Lenovo Yoga 900 im Test: Wieder mehr Notebook auf Kosten des Tablets

Robert Kern
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Lenovo Yoga 900 im Test: Wieder mehr Notebook auf Kosten des Tablets

Zurück zu alten Tugenden

Das Lenovo Yoga 900 firmiert offiziell als „extrem flexibler PC“ und „2-in-1-Notebook“. Es ist der jüngste Ableger der im Jahr 2012 gestarteten IdeaPad-Yoga-Reihe und kehrt als wandlungsfähiges Ultrabook auch begrifflich zu alten Tugenden zurück. Seit jeher setzt der größte PC-Hersteller der Welt bei den Notebooks der Reihe auf ein „Flip and Fold“ getauftes 360°-Scharnier.

Mit dem äußerst leichten und schlanken Vorgänger Yoga 3 Pro tanzte ein Mitglied der Familie allerdings aus der Reihe und positionierte sich noch näher bei den Tablets. Dadurch entstand ein eher schlechter Kompromiss. Bei einer ersten Begegnung mit dem Yoga 900 hat ComputerBase die grundlegenden Änderungen bereits beschrieben. Eine kurze Übersicht für das Yoga 900 liefert Lenovos Produktvideo:

2 in 1 ist oft ein schlechter Kompromiss

Die Geräteklasse der 2-in-1-Convertibles hat in fast allen Fällen vielmehr ein 1,5-in-1,5-Label verdient. Man könne sie sowohl beruflich als auch in der Freizeit nutzen, als Tablet oder Notebook, lautet das Versprechen der Hersteller und von Intels Marketing-Kampagne zu den 2-in-1-Hybriden. Kunden bekommen dann ein schweres Tablet oder ein lahmes Notebook.

So waren bisher alle Yogas auch mit einem Fliegengewicht von etwas über einem Kilogramm zu wuchtig für die bequeme Nutzung als Tablet und andererseits lassen Tablet-Konzepte wie das Surface Pro 4 im Betrieb auf dem Schoß schnell eine festere Tastatur vermissen.

Das neue Yoga hat das Zeug zum Ultrabook

Der Kampfbegriff „Ultrabook“ ist sowohl aus den PR-Köpfen als auch aus den Budgets verschwunden. Seit Intel und Microsoft die Touchscreens für mindestens ein Gerät einer Modellfamilie verpflichtend gemacht haben, ist es besonders im Touch abgeneigten Deutschland stiller geworden um diese spezifische Gerätekategorie. Nun füttern jedoch weiterhin eine ganze Reihe an leichten, schlanken und schnellen 13,3-Zoll-Notebooks dieses spannende Marktsegment, und das Yoga 900 drängelt sich mit größerem Akku, flotterem Skylake-U-Prozessor und nach wie vor hervorragendem Display wieder zwischen das Dell XPS 13, das HP Envy 13 und das Asus Zenbook UX305.

Modell Lenovo Yoga 3 Pro Lenovo Yoga 900
Display 13,3 Zoll, QHD+ (3.200 × 1.800), IPS, Touch, 300 ppi
Prozessor Intel Core M-5Y70,
1,1 GHz (2,6 GHz Turbo; HT), 4,5 Watt
Intel Core i7-6500U,
2,5 GHz (3,1 GHz Turbo; HT), 15 Watt
Grafik Intel HD 5300 (IGP) Intel HD 520 (IGP)
Arbeitsspeicher 8 GB DDR3L-1.600 8-16 GB DDR3L-1.866
Festplatte 256 – 512 GB SSD (M.2, 2280, SATA) 256 – 512 GB SSD (M.2, 2280, SATA)
WLAN Broadcom BCM4352 802.11ac Intel Wireless-AC 8260
Bluetooth 4.0
Akku / Akkulaufzeit 44 Wh, 6,3 h 66 Wh, 9,0 h
Lautsprecher JBL Stereo 1,5 W × 2
Eingabegeräte ClickPad, Accutype Chiclet-Tastatur, hintergrundbeleuchtet, Multi-Touchscreen
Anschlüsse Multi-Kartenleser, microHDMI, DC-in USB 2.0 Kombo,
Kombo-Audio, 2 × USB 3.0
Multi-Kartenleser, microHDMI, DC-in USB 2.0 Kombo,
Kombo-Audio, 2 × USB 3.0, USB 3.1 Type C
Sonstiges 720p-Webcam, Dual-Mikro
Abmessungen 330 × 228 × 12,8 mm 324 × 225 × 14,9 mm
Gewicht 1,19 kg (inkl. Akku) 1,30 kg (inkl. Akku)
Betriebssystem Windows 8.1 Windows 10 Home
Preis ab 999 Euro ab 1.499 Euro

