Nvidia GeForce 8800 GTS 512 im Test: Der G92 darf alle Muskeln spielen lassen

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Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Mit der GeForce 8800 GTS 512 möchte Nvidia die alten GeForce-8800-GTS-Karten ablösen und ersetzen. Verständlich, denn die neue G92-GPU ist für den kalifornischen Chipspezialisten kostengünstiger zu produzieren als der noch im 90-nm-Verfahren hergestellte G80. Etwas merkwürdig erscheint die Namensgebung der Grafikkarte, denn mit der alten GeForce 8800 GTS hat die neue Grafikkarte wirklich nichts mehr zu tun. Bereits die GeForce 8800 GT lässt die alten GTS-Versionen in den meisten Fällen spielend hinter sich und die GeForce 8800 GTS 512 setzt noch einen drauf. Für einige Kunden ist die Bezeichnung sicherlich verwirrend und dementsprechend nicht optimal gewählt.

Ohne Anti-Aliasing sowie die anisotrope Filterung ist die GeForce 8800 GTS 512 sehr schnell und überholt manchmal gar eine deutlich teurere GeForce 8800 Ultra. In 1280x1024 liegt die neue Nvidia-Grafikkarte durchschnittlich unspürbare zwei Prozent hinter dem Flaggschiff, für das man derzeit noch satte 555 Euro bezahlen muss. Die GeForce 8800 GT kann man mit einer Differenz von zehn Prozent ordentlich auf Abstand halten. Die GeForce 8800 GTX liegt sieben Prozent zurück, die alte GeForce 8800 GTS gar 43 Prozent. In 1600x1200 ist die GeForce 8800 GTS 512 immer noch sehr flott unterwegs und muss sich der GeForce 8800 Ultra nur um drei Prozent geschlagen geben. Die GeForce 8800 GTX arbeitet sechs Prozent, die GeForce 8800 GT 13 Prozent langsamer. Die alte GeForce 8800 GTS überrundet man regelrecht mit einer Differenz von 45 Prozent. In 2560x1600 fällt die Grafikkarte auf das Niveau einer GeForce 8800 GTX zurück.

Mit den beiden qualitätssteigernden Features verliert die GeForce 8800 GTS 512 aufgrund der geringeren Speicherbandbreite und des kleineren Speichers etwas an Leistung, hält sich aber immer noch sehr gut. In 1280x1024 liegt die Grafikkarte gleich auf mit der GeForce 8800 GTX, muss die schnellere Ultra-Variante aber um 11 Prozent davon ziehen lassen. Die GeForce 8800 GT hat man mit einem Vorsprung von 12 Prozent und die GeForce 8800 GTS mit einer Differenz von 34 Prozent gut im Griff. In 1600x1200 fangen in einigen Anwendungen die ersten Probleme an, weswegen die GeForce 8800 GTX nun 12 Prozent vor der GeForce 8800 GTS 512 liegt. Die GeForce 8800 GTS rückt auf 27 Prozent heran, während man die GeForce 8800 GT gute 13 Prozent hinter sich lassen kann. Für 2560x1600 fehlt dem 3D-Beschleuniger meistens die nötige Leistung, um ein Spiel flüssig darstellen zu können.

POV GeForce 8800 GTS 512
POV GeForce 8800 GTS 512

In 1280x1024 kann man mit einer GeForce 8800 GTS 512 noch gut acht-faches Anti-Aliasing hinzu schalten. In dieser Kategorie liegt der 3D-Beschleuniger dann neun Prozent hinter der GeForce 8800 GTX und neun Prozent vor der GeForce 8800 GT. Die GeForce 8800 GTS ist mit einem Rückstand von 29 Prozent kein würdiger Gegner. In 1600x1200 geht der Grafikkarte je nach Spiel der Speicher aus, was zu einem unspielbaren Ruckeln führt. Trotzdem kann man einige Spiele noch gut in diesen Qualitätseinstellungen spielen. Interessanterweise rückt die ATi Radeon HD 3870 der Nvidia-Karte gefährlich nahe und kann sie teilweise gar überholen. Für 2560x1600 benötigt man dann aber auf jeden Fall eine GeForce 8800 GTX oder GeForce 8800 Ultra, am besten gleich zwei als SLI-Gespann.

In Direct3D-10-Spielen hinterlässt die GeForce 8800 GTS 512 eine gute Figur. Ohne Kantenglättung sowie die anisotrope Texturfilterung platziert sich die neue GTS-Variante sechs Prozent vor der GeForce 8800 GTX und 14 Prozent vor die GeForce 8800 GT. Die GeForce 8800 GTS lässt man mit einer Differenz von 43 Prozent erneut alt aussehen. Mit den optischen Verbesserungen rutscht die GeForce 8800 GTS 512 16 Prozent hinter die GeForce 8800 GTX und bleibt 11 Prozent vor der GeForce 8800 GT. Die GeForce 8800 GTS kann auf einen Rückstand von 17 Prozent aufholen. Für 2560x1600 ist die GeForce 8800 GTS 512 in Direct3D-10-Spielen erneut zu langsam. Die Point of View GeForce 8800 GTS 512 Exo verrichtet im Durchschnitt etwa vier bis sechs Prozent schneller ihren Dienst als das Referenzmodell.

