Ultrastar Archive Ha10: 10-TB-Festplatte von HGST erlangt Marktreife

Michael Günsch
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Ultrastar Archive Ha10: 10-TB-Festplatte von HGST erlangt Marktreife
Bild: HGST

Neun Monate nach der Ankündigung ist die erste Festplatte mit 10 Terabyte bereit für die Markteinführung. Unter dem Namen Ultrastar Archive Ha10 wird die HDD zu Archivierungszwecken für Unternehmen angeboten. Die hohe Kapazität ermöglicht die Kombination aus Heliumfüllung und Shingled Magnetic Recording (SMR).

Die geringere Dichte von Helium gegenüber Luft ermöglicht es HGST, mehr Magnetscheiben (Platter) in einem herkömmlichen 3,5-Zoll-Gehäuse unterzubringen. Acht Terabyte erreichte der Hersteller mit einem Sieben-Platter-Design. Nun kommt die SMR-Technik hinzu, bei der Datenspuren wie Schindeln überlappen, wodurch mehr Daten auf gleicher Fläche untergebracht werden können.

Das Ergebnis dieser Kombination ist die Ultrastar Archive Ha10 im 3,5-Zoll-Format mit einer Bauhöhe von 2,6 Zentimetern. Das 10-TB-Laufwerk arbeitet mit 7.200 Umdrehungen pro Minute und soll je nach Variante über SATA 6 Gb/s oder SAS 6 Gb/s dauerhafte Transferraten von 157 MB/s lesend und 68 MB/s schreibend erzielen. Insbesondere die Schreibleistung erscheint niedrig, erreichen viele HDDs mit 7.200 U/min doch Schreibraten jenseits von 150 MB/s und auf gleichem Niveau wie die Leserate. Der Grund dafür liegt in der SMR-Technik, die hohe Kapazitäten zum Preis einer niedrigen Schreibrate liefert. Während das Auslesen der SMR-Spuren keine Probleme bereitet, bedeutet das Schreiben einer neuen Spur, dass auch anliegende Spuren neu organisiert werden müssen.

HGST versieht die auf den Produktseiten angegebene Schreibrate mit einer Fußnote, die besagt, dass bei jedem Schreibbefehl die vorherige Spur (Track) zur Prüfung gelesen wird, um die Datenbeständigkeit sicherzustellen.

HGST Ultrastar Archive Ha10
HGST Ultrastar Archive Ha10 (Bild: HGST)

Aufgrund dieser „Schreibschwäche“ wird das Einsatzgebiet für SMR-HDDs eingeschränkt. HGST sieht die Ultrastar Archive Ha10 daher für „archivalische Umgebungen und Anwendungen, wo Daten sequenziell geschrieben und wahlfrei gelesen werden“ vor. Konkret hat das Unternehmen dabei Cloud-Speicher- und Backup-Dienste, soziale Medien, aber auch Anwendungen im Unterhaltungsbereich im Auge. Wenn große Datenmengen meist einmalig geschrieben und anschließend oft nur gelesen und selten neu beschrieben werden, kommt die Schwäche der SMR-Technik nicht zum Tragen. Ein Server mit zahlreichen wahlfreien Schreibzugriffen pro Sekunde ist hingegen denkbar schlecht mit einer solchen HDD bedient.

Aus gleichem Grund bietet auch Seagate die eigenen SMR-Modelle ausschließlich als Archive-HDDs an. Seagate bereitet ebenfalls für 2015 eine Festplatte mit 10 TByte vor, verzichtet dabei aber auf eine Helium-Füllung – HGSTs HelioSeal (PDF) ist patentiert – und geht den Weg der höheren Datendichte pro Scheibe, statt deren Anzahl weiter zu steigern.

Die Einschränkung auf Anwendungen zur sequenziellen Archivierung großer Datenmengen ist aber aus Sicht von HGST kein Problem. Nach eigenen Schätzungen würden solche auch als Active Archive oder Deep Archive bezeichneten Anwendungsbereiche inzwischen etwa 20 bis 35 Prozent der weltweit gespeicherten Daten ausmachen. In den nächsten fünf Jahren könne der Wert sogar bei 50 Prozent liegen, prognostiziert HGST und wittert einen auch langfristig lukrativen Markt für die eigene Technik.

Die ersten Chargen der Ultrastar Archive Ha10 sollen an Kunden im Cloud- und OEM-Sektor gerichtet sein. Auf Seiten der Software seien Anpassungen der Host-Anwendungen nötig, um das Schreibaufkommen möglichst sequenziell zu gestalten. Hierfür wird ein Open Source Software Development Kit angeboten.