Leo's Fortune im Test: Spaß mit dem Fellknäuel jetzt auch auf dem PC

Sasan Abdi
31 Kommentare
Leo's Fortune im Test: Spaß mit dem Fellknäuel jetzt auch auf dem PC

Vorwort

Wer heute ein einträgliches Jump 'n' Run entwickeln möchte, wird in aller Regel zuerst für die mobile Plattform entwickeln. Denn auch wenn der Markt brutal umkämpft ist: An sein Größe reicht nichts heran und die Steuerung kommt dem Genre entgegen.

Insofern haben sich die schwedischen Erschaffer von Leo's Fortune für den konventionellen Weg entschieden. Aus einer guten Idee wurde so ein vielfach verkauftes Spiel für Smartphones und Tablets, das sich allgemein exzellenter Bewertungen erfreute.

Jetzt gehen die Entwickler von 1337 & Senri einen überraschenden Schritt weiter: Der flauschige Schnauzer hält am Dienstag, den 8. September, kurzerhand Einzug auf dem PC, Mac und der PlayStation 4. Ab dem 11. September wird zudem die Xbox-One-Version bereitstehen. Wir sind der Fragen nachgegangen, ob auf der altehrwürdigen Plattform PC das funktioniert, was auf der mobilen Konkurrenz eine große Fangemeinde gefesselt hat.

Das Vermögen des Fellknäuels

Ein gutes Jump 'n' Run lebt zunächst einmal immer von einem sympathischen Protagonisten. Zwar wurden etwa Mario und Luigi auch wegen der Spielmechanik berühmt – geliebt aber werden sie für ihre Art und ihr Aussehen. Schon in dieser Hinsicht ist Leo's Fortune überzeugend: Ein rundes, flauschiges Fellknäuel gepaart mit dem üppigen Schnurrbart eines Super Mario – ganz innovativ ist der namensgebende Held Leopold vielleicht nicht, sympathisch ist er aber allemal.

Leo's Fortune im Test
Leo's Fortune im Test

Das gilt umso mehr, weil dieser Leopold ein tragisches Schicksal ereilt hat. Praktisch über Nacht ist ihm sein ganze Vermögen abhanden gekommen. Kurzerhand hinterlässt der herrlich konservative Leopold seiner Frau eine Botschaft: „Muss das Gold suchen, bin zum Essen wieder da“, heißt es darin sinngemäß.

Allein, ganz so schnell wird der Protagonist dann doch nicht zurückkehren. Und das obwohl Leopold wie jeder gute Ermittler vorgeht und der Spur des Geldes folgt. Diese führt ihn in fünf Kapiteln durch insgesamt 29 Level, in denen das primäre Ziel lautet zu überleben. Denn natürlich sind die mit viel Liebe zum Detail in Szene gesetzten Abschnitte mit vielen Gefahren gespickt. Leopold droht von Kreissägen zerstückelt, von Pfeilen aufgespießt und von Mauerwerk zerquetscht zu werden. Und natürlich lauern auch allerlei Fallen, Abgründe und Stachelbretter der unterschiedlichsten Arten.

Hinzu kommt, dass die Umgebung ständig in Bewegung ist. Plattformen drehen sich, Untergründe brechen weg und überhaupt: Das Tempo, in dem Leopold durch die 2,5-D-Spielwelt düst, ist teilweise so hoch, dass der Schwierigkeitsgrad sich allein dadurch verdoppelt. Das liegt an Leopolds Bewegungsmöglichkeiten: Entweder, das Knäuel gleitet rasend schnell über die Oberflächen, was sich insbesondere in den großzügig gesetzten Looping-Abschnitten in Spitzengeschwindigkeiten niederschlägt. Oder es bläst sich auf, um über Gefahren zu gleiten oder sich langsam aber sicher von schwindelerregenden Höhen hinabzubegeben.

Gut ist in jedem Fall, dass die Lernkurve moderat ansteigt, sodass selbst Genre-Neulinge vergleichsweise schonend an die Spielmechanik herangeführt werden. Doch auch ambitioniertere Spieler kommen auf ihre Kosten. Denn natürlich gilt es auch hier genretypisch, möglichst alle verteilten Münzen einzusammeln – Leopold will schließlich sein gesamtes Vermögen und nicht nur einen Teil wieder haben. Außerdem ist Leo's Fortune auch immer ein Rennen gegen die Zeit: Wer wirklich etwas auf sich hält, wird versuchen, die Systemzeit zu unterbieten. Und dabei möglichst wenig sterben.

