Surface Pro 4 mit Core M im Test: Lautlos viel Leistung ohne mehr Laufzeit

Jan-Frederik Timm
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Surface Pro 4 mit Core M im Test: Lautlos viel Leistung ohne mehr Laufzeit

Das kleinste Surface Pro 4

Das Surface Pro 4 mit Core i5-6300U hat im Test überzeugt, nur die Akkulaufzeit fiel vergleichsweise niedrig aus. Viele Interessenten versprechen sich in diesem Punkt mehr vom kleinsten Surface Pro 4 mit Intel m3-6Y30 (Core M). Denn was der Kunde hier erwarten kann, liegt nahe: Weniger Leistung bei längerer Laufzeit ohne Lüfterrauschen auch unter Last. Zum kleinsten Modell mit Core i5 ließen sich darüber hinaus 100 Euro sparen. Aber es kommt anders.

Weil Microsoft nur das Surface Pro 4 mit Core i5 als Muster versendet, hat ComputerBase das Surface Pro 4 mit Core M über den Händler Notebooksbilliger.de leihweise besorgt.

Gleiches Gehäuse, andere Kühlung

Einen optischen Unterschied zwischen den Varianten mit Core M, Core i5 oder Core i7 gibt es nicht: das Gehäuse ist das gleiche. Und auch auf dem Datenblatt halten sich Abweichungen in Grenzen. Neben dem Prozessor, dem einzigen Unterscheidungsmerkmal zwischen Core i5 und Core i7, hebt das kleinste Modell allerdings auch das Kühlsystem von den anderen beiden ab: es ist passiv ausgeführt. Das Gewicht fällt mit diesem Kühlsystem 20 Gramm geringer aus.

Alle Surface Pro 4 verfügen über das gleiche Gehäuse
Alle Surface Pro 4 verfügen über das gleiche Gehäuse
Anschlüsse rechts
Anschlüsse rechts
Anschlüsse links und microSD-Slot
Anschlüsse links und microSD-Slot

Weitere Unterschiede betreffen die verfügbaren Konfigurationsmöglichkeiten, nicht aber die Hardware: Das kleinste Modell gibt es nur mit 4 GB Speicher und einer 128 GB großen SSD vom Typ Samsung PM951. Auch der Akku ist der gleiche und bietet 5.087 mAh Nennladung. Microsoft gibt für alle Modelle dieselbe Akkulaufzeit beim Betrachten von Videos an: neun Stunden.

Kein USB-Anschluss am Netzteil

Ein weiterer Unterschied findet sich trotz identischen Akkus beim Netzteil. Es bietet entgegen dem Modell für Core i5 und Core i7 keinen zusätzlichen USB-Anschluss, über den sich beispielsweise ein Smartphone laden lässt. Unterwegs kann dieser Anschluss praktisch sein, wenn der einzige USB-Port am Surface belegt, das Smartphone aber ohne Stromversorgung nicht mehr lange einsatzbereit ist. Der Adapter beim Modell mit Core M gibt maximal 24 Watt (14 Volt, 1,6 Ampere), der beim Core i5 maximal 31 Watt (12 Volt, 2,58 Ampere) ab.

Gleicher Chip, andere Taktraten

Core i5-6300U und Core m3-6Y30 bieten beide zwei Kerne und unterstützen Hyper-Threading, die Unterschiede finden sich im Takt. Um auf dem gleichen Chip die TDP von 15,0 Watt auf 4,5 Watt senken zu können, deckelt Intel den m3-6Y30 bei 2,2 GHz Turbotakt – der Basistakt liegt mit 900 MHz sogar noch deutlicher unter dem des Core i5-6300U. Auch die Grafikeinheit taktet langsamer: Maximal 850, anstelle der maximal 1.000 MHz beim Core i5-6300U stellt der ansonsten gleiche Grafikchip zur Verfügung.

Modell Kerne /
Threads
Takt /
Turbo
L3-Cache Grafik GPU-Takt TDP Preis
Core i7-6650U 2 / 4 2,2 / 3,4 GHz 4 MB Iris 540 300 / 1.050 MHz 15,0 W k.A.
Core i5-6300U 2 / 4 2,4 / 3,0 GHz 3 MB HD 520 300 / 1.000 MHz 15,0 W $ 281
Core m3-6Y30 2 / 4 0,9 / 2,2 GHz 4 MB HD 515 300 / 850 MHz 4,5 W $ 281

In Anwendungen wird der Takt gehalten

Im Alltag entscheidend sind allerdings nicht die Taktraten auf dem Papier, sondern die in der Praxis nach längerer Last erzielten. Im die CPU fordernden Cinebench R15 taktet der Core m3-6Y30 nach dreimaliger Wiederholung bei Last auf beiden Kernen mit 2,0 GHz und damit konstant beim maximalen Turbo. Gegenüber dem Surface Pro 4 mit Core i5-6300U fehlen dem Core M damit 900 MHz oder 31 Prozent Takt. Auch bei Last auf nur einem Kern liegen 2,0 GHz an, die dort maximal möglichen 2,2 GHz gibt es nur für Sekundenbruchteile zu sehen. Das ist beim Modell mit Core i5 mit den 3,0 GHz aber ebenfalls der Fall.

