Arctic MC001-DVDS im Test: Multimedial mit SSD und ohne Lüfter

Max Doll
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Arctic MC001-DVDS im Test: Multimedial mit SSD und ohne Lüfter

Einleitung

Bereits seit letztem Jahr verfügt der Kühlerspezialist Arctic auch über eine Sparte für Home-Entertainment-Systeme. Aus jener hervorgegangen ist als erstes Produkt das MC001-Barebone, das sowohl in einer Minimalkonfiguration als auch komplett mit Innereien erhältlich ist. Um sich in dem hart umkämpften Geschäft mit den Winzlingen von der zahlreichen Konkurrenz abzusetzen, kehrt das Schweizer Unternehmen den Trend kurzerhand um: Statt Features, Leistung und Größe zu reduzieren wird stattdessen wieder ein wenig gekleckert.

Entsprechend erleichtert Arctic Intels Atom-Plattform um ihre eher schwachbrüstige Grafiklösung und pflanzt stattdessen eine Radeon HD 5430 aus dem Notebook-Segment von AMD ein, verbaut einen DVB-T-Tuner und integriert einen Infrarot-Empfänger. Überdies kommt das MC001 komplett ohne Lüfter aus – nicht ohne Grund hat sich Arctic speziell mit Nachrüst-Kühlern einen Ruf erworben.

Arctic MC001
Arctic MC001

Unter dem Strich klingt das nach einem vielversprechenden Konzept, das sowohl für den Office-Einsatz als auch den Filmeabend und das gelegentliche Spiel zwischendurch mehr als geeignet sein sollte. Fertig ist das Lifestyle-Wunderpaket? Mit 529 Euro trägt die von uns getestete Version trotz der Vollausstattung stattliche Ziffern auf dem Preisschild. Ob sich das MC001 gerade im Vergleich mit kaum teureren, aber „erwachsenen“ Plattformen auf Basis von Intels Core-i3-Serie behaupten kann, klären wir im Test.

Technische Spezifikationen

Bei Arctics MC001 handelt es sich im Kern lediglich um einen sogenannten Barebone, der in verschiedenen Versionen erhältlich ist. Herzstück des Geräts ist immer Intels schnellster Atom-Prozessor D525 mit zwei Rechenkernen und 1,8 GHz Taktfrequenz, welcher auf einem OEM-Mainboard von ECS thront. Anstelle der üblichen Intel-HD-Grafik oder gar Nvidias Ion-Lösung verbaut Arctic allerdings eine AMD-GPU aus dem Notebook-Segment. Die Mobility HD 5430 verfügt immerhin über 80 Streamprozessoren und 500 MHz Kerntakt, während die 512 MB GDDR3 Speicher mit 800 MHz Geschwindigkeit rennen.

Abseits dieser Basiskonfiguration werden außerdem weitere vorkonfigurierte Modelle angeboten. Bei unserer Version mit der Bezeichnung DVDS gesellen sich zu den Grundausstattung vier Gigabyte DDR3-Arbeitsspeicher in zwei SO-DIMM-Modulen, die prozessorbedingt auf 800 MHz Taktfrequenz limitiert sind. Eine Erweiterung ist nicht ohne weiteres möglich, da alle Speicherbänke belegt sind; Aufrüsten ist allerdings in dieser Leistungsklasse ebenso wenig nötig.

Ausreichend Speicherplatz wird durch eine SSD mit dem Label „Team XS1“ und 120 Gigabyte Kapazität bereitgestellt. Knapp 10 Gigabyte werden allerdings durch eine Recovery-Partition belegt. Das 2,5"-Modell verfügt noch über den älteren SandForce SF-1222-Controller sowie einen SATA-II-Anschluss, was gerade in dieser Leistungsklasse abseits von Benchmarks jedoch keine Rolle spielt. Auf die Installation von Demos oder aufdringlicher Werbung wurde gottlob verzichtet. Auf dem bereits aufgespielten Windows 7 Home Premium verweisen lediglich das Hintergrundbild sowie die Startseite des Internet-Explorers auf den Hersteller des Rechners.

Produktbezeichnung Arctic MC001 DVDS
Abmessungen 16,1 x 6,5 × 27,5 Zentimeter (L x B x H)
CPU Intel Atom D525 2 × 1.8 GHz, 1 MB L2, 45 nm, 13 W
Chipsatz Intel NM10
GPU AMD Mobility Radeon HD 5430, 80 Stream Prozessoren, 500 MHz Kerntakt, 512 MB GDDR3-Speicher
Speicher 4 GB DDR3 800
Festplatte 120 GB SATA SSD, 2,5", SandForce SF-1222
Optisches Laufwerk DVD-RW 24x
Display-Anschluss VGA, HDMI
Kartenleser 4-in-1 (Unbekannte Formate)
SATA
Ethernet 10/100/1000Mbps
WiFi 802.11n USB-WiFi-Adapter (Ralink)
USB 5 × USB 2.0, 2 × USB 3.0 (Front)
Audio HDMI Audio, Analog Audio (7.1), S/PDIF -Anschluss, Mic-In (ALC892)
Betriebssystem Windows 7 Home Premium
Extra Passive Kühlung, IR-Reciever, DVB-T-Tuner

