Kindle Unlimited: E-Book-Flatrate mit mehr als einer Million Titel

Michael Schäfer
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Kindle Unlimited: E-Book-Flatrate mit mehr als einer Million Titel
Bild: Amazon

Im Juli 2014 in den USA gestartet, war Amazons Leseflatrate rund drei Monate später auch in Deutschland erhältlich. Für einen monaltichen Preis von 9,99 Euro können Leser auf ein Angebot mit 650.000 E-Books zugreifen. Nach zehn Monaten hat der Verleihdienst nun hierzulande zum ersten Mal die Millionengrenze überschritten.

Aktuell beinhaltet das Angebot des Onlinehändlers 1.031.852 digitale Bücher, womit mittlerweile jedes vierte Buch über das Pauschalangebot erhältlich ist. Doch es ist nicht immer alles Gold was glänzt: Betrug zum Start die Anzahl der verfügbaren deutschsprachigen Titel gerade einmal 40.000 Exemplare, ist der Anteil an Büchern in deutscher Sprache trotz eines deutlichen Anstiegs des Gesamtangebotes mit aktuell 66.944 Titeln prozentual sogar gesunken.

Ebenfalls gesunken ist die Anzahl der Verlagstitel: War es um die bekannten Titel deutschsprachiger Verlage bereits zum Start von Amazons Verleihdienst nicht sonderlich gut bestellt, nahm das Angebot im Laufe der Zeit stetig ab. Laut Matthias Matting, Vorsitzender des deutschen Selfpublisherverbandes, ist diese Reduzierung seitens Amazon durchaus gewollt: „Amazon hat offenbar festgestellt, dass besonders teure Titel besonders häufig gelesen werden, und diese Schritt für Schritt aus dem Angebot entfernt“. In der Folge beinhaltet das Angebot damit überwiegend Titel von unabhängigen Autoren, wodurch die Durchschnittspreise der Kindle-Unlimited-Titel gesunken sind. Für Amazon bedeutet dies wiederum ein Anstieg des Gewinns, im Umkehrschluss müssen Abonnenten nun deutlich mehr Bücher lesen, damit sich der monatliche Preis rechnet.

Zudem ist Matting der Meinung, dass Kindle Unlimited für Verlage immer unattraktiver werde: So sollen Verlage, welche heute noch ihre Bücher beim Verleihdienst anbieten, lediglich mit einer Pauschalvergütung entlohnt werden und das, nachdem Amazon diese „zum Start mit sehr attraktiven Konditionen geködert hatte“. Doch auch wenn die Anzahl der bekannten Titeln schwindet, wächst Kindle Unlimited stetig – es wird von zehn Prozent für jeden Monat ausgegangen. Somit scheint das Angebot an selbst verlegten Titel ausreichend zu sein, um immer mehr Leser anzuziehen. Aus einer im Mai 2015 veröffentlichten Erhebung des US-Marktforschungsunternehmen Codex Group ging hervor, dass während in den USA andere Verleihdienste einen Rückgang von bis zu 30 Prozent hinnehmen mussten, Kindle Unlimited ständig wuchs, was den Dienst somit an die Spitze der Verleihdienste beförderte.

Kindle Unlimited – Verleihdienst mit mehr als eine Million Titel
Kindle Unlimited – Verleihdienst mit mehr als eine Million Titel

Darüber hinaus scheint sich das Leihgeschäft für Amazon auch in anderer Hinsicht zu lohnen: So kam bereits Anfang des Jahres eine Studie von Nielsen Books zu dem Ergebnis, dass Kunden eines Verleihdienstes in den USA und Großbritannien mehr Bücher kaufen als Leser ohne ein solches Abonnement. Durchschnittlich 58 US-Dollar sollen diese im Durchschnitt monatlich für Bücher ausgeben, die Gebühr für den Dienst bereits eingerechnet. Leser ohne Abo geben laut Studie dagegen lediglich 34 US-Dollar pro Monat aus.

Jedoch wurde auch mit Kritik an Kindle Unlimited nicht gespart: Bereits zum Jahreswechsel wendeten sich immer mehr bekannte Indie-Autoren vom Verleihdienst ab. Grund war für viele ein teils dramatischer Absatzrückgang bei ihren Werken. So musste unter anderem die bekannte Indie-Autorin H. M. Ward einen Einbruch ihrer Verkaufserlöse von 75 Prozent hinnehmen. Erst als sie ihre Bücher aus dem Dienst nahm erholten sich die Verkäufe wieder. Am 1. Juli führte Amazon zudem ein neues Vergütungssystem für Autoren ein, die ihre Werke über das Kindle Direct Publishing (KDP) veröffentlichen, ein. Bis dahin wurde ein Buch bereits vergütet, wenn es zu zehn Prozent oder mehr gelesen wurde. Mit dem neuen System vergütet Amazon geliehene Bücher jedoch nach Anzahl der gelesenen Seiten. Dies führte zu scharfer Kritik von Autorenverbänden, unter anderem auch vom Verband Deutscher Schriftsteller (VS).

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