Fifa 16 im Test: Ist Frauenfußball die Lösung?

Sasan Abdi
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Fifa 16 im Test: Ist Frauenfußball die Lösung?
Bild: EA

Vorwort

Jedes Jahr stellt sich für tausende Fußballfreunde die Frage, ob sie erneut in die Neuauflage von Fifa investieren sollen. Das Gros dieser Überlegung mündet offenbar im Zuschlag, was erklärt, warum der Titel von Electronic Arts sich seit Jahren gut verkauft.

Die Unsicherheit mag insbesondere für PC-Spieler auch daher rühren, dass nie ganz klar ist, was für ein Spiel EA Sports abliefern wird. Das Spektrum ist breit: Von Totalausfällen wie Fifa 10 bis hin zu echten Neuauflagen wie dem letztjährigen Fifa 15 wurde schon alles geboten.

Fifa 16 sorgte zur Ankündigung vor allem für Furore, weil es im Jahr der Fußball-Frauen-WM erstmals auch Frauenfußball bietet. Die Funktion wurde von den Verantwortlichen als wichtiges Feature der diesjährigen Auflage gefeiert und in der Spielerschaft hitzig diskutiert. Ist Frauenfußball die diesjährige Antwort auf die Frage nach fundamentalen Neuerungen? Und was hat Fifa 16 sonst so zu bieten?

Systemanforderungen

Grundsätzlich gibt sich Fifa 16 bei den Hardware-Anforderungen für das Genre durchaus anspruchsvoll. Ein aktuelles System sollte man schon besitzen, um den Titel auf höchsten Einstellungen zu spielen.

Testsystem und Herstellerempfehlung (Minimum)
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8.1 (64 Bit) Windows 8-10 (64 Bit)
Prozessor Core i7-4790 Intel i5-2550K, 3,4 GHz oder ähnlich
Arbeitsspeicher 8 GByte 8 GByte
Grafik Radeon R9 290X Radeon HD 6870, GTX 460
Festplattenspeicher ca. 15 GByte
Internetanbindung Für Origin-Aktivierung / Multiplayer

Frauenfußball – und sonst so?

In diesem Jahr begrüßt uns Fifa so, wie lange nicht mehr: mit gravierenden technischen Problemen zum Start. Da ist allen voran die strikte Weigerung der PC-Version, gemeinsam mit Aufnahme-Software zu laufen. Wann immer wir versuchten, unsere Anwendung zu aktivieren, quittierte Fifa 16 dies mit einem Absturz auf den Desktop. Aus diesem Grund muss dieser Test ohne Video und mit Herstellerbildern auskommen.

Doch auch sonst läuft der Titel noch nicht richtig rund. Auf unserem Testsystem nervte Fifa 16 insbesondere in den Zwischensequenzen mit merklichen Mikro-Lags. Auch wenn dafür je nach Problemursache wie immer Lösungen im Internet zu finden sind: Ein solcher Einstand erinnert an die nicht so schönen Ausgaben des Fußballspiels.

Fifa 16 im Test
Fifa 16 im Test (Bild: Electronic Arts)

Andere, kleinere Probleme werden sich erst mit einem ersten Patch lösen. So werden teilweise Spielernamen falsch angezeigt. Und für den Einstieg ins Spiel brauchten wir nach der Sprachauswahl teilweise mehr Geduld, als ohnehin schon immer nötig, weil die Anwendung sich für die Synchronisation unseres Dauerprofils mehrere Minuten Zeit ließ.

Manche Animation wirkt hölzern

Um bei der Technik zu bleiben: Etwas enttäuscht sind wir auch von der Animation der Spieler. Positiv ist zunächst, dass einige neue Bewegungen integriert wurden. Dies hängt vor allem mit der verbesserten Verteidigung zusammen. Spieler agieren in der letzten Reihe tatsächlich wie versprochen cleverer und verschieben effektiver. Im Zweikampf kommen neue Tackling-Ausführungen zum Einsatz, was ein differenzierteres Verteidigen ermöglicht.

Grundsätzlich wirken die Bewegungen der Spieler auf uns aber nicht durchweg besser, als im insgesamt sehr überzeugenden Fifa 15. Teilweise kann man sich sogar des Eindrucks nicht erwehren, dass manche Animation hölzerner wirkt. Und das nicht nur bei weniger bekannten Spielern, sondern auch bei Stars wie etwa Franck Ribéry, dessen „Movement“ in unseren Augen nicht besonders gut dem realen Vorbild nachempfunden ist, um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Atmosphäre ist vorbildlich

Gut gefallen wiederum die wenigen, aber schönen neuen Jubelszenen und die vielen kleinen Sequenzen am Rand. Dadurch wird die ohnehin gute Atmosphäre weiter verstärkt.

