Nokia: Comeback-Plan für Android-Smartphones wird konkreter

Tobias Reuter
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Nokia: Comeback-Plan für Android-Smartphones wird konkreter
Bild: N i c o l a | CC BY 2.0

Nokias Ambitionen für eine Rückkehr auf den Verbrauchermarkt verstärken sich. Der ehemalige Handy-Riese lancierte vor Kurzem dutzende neuer Stellenangebote auf dem Job-Portal LinkedIn, unter anderem für Android-Entwickler.

Konkret gehe es um Fachkräfte, die das Betriebssystem für Nokias für 2016 erwartete neue Mobilplattform auf Android-Basis programmieren sollen. Der finnische Hersteller testet zudem bereits Prototypen neuer Smartphones sowie anderer Verbraucher-Produkte und schaut sich nach entsprechenden Vertriebspartnern um.

Nokia-Chef Rajeev Suri ließ sich zwar noch wenig Genaues über seine Smartphone-Pläne für 2016 entlocken; es sollen aber keinesfalls die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden, als man Technologie-Trends verschlief, die Kosten vernachlässigte und auf sich verändernde Verbraucherbedürfnisse zu spät reagierte.

Schon seit Längerem zeichnet sich ein maßgeblicher Strategiewechsel im Vergleich zu den früheren Handy-Erfolgszeiten ab. Anders als in der Vergangenheit möchte Nokia nicht mehr alle Geschäftsbereiche alleine stemmen und sucht daher nach geeigneten Partnern, die Produktion, Marketing und Verkauf übernehmen.

Einzig für die Entwicklung der kommenden Nokia-Smartphones sei der finnische Hersteller komplett alleine zuständig; Nokia kämen dabei die über 10.000 Smartphone- und Mobilfunk-Patente zugute, die das Unternehmen nach wie vor hält.

Über die Gründe für das Lizenzmodell kann vorläufig nur spekuliert werden. Da Nokia die hauseigene Handysparte anno 2014 an Microsoft verkaufte, fehle es inzwischen an ausreichenden Kapazitäten, um das Smartphone-Comeback alleine bewältigen zu können, so ein Bericht.

Zudem wolle Nokia die Gefahr eines Fehlschlags auf dem von Apple und Samsung dominierten Mobilmarkt minimieren; während Nokia die vorhandene Infrastruktur von Vertriebspartnern nutzen könnte, bliebe das finanzielle Risiko vergleichsweise gering. Nokias bisher nur in China und Taiwan erhältliches Android-Tablet N1 ist ein erster Versuchsballon des Lizenz-Verfahrens.

Aber allem Ehrgeiz zum Trotz muss sich Nokia beim Smartphone-Comeback noch gedulden. Erst ab dem vierten Quartal 2016 ist es dem ehemaligen Handy-Riesen wieder erlaubt, Smartphones unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Im Zuge des Verkaufs der Handy-Abteilung an Microsoft wurde festgelegt, dass Nokia Microsoft bis dahin keine Konkurrenz auf dem Smartphone-Markt machen dürfe. Auch das Lizenzgeschäft ist erst ab dann wieder uneingeschränkt möglich.

Experten bezweifeln, ob Nokias Markenname noch eine ähnlich große Wirkung bei Verbrauchern hat wie früher. „Eine Marke ist schnell vergessen, wenn sie zu lange nicht mehr im Verbrauchergeschäft präsent war. Wenn Nokia etwas neues und interessantes präsentiert, könnte das Markenerbe hilfreich sein“, so die ehemalige Nokia-Führungskraft Anssi Vanjoki. „Der Markenname wird allerdings nicht viel bringen, wenn die neuen Nokia-Produkte dem schon bestehenden Marktangebot zu ähnlich sind.“

Nokia hat nicht nur das Mobil-Geschäft im Blick. Auch andere Bereiche wie Gesundheit und Videokameras sollen das Unternehmen wieder als ernstzunehmenden Anbieter auf dem Verbrauchermarkt etablieren. So zeigte Nokia vor Kurzem die futuristische 3D-Kamera Ozo, welche die Unterhaltungsindustrie erobern und der virtuellen Realität in Hollywood zum Durchbruch verhelfen soll.