Tatsächlicher Takt im Cinebench R15 bei x Tasks
Modell CPU Max Turbo 1 Task 2 – 4 Tasks
Surface Pro 4 Core i5-6300U 3,0 GHz 2,9 GHz 2,9 GHz
Surface Pro 4 Core m3-6Y30 2,2 GHz 2,0 – 2,2 GHz 2,0 GHz
Surface Pro 3 Core i5-4300U 2,9 GHz 2,6 - 2,9 GHz 2,0 – 2,6 GHz

Eine Überraschung: Gegenüber dem durch hohe Temperaturen schnell zum Drosseln gezwungenen Surface Pro 3 mit Core i5-4300U erzielt der Prozessor teilweise einen Gleichstand. Je länger die Last, desto deutlicher sollten alte Mittelklasse und neues Einstiegsmodell in der Leistung gleichziehen.

Dass das Kühlsystem den Core m3-6Y30 bei isolierter Last auf der CPU auch unter längerer Volllast unterhalb der kritischen Temperaturschwelle halten kann, bestätigt Prime95, dessen Test durch die Nutzung der Befehlssatzerweiterung AVX den Prozessor zum Anheben der Betriebsspannung zwingt. Die Abweichung vom Turbotakt ist in diesem Extremszenario gering. Nach 15 Minuten lagen 1,9 GHz, nach 20 Minuten immer noch alternierend 1,8 bis 1,9 GHz an. Das Surface Pro 4 mit Core i5 muss trotz Lüfter hier deutlich stärker Federn lassen und fällt auf 2,3 GHz ab.

In Spielen sinken die Taktraten deutlich

In Spielen werden Besitzer des Surface Pro 4 mit Core M die 2,0 GHz CPU- und 850 MHz GPU-Takt aber ebenso wenig dauerhaft nutzen können wie Besitzer des Core i5 die 2,9 beziehungsweise 1,0 GHz – schon nach einer Sekunde liegen nur noch maximal 800 respektive 950 MHz auf der GPU an. Beim größeren Modell setzt das temperaturbedingte Drosseln dann nach gut fünf Minuten, beim kleineren trotz passiver Kühlung erst nach 15 Minuten ein. Die kritische Grenze scheint bei etwas über 60 °C zu liegen. Ist diese Temperatur erreicht, fällt der Takt.

Messung Temperatur Rückseite
(maximal)
Temperatur CPU Takt CPU / GPU
Surface Pro 4 Core m3-6Y30
3 × Cinebench R15 Multi-Core 41 °C 53 °C 2,0 GHz / –
15 Minuten Prime95 44 °C 60 °C 1,9 GHz / –
1 h Counter-Strike: Global Offensive 42 °C 58 °C 1,2 - 1,3 GHz / 700 – 800 MHz
Surface Pro 4 Core i5-6500U
3 × Cinebench R15 Multi-Core 41 °C 62 °C 2,9 GHz
15 Minuten Prime95 42 °C 60 °C 2,3 GHz
1 h Counter-Strike: Global Offensive 42 °C 57 °C 1,4 – 1,5 GHz / 800 – 900 MHz

Um die Leistungsaufnahme des Prozessors zu drosseln, wird die CPU dabei deutlich stärker gebremst: beim Core i5 von 2,9 auf 1,4 bis 1,5 GHz, beim Core M von 2,0 auf 1,2 bis 1,3 GHz. Auch die GPU gibt nach, verliert aber weniger. Nach gut einer Stunde arbeitet sie beim Core i5 noch mit 800 bis 900 MHz mit einer Tendenz zu 850 MHz, beim Core M sind es 700 bis 800 MHz mit einer Tendenz zu 700 MHz. Tiefer fallen die Taktraten auch nach zwei Stunden Counter-Strike: Global Offensive nicht.

Bei beiden Modellen erwärmt sich das Gehäuse unterhalb der Kamera jeweils am stärksten, hier sitzt die CPU. Die kühlste Stelle weist in der Regel eine um zehn Grad niedrigere Temperatur auf.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.