Radeon R9 380X im Test: Tonga im Vollausbau von Asus und Sapphire

Wolfgang Andermahr (+1)
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Radeon R9 380X im Test: Tonga im Vollausbau von Asus und Sapphire

Die Lücke schließen

In AMDs Portfolio klafft zwischen Radeon R9 380 und Radeon R9 390 eine beachtliche Lücke. In Full HD trennen beide Grafikkarten gut 40 Prozent Leistung und rund 120 Euro. Die heute neu vorgestellte Radeon R9 380X soll diese Lücke in Zukunft schließen. Dafür bedient sie sich einer GPU, die es so bisher nur für Apple und auf professionellen Grafikkarten gab: Tonga im Vollausbau.

Mit Tonga, FreeSync und UVD 5

Bisher gab es Tonga als Desktop-Grafikkarte für Privatkunden nur in abgespeckter Version in der Radeon R9 285 und deren Nachfolger Radeon R9 380. Der Radeon R9 380X stehen jetzt erstmals alle 2.048 Shader- sowie 128 Textureinheiten zur Verfügung. Die Taktrate des Referenzdesigns beträgt 970 MHz, sodass die Rohleistung beinahe die Vier-TFLOPS-Grenze knackt. Beim Speicherausbau kommen durchweg 4.096 MB des Typs GDDR5 zum Einsatz, während es die Radeon R9 380 wahlweise noch mit 2.048 MB gibt. Das Speicherinterface ist 256 Bit breit, die Frequenz beträgt 2.850 MHz.

Vergleichbare Rohleistung, mehr Funktionen

Die Konfiguration der Radeon R9 380X erinnert stark an die der Radeon R9 280X auf Basis von Tahiti. Bei gleichem Takt ist die Rohleistung identisch, die neue Grafikkarte taktet allerdings 30 MHz niedriger. Während die Radeon R9 280X mit dem Tahiti-Chip der ersten GCN-Generation entspricht, stammt Tonga aus der dritten Generation, die einige Verbesserungen erhalten hat. So wurde die Tessellation-Performance stark erhöht und das Front-End, das die Shadereinheiten mit Rechenaufgaben versorgt, ist verbessert worden. Weitere Verbesserungen betreffen die Asynchronous-Compute-Engines, die für DirectX 12 sowie VR hilfreich sind.

Die GPU Tonga setzt auf 5,0 Milliarden Transistoren
Die GPU Tonga setzt auf 5,0 Milliarden Transistoren

Darüber hinaus unterstützt Tonga im Gegensatz zu Tahiti AMDs FreeSync und setzt auf einen deutlich moderneren Video-De- und Encoder. Der Decoder (UVD 5) kann im H.264-Codec (High Profile Level 5.2) kodierte 4K-Videos mit hoher Framerate beschleunigen. Auch VC-1, MPEG4, MPEG2 und MJPEG-Videos beherrscht der UVD. Der Encoder (VCE 3) soll zwölf Mal schneller arbeiten als Echtzeit, Videos beim Herunterskalieren der Auflösung weniger Qualitätsverluste aufweisen.

Speicherkompression ersetzt Speicherbandbreite

Darüber hinaus setzt Tonga auf eine Speicherkompression, die potentiell massiv Speicherbandbreite sparen kann. Das soll das 256-Bit-Interface von Tonga insgesamt auf ein ähnliches Leistungsniveau wie die 384-Bit-Variante von Tahiti heben, obwohl die Bandbreite von 288 auf 182 GB/s gefallen ist.

Die Referenzkarte der Radeon R9 380X gibt AMD mit einer „Typical Board Power“ von 190 Watt an. Das ist derselbe Wert wie bei der Radeon R9 380. Die Radeon R9 280X kommt dagegen mit einer Angabe von 250 Watt daher. AMD sieht zwei Sechs-Pin-Anschlüsse für die Karte vor, wobei es von den Boardpartnern aber auch Versionen mit einem Sechs-Pin- und einem Acht-Pin-Stecker geben wird.

