WLAN-Hotspots: Piratenpartei fordert modernisierte Telefonzellen

Parwez Farsan
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WLAN-Hotspots: Piratenpartei fordert modernisierte Telefonzellen
Bild: Rene Dana | CC BY 2.0

Im Zeitalter der mobilen Kommunikation wirken Telefonzellen für viele wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Die Piratenpartei schlägt nun eine grundlegende Modernisierung vor, um die noch vorhandenen Telefonzellen unter anderem mit WLAN-Hotspots für die Zukunft fit zu machen und die vorhandene Infrastruktur zu nutzen.

Während man in der Vergangenheit an belebten Plätzen sogar Schlange stehen musste, um eine Telefonzelle zu benutzen, fristen die öffentlichen Telefone seit der zunehmenden Verbreitung von Mobiltelefonen ein Nischendasein und werden in Folge immer weniger. Dies zeigt auch der im Dezember veröffentlichte Tätigkeitsbericht Telekommunikation 2014/2015 der Bundesnetzagentur. So gab es Ende 2015 bundesweit nur noch rund 27.000 Münz- und Kartentelefone – 21.000 weniger als zwei Jahre zuvor. Dem gegenüber standen Mitte des Jahres rund 112 Millionen Mobilfunkanschlüsse.

Münz- und Kartentelefone in Deutschland*
Ende 2011 Ende 2013 Ende 2015
60.000 48.000 27.000
*Pflicht- und Freiwillig-Standorte

Die Deutsche Telekom als größter Betreiber hat einen Teil ihrer Telefonzellen- und säulen bereits mit Hotspots ausgerüstet, diese können allerdings nur von Kunden des Unternehmens genutzt werden. Die Piratenpartei fordert in ihren Modernisierungsplänen dagegen von Jedermann nutzbare WLAN-Hotspots, die auch kostenlose Telefonate erlauben, und schlägt für die Umsetzung zwei verschiedene Modelle vor.

Finanzierung durch Werbung

Das kommerzielle Modell soll beispielsweise durch Werbeeinblendungen auf Displays finanziert werden, wobei als Vorbild ein Projekt in New York genannt wird, in dem 7.500 Telefonzellen durch leistungsstarke kostenlose WLAN-Hotspots ersetzt werden, die mittels Glasfaser angebunden sind. Diese ermöglichen nicht nur das Surfen im Internet, sondern beispielsweise auch kostenlose Telefonate und verfügen über USB-Ladestationen.

Freifunk als „piratiger Ansatz

Die Piratenpartei wäre aber nicht die Piratenpartei, wenn sie nicht auch eine Alternative zum kommerziellen Modell präsentieren – und bevorzugen – würde. Das Stichwort hierbei lautet „Freifunk“. Statt des kommerziellen Aspekts stehen hierbei dezentrale, offene Systeme im Vordergrund. Offen lässt Jörg Arweiler, politischer Geschäftsführer der Piratenpartei im Landesverband Saarland, in diesem Fall, wie die Finanzierung erfolgen soll. „Unter Anderem auch die alten Telefonzellen mit dieser Technik zu aktualisieren“, sei jedoch „der piratige Ansatz zur Verbesserung der Verhältnisse“.

Insbesondere für Gebiete, in denen eine Unterversorgung mit schnellem Internet besteht, sieht Anweiler eine Modernisierung der Telefonzellen als Chance. Zudem könne Deutschland auf diese Weise beim Thema Versorgung mit WLAN-Hotspots endlich in den Bereich anderer Industrienationen vorstoßen.