Microsoft: Do Not Track muss künftig explizit aktiviert werden

Parwez Farsan
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Microsoft: Do Not Track muss künftig explizit aktiviert werden
Bild: Rauchbier | CC BY 2.0

Microsoft hat einen Richtungsschwenk bei der Standardeinstellung der hauseigenen Browser für die Funktion „Do Not Track“ (DNT) angekündigt. Mit der Einführung von Windows 8 und des Internet Explorer 10 2012 hatte Microsoft DNT in den Schnelleinstellungen als Standard aktiviert. Dies wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein.

Do Not Track (DNT) soll im Prinzip verhindern, dass Webseiten das Surfverhalten von Nutzern aufzeichnen und die Daten weiterverkaufen oder an Werbefirmen weiterreichen. Ein Beispiel für das Ergebnis dieses Datenhandels dürften die meisten Nutzer bereits selbst erlebt haben:

Nachdem man sich auf Seite X Produkt a angesehen hat, taucht auf den Seiten Y und Z plötzlich wie von magischer Hand Werbung für Produkt a auf, da die Werbevermarkter ein gesteigertes Interesse für dieses Produkt vermuten. Ist DNT aktiviert, signalisiert der Browser den Webseiten über den HTTP-Header, dass der Nutzer nicht möchte, dass sein Surfverhalten verfolgt wird. Das Problem daran: Die Webseitenbetreiber müssen sich nicht daran halten.

DNT als Standardeinstellung von Anfang an in der Kritik

Bereits 2012 gab es neben positiven Stimmen von verschiedenen Seiten auch Kritik an Microsofts Entscheidung, DNT in den Schnelleinstellungen zu aktivieren. Unter anderem wurde kritisiert, dass die Diskussionen über einen industrieweiten Standard dadurch geschädigt würden. Es war zudem absehbar, dass die Akzeptanz bei den Betreibern von Webseiten nicht sehr hoch ausfallen würde, wenn mehr Nutzer als üblich die Weitergabe von Informationen verweigern.

Microsoft sieht den Diskurs zu DNT und einem Privatsphäre-Standard für das Tracken von Nutzern mittlerweile so weit gediehen, dass auch die eigene Implementierung an die aktuelle Situation angepasst werden müsse. Im Prinzip bleibe man aber dabei, dass es darauf ankomme, dem Nutzer klar mitzuteilen, ob DNT an oder aus sei und ihm das Umsetzen der eigenen Entscheidung ohne großen Aufwand zu ermöglichen.

We said in 2012 that browser vendors should clearly communicate to consumers whether the DNT signal is turned off or on, and make it easy for them to change the setting. We did that for IE 10 and IE 11. And we’re continuing to do so with future versions of our browsers.

Brendon Lynch, Chief Privacy Officer bei Microsoft

Der aktuelle Entwurf zur Tracking Preference Expression (DNT) des World Wide Web Consortium (W3C) sieht vor, dass das vom Browser gesendete Signal die Meinung des Nutzers ausdrücken muss, nicht die des Browserherstellers oder einer anderen Partei, auf die der Nutzer keinen Einfluss hat. Dies treffe sowohl auf die allgemeinen Einstellungen als auch auf Ausnahmen zu. Die Übertragung des DNT-Signals dürfe nur erfolgen, wenn der Nutzer damit explizit seine Präferenz ausdrückt.

Bei Microsofts bisheriger Lösung, DNT bei Wahl der Schnelleinstellungen für Windows beziehungsweise den Internet Explorer zu aktivieren, obwohl dies kaum ein Nutzer bewusst tun dürfte, widerspricht folglich dem Sinn des Entwurfs. Um Missverständnisse auszuräumen, ob die eigene Implementierung W3C-konform ist, hat sich Microsoft nun für deaktiviertes DNT als Standardeinstellung entschieden. Andernfalls könnten Webseiten behaupten, dass das DNT-Signal nicht den Willen der Nutzer widerspiegele, so Microsoft. Stattdessen soll der Nutzer in Zukunft eindeutige Informationen zu der Funktion und wie sie im Browser aktiviert werden kann erhalten.

Das neue Vorgehen wird greifen, wenn Nutzer einen neuen PC aufsetzen und wenn sie auf eine neue Windows- oder Internet-Explorer-Version aktualisieren. In Chrome, Firefox, Opera und Safari ist DNT standardmäßig bereits jetzt nicht aktiviert, sie verfügen aber über eine entsprechende Einstellungsoption.