Facebook: Interne Untersuchung sieht keine Manipulationen

Michael Schäfer
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Facebook: Interne Untersuchung sieht keine Manipulationen
Bild: Geralt | CC0 1.0

Bereits kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Vorwürfe über Manipulationen in Facebooks Nachrichtendienst „Trending Topics“ kündigten die Verantwortlichen des sozialen Netzwerkes eine interne Untersuchung an. Diese konnte jedoch keine Anhaltspunkte für eine bewusste Einflussnahme finden.

Dies schrieb der Leiter der Rechtsabteilung Colin Stretch in einer nun veröffentlichten Stellungnahme, welche auch im firmeneigenen Blog veröffentlicht wurde. Stretch bezieht sich in dem Beitrag auf seine Antwort (PDF-Datei) auf eine Anfrage des republikanischen US-Senators John Thune, welcher zugleich den Vorsitz des Handelsausschuss bekleidet. Bereits vor rund zehn Tagen kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg eine vollständige Aufklärung des Sachverhaltes an, deren Ergebnisse laut Stretch keine Hinweise auf eine bewusst an den Nachrichten durchgeführte Manipulation erkennen ließ.

Vorwurf der gezielten Unterdrückung von Inhalten nicht bestätigt

Laut Stretch war sogar das Gegenteil der Fall, die Gespräche mit den Kuratoren und deren Vorgesetzten hätten gezeigt, dass den Nutzern sowohl konservative wie liberale Inhalte in einem ausgewogenen Verhältnis angezeigt werden und dass keine politisch-motivierte Einflussnahme erkennbar gewesen sei. Somit hätte sich der Vorwurf der gezielten Unterdrückung von konservativen Inhalten nicht bestätigt. Stretch nahm seine Antwort auch zum Anlass, noch einmal deutlich hervorzuheben, dass auch konservative Stimmen ein wichtiger Bestandteil des Netzwerkes seien.

Zahlreiche Veränderungen geplant

Da aber unbeabsichtigte Verstöße gegen die Richtlinien nicht gänzlich auszuschließen seien, nimmt das soziale Netzwerk den Vorfall zum Anlass, diverse Änderungen im Bereich der Nachrichten vorzunehmen, um in Zukunft das Risiko von menschlichen Fehlentscheidungen zu minimieren. So sollen die bereits vor einigen Tagen veröffentlichten Richtlinien überarbeitet und einzelne Bereiche klarer formuliert werden. Gleichzeitig sollen die in dem Bereich tätigen Mitarbeiter durch Schulungen für das Thema sensibilisiert werden, um sicherzustellen, dass diese auch in Zukunft eine Entscheidung frei von politischen Einstellungen oder Ideologien treffen werden. Auch die Einrichtung von zusätzlichen Kontrollinstanzen wird in dem Schreiben genannt.

Darüber hinaus verzichtet Facebook in Zukunft auf die Kontrolle der Wichtigkeit der dargestellten Nachrichten. Bisher prüften Kuratoren die Relevanz der Inhalte unter anderem über die Web-Portale der zehn wichtigsten englischsprachigen Nachrichtendienste, darunter BBC News, CNN, Fox News und The Guardian. Eine Nachricht war bisher erst national relevant, wenn mindestens fünf dieser Dienste in größerer Form darüber berichteten.

Des Weiteren will Facebook die eigenen Hilfe-Seiten dahingehend überarbeiten, dass diese mehr Informationen über Trending Topics und dessen Arbeitsweise bereitstellen werden.

Vorwurf, Dementi und Treffen mit führenden US-Konservativen

Vorausgegangen war dem Streit ein auf dem IT-Portal Gizmodo veröffentlichter Artikel, in dem eine nicht näher genannte Quelle deutliche Manipulationsvorwürfe im Bezug auf das Ranking der Nachrichten in Facebooks „Trending Topics“ erhob. So sollte den Anschuldigungen nach die Reihenfolge, in der die Inhalte angezeigt wurden, nicht den realen Status der Beliebtheit darstellen. Gleichzeitig sollte Facebook Berichte mit eher konservativen Inhalten unterdrücken. Kurz nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe wurden diese durch den Bereichsleiter Tom Stocky dementiert, seiner Meinung nach gab es keine Anhaltspunkte für eine Manipulation.

Zur Untermauerung der Aussage veröffentlichte Facebook zudem die eigenen Richtlinien, nach denen die Mitarbeiter bei entsprechenden Nachrichten vorgehen sollen. Die geschwärzten Bereiche in dem veröffentlichten Dokument trugen jedoch nur bedingt zu einer Beruhigung der Situation bei. Daneben hatte sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den vergangenen Tagen zu einem klärenden Gespräch mit führenden US-Konservativen sowie weiteren Vertretern des politischen Spektrums getroffen. Dieser Dialog soll zudem in der nächsten Zeit fortgeführt werden.