftware Digital Editions. Zudem stellt die Organisation die Notwendigkeit der gesammelten Daten für das Funktionieren der Software in Frage. Nicht minder sieht es der Deutsche Bibliotheksverband.

So verlangt die ALA, die älteste und mit über 64.000 Mitgliedern größte Bibliothekenverbindung der Welt, eine sofortige Korrektur der Vorgehensweise von Adobe und ein Ende der unverschlüsselten Übertragung. Zudem erwarte die Organisation von Adobe, zukünftig nur die Daten zu erheben, die für das Funktionieren von Digital Editions und somit die Überprüfung der Lizenz notwendig sind.

Laut ALA-Präsident Courtney Young haben Nutzer ein Recht darauf, dass ihre Leseaktivitäten als privat angesehen werden. Gerade Bibliotheken, von denen tausende die genannte Software einsetzen würden, fühlen sich verpflichtet, Verschwiegenheit über die Lesegewohnheiten ihrer Mitglieder zu wahren. Young ist zudem der Ansicht, dass die Übertragung von unverschlüsselten Daten nicht nur unerhört sei, sondern auch gegen geltendes Recht in den USA verstoße. Darüber hinaus könnte das Sammeln der Daten seitens Adobe ein größeres Ausmaß zu haben als bisher angenommen. So geht die Organisation davon aus, dass die Anfang Oktober bekannt gewordenen Datenschutz-Verfehlungen von Adobe bis Anfang September zurückreichen, eben dem Zeitpunkt, als das Unternehmen Digital Editions in der Version 4 veröffentlicht hatte.

Der Aufforderung seitens der ALA, den aktuell herrschenden Zustand schnellstens zu beseitigen, scheint Adobe nachzukommen – das Unternehmen stellt für nächste Woche ein Update der Software in Aussicht.

Rückendeckung erhält die ALA vom Deutsche Bibliotheksverband. Laut DBV-Vorsitzenden Frank Simon-Ritz müsse das persönliche Leseverhalten privat bleiben. Auch er fordert Adobe auf, die bekannt gewordenen Sicherheitslücken schnellstmöglich zu beseitigen und sieht in der Problematik „alles andere als eine Lappalie, wenn hier der Schutz der persönlichen Daten regelrecht ,ausgehebelt’ wird“. Er verwies darauf, dass die gesetzlichen Vorschriften auch im Umfeld der Digitalisierungen gewahrt werden müssen, was ebenso das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Bürgers einschließt. Simon-Ritz betont zudem, dass der derzeitig hohe Datenschutzstandard in Zukunft nur dann sichergestellt werden kann, „wenn auch bei der Nutzung cloudbasierter Informationstechnologie gewährleistet wird, dass sich die Anbieter an die in Europa geltenden Datenschutzbestimmungen halten“. Es werde zudem geprüft, in wie weit Nutzer deutscher Bibliotheken von den Datenschutzverletzungen seitens Adobe betroffen sind.

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