Nvidia hat mit dem Dual-Slot-Kühlsystem auf der GeForce 8800 GTS 512 gute Arbeit geleistet. Nicht nur, dass die Temperaturen unter den Werten einer GeForce 8800 GT liegen, auch die Lautstärke bleibt selbst nach einer längeren Lastphase äußerst gering. Ein ruhiges Arbeiten ist mit der Grafikkarte ohne Einschränkungen möglich, weswegen nichts gegen den Einsatz in einem Silent-PC spricht. Eine generell positive Entwicklung der letzten Zeit. Akzeptabel ist die Leistungsaufnahme der GeForce 8800 GTS 512, die trotz deutlich höherer Leistung auf dem Niveau einer GeForce 8800 GTS liegt. Wie es noch besser geht, zeigt ATi mit der Radeon-HD-3800-Serie, die einen intelligenten Stromsparmechanismus für den 2D-Modus bietet. So etwas wünschen wir uns in Zukunft auch von Nvidia.

Der Videoprozessor auf der GeForce 8800 GTS 512 ist ordentlich integriert. Zwar hat er bei der Wiedergabe von VC-1-HD-Videos noch einige Nachteile gegenüber den Grafikkarten von ATi, nichtsdestotrotz sollte es, solange ein aktueller Prozessor eingesetzt wird, zu keinerlei Problemen kommen. Der PCIe-2.0-Standard gehört stattdessen eher in die Kategorie „schön zu haben, aber sicherlich kein muss“. Vorteile in Spielen wird es in nächster Zeit mit dem neuen Standard keine geben.

Fazit

Die GeForce 8800 GTS 512 hat es derzeit mit Sicherheit nicht gerade leicht. Nvidia hat mit der GeForce 8800 GT einen regelrechten Preis-Leistungs-Knüller auf dem Markt platziert, der viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Da die GeForce 8800 GTS 512 mit einer offiziellen Preisempfehlung von 299 Euro etwa 50 Euro teurer und im Durchschnitt elf bis 14 Prozent schneller ist, muss man gut abwägen, zu welchem Nvidia-Modell man greifen sollte. Die Leistungen der GeForce 8800 GTS 512 sind ohne Zweifel beeindruckend, allerdings hinterlässt die Tatsache, dass die Geschwindigkeit in sehr hohen Qualitätseinstellungen einbricht, einen etwas faden Beigeschmack. Denn genau dafür braucht man eine schnelle Grafikkarte. Nvidia lässt mit diesem Schachzug die Daseinsberechtigung für die GeForce 8800 GTX und GeForce 8800 Ultra bestehen.

Ohne Anti-Aliasing sowie der anisotropen Filterung ist die GeForce 8800 GTS 512 für (beinahe) alle Spiele schnell genug. Dies gilt auch beim Einsatz von vierfacher Kantenglättung mit 16-facher anisotroper Filterung, solange man die Auflösung von 1600x1200 nicht überschreitet. Falls es qualitativ noch besser sein soll, muss man sich nach einer GeForce 8800 GTX oder GeForce 8800 Ultra umsehen. Keine Angst muss Nvidia mit der GeForce 8800 GTS 512 vor der Konkurrenz in Form der Radeon-HD-3800-Serie von ATi haben. Diese spielt nicht nur in einer völlig anderen Preisklasse, auch die Leistung ist meistens nicht vergleichbar.

Die Nvidia GeForce 8800 GTS 512 bleibt durchgängig leise, die Leistungsaufnahme ist akzeptabel (wenn auch nicht gut), die PCIe-2.0-Unterstützung ist gegeben. Es spricht eigentlich nicht viel gegen den Kauf einer GeForce 8800 GTS 512 – wenn man 300 Euro ausgeben und etwas mehr Leistung als mit einer GeForce 8800 GT haben möchte, solange man auf sehr hohe Qualitätseinstellungen verzichten kann. Nur wenn dies wichtig ist, sollte man auch eine GeForce 8800 GTX in die Kaufüberlegungen mit einbeziehen. Bei ATi muss man sich in dieser Preis- und Leistungsklasse auf jeden Fall nicht umsehen.

Ob der Aufpreis von etwa 15 Euro für die minimal bessere Leistung der Point of View GeForce 8800 GTS 512 Exo gerechtfertigt ist, sollte jeder für sich selber entscheiden. Ein schlechtes Angebot ist die Grafikkarte nicht.

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