Xeon E3-1200 v5: Intel sperrt Geheimtipp-CPUs für Desktop-Chipsätze

Volker Rißka
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Xeon E3-1200 v5: Intel sperrt Geheimtipp-CPUs für Desktop-Chipsätze

Nach vielen Jahren als Alternative zu den Core-Prozessoren hat Intel dem Einsatz des Xeon E3-1200 im Desktop einen echten Riegel vorgeschoben. Die Skylake-Modelle Xeon E3-1200 v5 werden nicht von den Chipsätzen Z170, H170, Q170, Q150, B150 und H110 unterstützt, ein „Hack“ ist laut Mainboardherstellern aktuell nicht möglich.

In Vorbereitung zum heutigen Start der neuen Xeon-Modelle auf Skylake-Basis hatte ComputerBase kurzfristig am Freitag einen Xeon E3-1230 v5 organisiert, um die Serie der bisherigen Tests fortzusetzen – schließlich stand aufgrund der Spezifikationen die potentiell fünfte Empfehlung dieser Serie in Folge in Aussicht.

Schnell stellte sich jedoch Ernüchterung ein: Keines der Desktop-Mainboards der Redaktion mit Z170- oder H170-Chipsatz, sei es von Asus, Gigabyte oder auch Biostar, wollte mit dem Xeon E3-1230 v5 starten. Bei der Fehlersuche kamen im Gespräch mit Mainboardherstellern und der Nachfrage nach neuen, kompatiblen BIOS, die den Skylake-Xeon unterstützen, Informationen zum Vorschein, die Intel nicht öffentlich kommuniziert hatte: Die klassischen Desktop-Chipsätze sind nicht nur vom Support der Xeon E3-1200 v5 komplett ausgeschlossen, sie sind laut Intel auch nicht kompatibel.

Eine ComputerBase vorliegende Validation Matrix dokumentiert exakt das Verhalten, mit dem die Redaktion zu kämpfen hatte. Die laut Intel „inkompatible Kombination“ sorgt dafür, dass das System nicht bootet. Während die meisten mit Xeon E3-1230 v5 bestückten Platinen beim Einschalten nur ein kurzes Zucken des Lüfters abgeben und dann direkt wieder abschalten, offenbarte das Gigabyte Z170X Gaming G1 bei einem von zehn Startversuchen für einige Sekunden den Fehlercode 19: „Pre-Memory South-Bridge initialization is started“, um danach ebenfalls wieder abzuschalten.

Dieser kurze Fehlercode bestätigt Erfahrungen, die sich in den letzten Wochen manifestiert hatten: Der Consumer-Desktop ist mit Skylake deutlich eingeschränkter als bisher. Während es bei den Xeon-E3-Prozessoren selbst keine technischen Unterschiede gibt, diese als Skylake-S auch alle Features von AVX2 bis hin zur Virtualisierung unterstützen (PDF), hat Intel über die neuen Skylake-Chipsätze die Daumenschrauben angezogen und die Möglichkeiten für Endkunden eingeschränkt. Gemäß den Mainboardherstellern mit voller Absicht, laut denen ist die Funktionalität „locked intentionally by Intel“.

Soll im PC daheim auch nur irgend ein Bauteil übertaktet werden, muss zwangsweise der Z170-Chipsatz vorhanden sein. So funktioniert zum Beispiel kein CPU-Overclocking auf einem H170-Board, schnellerer Speicher bringt bei der H-Serie zudem nach wie vor nichts: Jeder Versuch, Speicher mit mehr als DDR4-2133 zu betreiben, wird unterbunden, selbst ein aktiviertes XMP mit DDR4-3000 wird automatisch auf DDR4-2133 eingebremst. Jetzt gesellt sich die Sperre der neuen Xeon-Modelle als weitere Einschränkung hinzu, die Alternative zu Core i5 und Core i7 entfällt.

Intels Xeon X3-1230 v5 versagt auf Mainboards für Privatkunden den Dienst
Intels Xeon X3-1230 v5 versagt auf Mainboards für Privatkunden den Dienst

Wer acht Threads benötigt, muss nun zwangsweise mehr Geld ausgeben, sei es für einen Core i7 oder den Kauf eines Mainboards mit C236-Chipsatz, um einen der Xeon E3-1200 v5 zum Laufen zu bringen. Diese Boards sind jedoch bisher nicht erhältlich – Mainboardhersteller sprechen von November – zudem ist die Ausstattung in vielen Bereichen so extravagant, dass sie im Desktop-PC kaum einer auch benötigt – es sind eben Workstation-Platinen. Gigabyte hat heute zumindest eines angekündigt, was halbwegs in den Rahmen des klassischen Heim-PCs fallen könnte, der Preis ist jedoch unbekannt. Genau in diese Richtung, dass die Xeon eben Workstation-CPUs sind, dürfte am Ende auch Intels Argumentation gehen – der Hersteller selbst war seit Freitag nicht mehr für ein Statement zu erreichen.

Ungeachtet dessen machen die Xeon E3-1200 v5 auch dieses Jahr auf dem Papier eine gute Figur. Teilweise mit und teilweise auch ohne HD-P530-Grafik gibt es diese zu Preisen, die denen der vergleichbaren Core i5 und Core i7 ähnlich sind – das machte die CPUs bisher so attraktiv. Weiterhin gibt es TDP-Optionen von 25 bis 80 Watt, der volle L3-Cache in einer Größe von 8 MByte ist immer mit von der Partie.

Intel Xeon E3-1200 v5 „Skylake“
Modell Kerne /
Threads
CPU-Takt /
max. Turbo
L3-Cache Grafik Grafiktakt /
max. Turbo
TDP Preis*
Xeon E3-1280 v5 4 / 8 3,7 / 4,0 GHz 8 MB 80 W $612
Xeon E3-1275 v5 4 / 8 3,6 / 4,0 GHz 8 MB HD P530 350 / k.A. MHz 80 W $339
Xeon E3-1270 v5 4 / 8 3,6 / 4,0 GHz 8 MB 80 W $328
Xeon E3-1260L v5 4 / 8 2,9 / 3,9 GHz 8 MB 45 W $294
Xeon E3-1245 v5 4 / 8 3,5 / 3,9 GHz 8 MB HD P530 350 / k.A. MHz 80 W $284
Xeon E3-1240L v5 4 / 8 2,1 / 3,2 GHz 8 MB 25 W $278
Xeon E3-1240 v5 4 / 8 3,5 / 3,9 GHz 8 MB 80 W $272
Xeon E3-1235L v5 4 / 4 2,0 / 3,0 GHz 8 MB HD P530 350 / k.A. MHz 25 W $250
Xeon E3-1230 v5 4 / 8 3,4 / 3,8 GHz 8 MB 80 W $250
Xeon E3-1225 v5 4 / 4 3,3 / 3,7 GHz 8 MB HD P530 350 / k.A. MHz 80 W $213
Xeon E3-1220 v5 4 / 4 3,0 / 3,5 GHz 8 MB 80 W $193
* Preis für Tray-CPU, Boxed maximal elf US-Dollar teurer

Allen Xeon E3 ist auch im Jahr 2015 die Unterstützung von ECC-Speicher gemein. Diese schließt bei der v5-Generation auch DDR4-2133 mit ein, DDR3-1600-Speicher wird wie bei Skylake üblich nur nach dem offiziell abgesegneten Low-Power-Standard mit 1,35 Volt unterstützt und setzt ein entsprechend ausgestattetes Mainboard voraus.