AMD Radeon R9 280X AMD Radeon R9 380 AMD Radeon R9 380X Nvidia GeForce GTX 960
Chip: Tahiti Tonga GM206
Transistoren: ca. 4,3 Mrd. ca. 5,0 Mrd. ca. 2,9 Mrd.
Fertigung: TSMC 28 nm HP
Shader-Einheiten: 2.048 1.792 2.048 1.024
Basis-Chiptakt: 1.000 MHz 1.127 MHz
Maximaler Chiptakt: ? 970 MHz 1.178 MHz
TFLOPs (FP32): 4,1 TFLOPs 3,8 TFLOPs 4,0 TFLOPs 2,4 TFLOPs
TFLOPs (FP16): ?
KI-Kerne: ?
TFLOPs (FP16) mit KI: ?
Raytracing: ?
ROPs: 32
Pixelfüllrate: 32 GPix/s 31 GPix/s 38 GPix/s
TMUs: 128 112 128 64
Texelfüllrate: 128 GTex/s 109 GTex/s 124 GTex/s 75 GTex/s
DirectX (Feature-Level): 11_1 12_0 12_1
Speichergröße: 3 GB GDDR5 4 / 2 GB GDDR5 4 GB GDDR5 2 GB GDDR5
Speichertakt: 3.000 MHz 2.850 / 2.750 MHz 2.850 MHz 3.504 MHz
Speicherinterface: 384 Bit 256 Bit 128 Bit
Speicherbandbreite: 288 GB/s 182 / 176 GB/s 182 GB/s 112 GB/s
Leistungsaufnahme Typisch/Maximal: 250 Watt/? 190 Watt/? 120 Watt/?

Das Design bestimmen die Partner

Wie für Karten der Mittelklasse bei AMD mittlerweile üblich, gibt es die Radeon R9 380X für Partner nicht als komplettes Referenzdesign zu kaufen. Bei PCB und Kühlung lässt AMD den Abnehmern der GPU freie Hand.

Zum Marktstart lagen ComputerBase die Varianten von Asus und Sapphire vor, weitere Hersteller, die am 1. Tag Produkte liefern können, sind Gigabyte, HIS, PowerColor, VTX3D und XFX.

Sowohl die Asus Strix R9 380X OC als auch die Sapphire Nitro R9 380X setzen auf bereits bekannte Kühlsysteme, die im Leerlauf beide ohne drehende Lüfter auskommen. Beide belegen zwei Slots, die Version von Asus überragt das PCB aber deutlich. Beide Hersteller haben die Taktraten der GPU angehoben. Asus bietet ein Plus von 60 MHz auf 1.030 MHz, Sapphire ein Plus von 70 MHz auf 1.040 MHz. Sapphire hat darüber hinaus den Speichertakt von 2.850 auf 3.000 MHz angehoben.

Bei den Anschlüssen setzen Asus und Sapphire auf zwei Mal DVI, einmal HDMI und einmal DisplayPort. Weil Tonga nicht mehr als HDMI 1.4 unterstützt, wird HDMI 2.0 von der Radeon R9 380X noch nicht geboten. Der Kopierschutz HDCP 2.2, wie ihn Netflix oder Blu-ray für Ultra HD voraussetzen, wird damit nicht unterstützt.

Radeon R9 380X von Asus und Sapphire
Merkmal Asus Strix R9 380X OC Sapphire Nitro R9 380X
Karte PCB-Design Eigenentwicklung
Länge PCB 22,5 cm
Gesamt 27,0 cm
PCB 22,5 cm
Gesamt 23,5 cm
Stromversorgung 2 × 6 Pin
Kühler Design Eigener Kühler, 2 Slot
Kühlkörper Kupfer-Kern, Alu-Radiator,
3 Heatpipes
Kupfer-Kern, Alu-Radiator,
4 Heatpipes
Lüfter 1 × 95 mm (axial) 2 × 100 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) ja
Takt
(Stromsparmodus)
GPU-Basis 1.030 (300) MHz 1.040 (300) MHz
Speicher 2.850 MHz (300) MHz 3.000 MHz (300) MHz
Speichergröße 4.096 MB GDDR5
Anschlüsse 2 × DVI, 1 × HDMI 1.4
1 × DisplayPort 1.2
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