Fifa 16 im Test
Fifa 16 im Test (Bild: Electronic Arts)

Einen weiteren Beitrag dazu leistet der Sound und hier überraschend der Kommentar. Neben Frank Buschmann ist bei Fifa 16 der von der PES-Konkurrenz weggekaufte Wolff-Christoph Fuss mit von der Partie. Das sorgt für frischen Wind. Entscheidender aber ist, dass die Entwickler hier ganz offensichtlich mehr Zeit investiert haben: Die Kommentare sind vielfältiger und differenzierter. Wenn Buschmann und Fuss vor dem Spiel auf die Stars der Mannschaften eingehen und Statistiken nennen, wenn sie kurz auf das Spielsystem der Teams eingehen, dann ist auch das eine echte Weiterentwicklung. Auch wenn natürlich klar ist: In diesem Jahr wiederholen sich die Kommentare ebenfalls schnell. Vielspieler werden ihn wahrscheinlich wie immer nach spätestens zehn Stunden abstellen.

Ein weiteres Plus ist die Atmosphäre im Stadion. Die Zuschauermodelle wurden vielfältiger gestaltet, und gerade bei den großen Mannschaften fällt sofort ins Ohr, dass hier echte Sprechchöre eingespielt werden, die sich sogar dynamisch den Spielsituationen anpassen. Gut so!

Frauenfußball: Das wurde aber auch Zeit

Inhaltlich ist die Einführung von Frauenfußball tatsächlich die größte Neuerung. Umfangreich kann man den Schritt aber nicht nennen: Mit zwölf Nationalmannschaften steht nur ein Bruchteil dieses Fußballzweiges zur Verfügung. Schade ist auch, dass der Frauenfußball in Fifa 16 nur auf Offline-Turniere und Online-Freundschaftsspiele begrenzt ist.

Trotzdem ist der Schritt löblich und überfällig. Man mag von Frauenfußball halten, was man möchte: Er erfreut sich zunehmender Beliebtheit und es ist nicht zu vermitteln, weshalb eine solche Option erst jetzt integriert wurde. Die teils hitzige Diskussion darum ist zudem unsinnig: Wer mit Frauenfußball nichts anfangen kann, kann ihn auch in Fifa 16 getrost ignorieren.

Technisch ist die Integration gut geglückt. Die Frauen spielen und bewegen sich merklich anders. Realistisch auch, dass sich hier keine Messis und Ronaldos finden. Das macht das Spiel teilweise dynamischer, weil hier keine Dribblings mit Superstars möglich sind und man mehr auf Passspiel setzen und mit Ballverlusten umgehen muss.

Fifa 16 im Test
Fifa 16 im Test (Bild: Electronic Arts)

Die weiteren Neuerungen fallen aber sehr übersichtlich aus. Neben vielen kleinen kosmetischen Aspekten ist vor allem der neue FUT-Draft-Modus zu nennen, bei dem es sich um eine kleinere, vereinfachte Version des beliebten Fifa Ultimate Team handelt. Das erklärt, weshalb man bei EA Sports rhetorisch so großen Wert auf die überfällige Integration des Frauenfußballs gelegt hat: Bei den Modi hat sich sonst herzlich wenig getan.

Fazit

So richtig überzeugend ist das diesjährige Fifa nicht. Das liegt nicht mal unbedingt daran, dass die Änderungen nicht besonders umfangreich ausfallen. Schließlich ist dies keine Besonderheit und liegt wohl auch in der Natur der Sache: Wenn jedes Jahr ein neuer Ableger erscheint, kann der Spieler nicht jedes Mal den großen Wurf erwarten – vor allem wenn es sich um das Sportgenre handelt, das ohnehin in einem engen konzeptionellen Korsett steckt.

Was uns aber skeptisch stimmt, ist die Antwort auf die entscheidende Frage: Ist das neue Fifa das bessere Fifa? Übertrumpft Fifa 16 das gelungene Fifa 15?

Die Antwort darauf ist alles anderes als klar. Auf der einen Seite stehen Pluspunkte wie eine leicht verbesserte KI, eine noch einmal aufgebohrte Atmosphäre und die Integration von Frauenfußball. Auf der anderen Seite wirkt Fifa 16 bei vielen Animationen nicht wie eine Verbesserung, teilweise sogar wie ein Rückschritt. Und über manche Skriptmechanik und die Verringerung des Spieltempos lässt sich zumindest streiten.

Insofern müssen sich zumindest Besitzer der Vorjahresversion gut überlegen, ob sie der Neuauflage schon jetzt den Zuschlag geben wollen. Ein starkes Argument dafür ist auch in diesem Jahr die umfangreiche Lizenz: Wer parallel zur Bundesliga-Saison mit den allermeisten aktuellen Kadern und Stadien einsteigen möchte, kommt auch in diesem Herbst wieder nicht umhin, sich sofort für Fifa 16 zu entscheiden.

Fifa 16 im Test
Fifa 16 im Test (Bild: Electronic Arts)

Kopier- & Jugendschutz

Fifa 16 funktioniert über den Origin-Service von EA, der in vielerlei Hinsicht Valves Steam ähnelt. Wie bei Steam gilt auch für Origin-Spiele, dass ein Weiterverkauf durch die Bindung an den Service de facto unmöglich gemacht wird.

Die USK hat den Titel „ab 0 Jahren“ freigegeben.

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