Für die externe Datenzufuhr stehen an der Rückseite fünf USB-2.0-Anschlüsse sowie an der Vorderseite zwei Pendants im aktuellen 3.0-Standard bereit. Hier findet sich außerdem ein 4-in-1-Kartenleser, dessen genaue Spezifikationen allerdings im Dunkeln bleiben. Außerdem in der Front sitzt der integrierte DVD-Brenner, welcher ebenfalls dem Notebook-Baukasten entstammt. Netzwerkfunktionalität stellt das MC001 per Gigabit-LAN oder kabellos per Ralink-WLAN mit einer Geschwindigkeit von bis zu 150 Mbps bereit. Da das kabellose Networking per USB-Zusatzchip angeflantscht wurde, erklärt sich so auch die ungerade Anzahl der rückseitigen Anschlüsse: Der fehlende sechste Port wird intern mit dem WLAN-Chip belegt. Für die Audioausgabe steht ein klassischer Realtek-ALC892 bereit, der neben analogem 7.1-Klang auch per digitaler S/PDIF-Schnittstelle beschallt.

Arctic MC001

Zusätzlich besitzt das MC001 eine Infrarot-Schnittstelle, die eine Steuerung bequem per Fernbedienung ermöglicht. Eine solche befindet sich nicht im Lieferumfang, die Schnittstelle kann aber mit jeder zum Windows Media Center kompatiblen Fernsteuerung angesprochen werden. Eine zum Test herangezogene Unviersalfernbedienung des Typs Logitech Harmony 300 ließ das MC001 komfortabel aufs Wort gehorchen. Alternativ steht eine übersichtliche App für iOS und Android bereit, mit der neben dem Windows Media Center auch der gesamte Rechner gesteuert werden kann. Im Test mit einem etwas älteren Samsung Galaxy S (Android 2.3) funktionierte das aufgrund der übersichtlichen Nutzeroberfläche flott und ohne Schwierigkeiten. Dabei wird der Funktionsumfang einer einfachen Universal- oder Multimedia-Fernbedienung sogar noch übertroffen, da sich auch Maus und Tastatur mit der App ersetzen lassen.

Arctic Remote MC

Ebenfalls bereits integriert ist ein DVB-T-Tuner mit externer Antenne, dessen Funktion sich dank des recht empfangsschwachen Testgebietes nicht überprüfen ließ. Besonders feinfühlig beim Aufspüren der Funkbilder ist das Exemplar also nicht. Ansonsten fällt der Lieferumfang abseits der zum Betrieb benötigten Gadgets wie der WLAN-Antenne mager aus. Lediglich ein HDMI-Kabel mit glitzerndem Plastikmantel. Der Sleeve ist jedoch extrem grobmaschig, verwehrt den Blick auf das Kabel darunter also kaum.

Zusätzlich bietet Arctic für 99 Euro ein „Audio Relay“ an. Hierbei handelt es sich um eine kleine Streaming-Box mit großem Kostenfaktor, die die Reichweite der hauseigenen Mediasysteme per Netzverbindung vergrößert. Der 15 × 7 × 2,5 Zentimeter kleine Kasten verfügt hierzu über zwei Cinch- sowie einen digitalen S/PDIF-Ausgang. Für die Stromversorgung ist hingegen eine mini-USB-Schnittstelle zuständig. Ein entsprechendes Kabel liegt samt Adapter für die Steckdose bei. Zusätzlich spendiert Arctic einen Meter Cinch-Strippe, jedoch kein digitales Pendant.

Sinn und Zweck des „Audio Relays“ ist es beispielsweise, die Nutzung des Minirechners in einer Office-Umgebung zu ermöglichen, während in einem anderen Raum parallel via (W)LAN Musik abgespielt werden kann. Die Steuerung muss allerdings über den MC001 erfolgen – sofern die RemoteAR-App für iOS und Android nicht genutzt wird, welche einen Mediaplayer-Zugriff per WLAN ermöglicht. Dank des akut ausgelebten Klavierlack-Fetisches der Arctic-Designer sollte man den kleinen Kasten aber besser nicht anfassen und regelmäßig entstauben.

Arctic Remote AR

Zwar ist die Steuerung per WLAN-Smartphone nicht mehr als ein nettes Extra (gerade weil sie etwa für Windows Phone nicht erhältlich ist), die Box an sich erweitert jedoch die Flexibilität des MC001 erheblich und funktioniert per Media-Streaming-Funktion sauber und ohne Installation per Windows Media Player. Ärgerlich ist allerdings die fehlende Option auch Videos zu übertragen. Denn gerade die Filmwiedergabe könnte von einer solchen Möglichkeit enorm profitieren. Zudem bleibt die Steuerung per WLAN oder direkt über den MC001 die einzige Steuerungsoption, ein separater IR-Empfänger am Streaming-Kasten fehlt leider völlig. Das macht die Lösung zwar potentiell interessant, schränkt ihren praktischen Einsatz jedoch unnötigerweise auf wenige Szenarien ein. Dies gilt umso mehr, als dass sich das „Audio Relay“ weigerte, digitale, verlustfreie Formate abzuspielen, beispielsweise zunehmend populäre Flac-Files.

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