Big-Data-Analysen: Versicherungen und Autoindustrie an der Spitze

Andreas Frischholz
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Big-Data-Analysen: Versicherungen und Autoindustrie an der Spitze
Bild: Harry Ruckaberle für Mercedes-Benz

Es sind vor allem die Versicherungen und die Autoindustrie, die bei der Analyse von Datenbergen vorangehen. Jeweils rund 21 Prozent der Unternehmen aus diesen Branchen sollen bereits moderne Big-Data-Verfahren verwenden, ergibt zumindest eine Studie vom IT-Branchenverband Bitkom.

Für die als repräsentativ bezeichnete Studie hat die Beratungsgesellschaft KPMG im Auftrag von Bitkom Research durchgeführt. Befragt wurden 706 Unternehmen ab 100 Mitarbeitern. Hinter den Versicherungen und der Autoindustrie sind es demnach die Unternehmen aus der Chemie- und Pharma-Branche (20 Prozent) sowie die Energiewirtschaft (19 Prozent), die noch zur Spitzengruppe zählen. Die Telekommunikationsbranche folgt mit 16 Prozent erst auf Rang 5, im Bereich IT und Elektronik sind es zwölf Prozent. Schlusslicht bilden die Medien, bei den entsprechenden Unternehmen nutzen nur ein Prozent Big-Data-Analysen.

Big Data zählt zu den wichtigsten Trends in der Wirtschaft. Damit werden zwar recht viele Anwendungsszenarien beschrieben, die im Kern aber auf einen gemeinsamen Nenner hinauslaufen: Aus verschiedenen Quellen werden große Datenmengen angehäuft, die dann per Algorithmus ausgewertet werden. Für den Bitkom ist es eine vielversprechende Technologie. „Das größte Potenzial von Big Data liegt in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle“, erklärt Bitkom-Mitarbeiter Mathias Weber.

Insbesondere in Kombination mit anderen Technologien wie Cloud Computing oder mobilen Anwendungen entstehen derzeit zahlreiche neue Online-Dienste, die von Start-Ups oder etablierten Unternehmen auf den Markt gebracht werden. Anwendungsgebiete für Big-Data-Analysen sind laut Bitkom etwa die Produktionsplanung, das Risikomanagement oder die Kundenanalyse.

Big Data und der Datenschutz

Doch sobald es um Kunden geht, heißt das im Falle von Big-Data-Analysen auch: Es werden Nutzerdaten ausgewertet. Für Unternehmen ist das äußerst verlockend, doch Datenschützer verfolgen diese Entwicklung ausgesprochen skeptisch. Denn auf diese Weise ist auch immer die Privatsphäre der Nutzer betroffen. Das gilt insbesondere für die Vorreiter der Big-Data-Analysen: Die Versicherungen und die Autoindustrie.

Im Fall von Versicherungen sind es etwa die Gesundheitsdaten, die Nutzer von Fitness-Apps und Wearables sammeln. Befürchtet wird: Mit den Daten wird das Verhalten von Nutzern überwacht, um die Tarife entsprechend anzupassen. Daher erklärte etwa Justizminister Heiko Maas (SPD) anlässlich des Safer Internet Day am 9. Februar: „Niemand sollte gezwungen sein, seine Fitness überwachen zu lassen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man bei Krankenversicherungen keine Nachteile haben darf, weil man seine Gesundheitsdaten nicht zur Verfügung stellt.

Vernetzte Autos und die Kontrolle der Fahrer

Und bei der Autoindustrie ist es vor allem das vernetzte Fahren, das die Datenschützer mit Argwohn verfolgen. Erst in dieser Woche berichtete Zeit Online von einer ADAC-Untersuchung, die sich mit Modellen von BMW befasst. Das Resultat: Der Autohersteller sammelt zahlreiche Daten über die Gewohnheiten und das Fahrverhalten. Durch Dienste wie „Connected Drive“ könnten zumindest beim BMW i3 sogar recht präzise Bewegungsprofile der Fahrer erstellt werden. Unklar bleibe dabei allerdings, für was die Daten tatsächlich verwendet werden.

Für die Kunden kann das zum Problem werden. Denn BMW könnte die gesammelten Informationen etwa verwenden, um Garantieansprüche abzuwimmeln, indem auf einen nicht ordnungsgemäßen Umgang mit dem Fahrzeug verwiesen wird. Daher fordert der ADAC zunächst einmal mehr Transparenz. Für jedes Modell soll „eine Auflistung aller im Fahrzeug erhobenen, verarbeiteten, gespeicherten und extern übermittelten Daten“ erstellt werden.