Besser aufgestellt als Multimode-Ultrabook

Nach wie vor der Hingucker schlechthin ist das Gliederscharnier des Lenovo Yoga 900. Es verbindet die beiden Gehäuseteile aus Leichtmetall, deren Design an ein Buch erinnert, auf elegante und funktionale Weise. Da das Yoga 900 nicht nur als 1,29 Kilogramm leichtes Laptop, sondern auch aufgestellt im Stand- sowie Zeltmodus und zu guter Letzt als Tablet in der Hand genutzt werden will, kommt dem 360°-Scharnier eine zentrale Bedeutung zu. Es ist davon auszugehen, dass es deutlich häufiger auf- und zugeklappt wird. Es muss im Widerstand für Touch-Eingaben angemessen dimensioniert sein, darf nicht wackeln und kein Spiel erlauben. Hier gibt sich Lenovos Watchband-Hinge keine Blöße und unterstreicht die auch vom Gesamteindruck her hohe Verarbeitungsqualität.

Auch wenn die Nutzung als Tablet die Schwäche des Yogas ist, so ist es trotzdem sehr flexibel einsetzbar. Allein der frei bestimmbare Öffnungswinkel erlaubt mehr Freiheiten, dazu kommt der geringe Platzbedarf auf dem Frühstückstisch im Stand- oder Zeltmodus. Der Touchscreen kann beim Scrollen, Anpinnen, für Klickstrecken bei Installationen, bei der Navigation in Menüs und zum Wischen durch Fotogalerien und Präsentationen genutzt werden.

Dafür müssen sich viele Nutzer den automatischen Griff zum Touchpad im Tablet-Modus erst einmal abgewöhnen – mitunter keine leichte Aufgabe. Gerade bei so handlichen 13,3-Zoll-Ultrabooks und der entsprechenden Distanz zum Bildschirm ergibt sich ein attraktiver Eingabemix.

Zwei Logos sind eines zu viel

Lenovo druckt sowohl sein Herstellerlogo als auch das der Yoga-Familie auf den Display-Deckel. Letzteres sogar als Relief in Chrom-Optik. Auch im Innenraum begegnen dem Nutzer beide Marken, wodurch der ansonsten aufgeräumte Eindruck leidet.

Das Display-Glas nimmt die gesamte Fläche ein, auf der Basis trägt das Yoga eine flächige mattschwarze Gummierung, und der dünne, glänzende Rahmen um das Touchpad hätte als Akzent und Gegengewicht zum Scharnier genügt. An den drei restlichen Seiten tragen die Gehäuseteile eine Umrandung mit geriffelter Struktur, welche die Magnesiumplatten trennen. Durch die Schrägen lässt sich das Yoga leicht öffnen, das Gliederscharnier zwingt aber zur Nutzung der zweiten Hand als Gegengewicht.

Hätte Lenovo die Logoflut eingeschränkt und wären die Designer bei der Reduktion der Textur an den schwarzen Gehäuseteilen aus Kunststoff konsequenter gewesen, den Nutzer würde ein noch deutlicherer Premiumcharakter erwarten. Zumindest die Aufkleber von Intel, Microsoft und für die Lenovo-Produktkennung (aufheben!) lassen sich für ein edleres Erscheinungsbild ablösen. Auch das Yoga ist nicht zuletzt aufgrund des Scharniers optisch im Luxussegment zu verorten. Dell hat mit dem konsequenteren XPS 13 jedoch das optisch und haptisch elegantere Produkt zu bieten.

25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.