Übernahme: Twitter zahlte für Periscope weit weniger als 100 Millionen

Frank Hüber
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Übernahme: Twitter zahlte für Periscope weit weniger als 100 Millionen

Zur Übernahme des Live-Streaming-Dienstes Periscope durch Twitter im Januar wurde ein Kaufpreis von rund 100 Millionen US-Dollar spekuliert. Aus dem eingereichten, ausführlichen Quartalsbericht von Twitter geht jedoch hervor, dass der Kaufpreis weit darunter gelegen haben muss.

Im Quartalsbericht nennt Twitter nämlich einen Betrag von 86,6 Millionen US-Dollar für Zukäufe im ersten Quartal 2015. Neben Periscope kaufte Twitter im ersten Quartal auch die Online-Agentur Niche, deren Kaufpreis nach Informationen von Re/code bei mindestens 30 Millionen US-Dollar gelegen haben soll. Sofern dieser Bericht genauer ist als die Spekulationen um den Kaufpreis von Periscope, entfallen auf den Kauf von Periscope nur noch rund 56 Millionen US-Dollar statt der spekulierten 100 Millionen US-Dollar.

During the three months ended March 31, 2015, the Company acquired two companies, which were accounted for as business combinations. The total purchase price of $86.6 million (paid in shares of the Company’s common stock having a total fair value of $57.7 million and cash of $28.9 million) for these acquisitions was allocated as follows: $5.1 million to developed technologies, $2.8 million to net tangible assets acquired based on their estimated fair value on the acquisition date, $1.8 million to deferred tax liability, and the excess $80.5 million of the purchase price over the fair value of net assets acquired to goodwill.

Twitter, Form 10-K

Im März hatte Twitter nach der Übernahme die eigene, kostenlose Live-Streaming-App Periscope für iOS veröffentlicht und beschränkte die Integration des Konkurrenten Meerkat zunehmend, weshalb dieser nun stärker auf Facebook setzt statt auf Twitter. Über Periscope können Nutzer, ganz ähnlich wie bei Meerkat, einen Audio- und Video-Live-Stream von einem Smartphone senden, wobei andere Nutzer den Stream kommentieren und weiterverbreiten können. Innerhalb von zehn Tagen wurde die App über eine Million Mal heruntergeladen.

Große Aufmerksamkeit hatte Periscope erneut Anfang Mai beim Boxkampf zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao erlangt. Da der Kampf normalerweise mit 100 US-Dollar als Pay-per-View gekauft werden musste, streamten ihn zahlreiche Nutzer über Periscope kostenlos ins Netz. Auch wenn das Phänomen von Live-Streams von Sportveranstaltungen keine Neuheit mehr ist, hat es durch den medialen Rummel um den Boxkampf zwischen Mayweather und Pacquiao eine deutlich höhere Sichtbarkeit erlangt.