Linux: Kernel-Entwickler treten wegen rüdem Umgangston zurück

Ferdinand Thommes
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Linux: Kernel-Entwickler treten wegen rüdem Umgangston zurück
Bild: Garry Knight | CC BY 2.0

Zwei prominente Kernelentwickler sind in den letzten Tagen zurückgetreten. Beide begründen das mit dem rüden Umgangston in der Kernel-Entwickler-Gemeinde und vor allem von Linus Torvalds selbst. Nach Sarah Sharps Rücktritt teilte jetzt der prominente Entwickler Matthew Garret mit, der Kernelentwicklung künftig fernzubleiben.

Vor wenigen Tagen veröffentlichte Kernel-Entwicklerin Sarah Sharp einen Blogeintrag, der schon ein Jahr in der Schublade lag und in dem sie erklärt, warum sie mit der Entwicklergemeinde um den Kernel nichts mehr zu tun haben will.

Der Ton auf der Mailingliste der Kernelentwickler LKML ist rau, es gibt Beleidigungen und Mobbing. Das reicht bis zu Entgleisungen wie etwa der von Torvalds, wo er einem Entwickler sagte, es wäre besser gewesen, wenn er „bereits im Mutterleib abgetrieben worden wäre“. Mit solcherart erniedrigenden Aussagen wollte sich Sharp nicht abfinden und bemängelte bereits 2013 den rüden und oft menschenverachtenden Umgangston, mit dem sich offensichtlich die meisten Mitglieder der hauptsächlich männlichen Kernelentwickler-Gemeinde arrangiert haben. Torvalds ist auch nach eigener Aussage nicht gewillt, das zu ändern.

Durch den Druck einiger Entwickler wurde von Greg Kroah-Hartman zu Jahresbeginn ein Code of Conduct als Patch eingebracht, der aber bisher keine spürbare Änderung brachte. Sharp, die den USB 3.0-Stack in den Kernel integriert hat, trat nun effektiv von allen ihren Verpflichtungen zurück.

Jetzt erklärte auch Matthew Garret, prominentes Mitglied der Linux-Gemeinde und Teilhaber an der Kernelentwicklung, er werde der Kernelentwickler-Gemeinde in seiner Freizeit den Rücken zukehren. Er hat keine Hoffnung, dass sich der Umgangston ändert und zieht aus Sharps Rücktritt nun für sich die gleiche Konsequenz. Garrets Beiträge zum Kernel waren mindestens ebenso präsent wie die von Sharp. Er arbeitete an der Umsetzung einer UEFI- und Secure-Boot-Lösung für Linux sowie wie an der Energieverwaltung. Er ist nicht nur als Entwickler freier Software, sondern auch als Aktivist dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Garret wird künftig nur noch bezahlte Arbeit am Kernel verrichten und will sich in seiner Freizeit in freundlicheren Umgebungen bewegen. Beide Entwickler hatten einen Sitz im Technical Advisory Board (TAB) der Linux Foundation. Die Kernelentwicklung verliert damit zwei prominente und technisch wie menschlich wertvolle Mitglieder.