Leo's Fortune im Test
Leo's Fortune im Test

Dabei gehört es zu dem „Casual“-Ansatz des Spiels, dass Leben nicht direkt gezählt werden. Es gibt kein Game Over und keinen Zähler, der im Spiel die Anzahl der verbliebenen Leben abbilden würden. Wenn Leopold stirbt, wird er umgehend in direkter Umgebung wiedergeboren. Das hat bei uns den manchmal unschönen Effekt, dass wir die schwierigen Stellen richtig schlampig spielen: Warum voll konzentrieren, wenn das Spiel unser Scheitern ohnehin nicht sanktioniert? Das ist Ansichtssache. Ambitioniertere Spieler werden sicher wert darauf legen, dass die am Ende der Level ausgegebene Kurzwertung nicht nur eine angemessene Zeit, sondern auch möglichst wenig verbrauchte Leben abbildet.

Kleine Rätsel zur Auflockerung

Immer wieder steht Leopold auch vor Rätseln: Der Zugang zu Schaltern will gefunden, Sperren überwunden und neue Wege aufgetan werden. So schießen wir beispielsweise flipperähnlich Kugeln durch die Gegend, um sie nach einigen Versuchen in einer Kiste zu versenken, die durch das Gewicht abgesenkt wird und so den Weg frei macht. Viel Gehirnschmalz braucht es für die kleinen Aufgaben meistens nicht. Die Kombination aus Puzzle, Geschicklichkeit und Zeitdruck wertet das Spiel aber spürbar auf.

Dies führt dazu, dass wir selbst gegen Ende der gebotenen Level nicht müde wurden, uns zwischendurch immer wieder mit Leopold zu beschäftigen. Das liegt auch daran, dass der Titel immer wieder neue, etwas schwerere Herausforderungen bietet. Das Balancing ist also geglückt.

Leo's Fortune im Test
Leo's Fortune im Test

Weiter verstärkt wird der gute Eindruck von der tadellosen technischen Umsetzung. Leo's Fortune sah schon auf dem Tablet schickt aus. Die PC-Portierung überzeugt mit scharfen Texturen und ohne Bugs erst recht. Gut gefällt auch hier, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler gearbeitet haben. Auch aus diesem Grund können sich die angenehm abwechslungsreichen Abschnitte im Genre-Vergleich wunderbar sehen lassen, wobei der Titel selbst auf älteren Systemen und Notebooks problemlos laufen sollte.

Etwas eingetrübt wird der gute Eindruck der Portierung von der Tastatur-Steuerung. Hier macht sich bemerkbar, dass der Titel ursprünglich für Multi-Touch-Displays von mobilen Geräten entwickelt wurde: Im Extremfall müssen drei Tasten gleichzeitig gedrückt werden, um Leopold halbwegs sicher durch die Umgebung zu steuern. Das Problem ist nachträglich schwierig aufzufangen und gehört wohl zu einer solchen Portierung dazu – in der ersten halben Stunde mussten wir uns mit dem Resultat aber mal Stück für Stück anfreunden.

Fazit

Leo's Fortune ist das ideale Spiel für zwischendurch: Es ist schnell gestartet und schnell wieder beendet, der Spieler muss sich keinen großen Kopf machen – und hat schnell und einfach trotzdem ordentlichen Spaß.

Dies galt schon für die mobile Version, und ist nun auch für die PC-Portierung zutreffend. Mit schönen, scharfen Texturen und einer einwandfreien Umsetzung macht der Titel auch in 1920 × 1.080 auf mehr als 20 Zoll richtig Spaß – sobald man sich auf die etwas hakelige Steuerung eingestellt hat.

Unterm Strich spricht deswegen nur der Preis gegen den Titel. Die bisher aufgerufenen 6,99 Euro sind in unseren Augen für das Gebotene etwas zu viel. Wer sich wegen der ein oder zwei Euro Differenz zu einem richtig vernünftigen Preis nicht querstellen möchte, wird aber mit einer netten Abwechslung belohnt: Wir haben Leo schnell ins Herz geschlossen.

Kopier- & Jugendschutz

Leo's Fortune funktioniert über Steam, sodass der Key über die Valve-Plattform aktiviert werden muss. Dazu ist einmalig eine Internetverbindung nötig; ein Wiederverkauf ist durch die Bindung an das Steam-Konto nicht möglich.

Die USK hat den Titel bisher nicht bewertet.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.