LC-Power Gold Series LC9450 400W im Test: 80Plus-Gold zu Unrecht

 10/10
Philip Pfab
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Fazit

Im Vergleich zum vor knapp zwei Jahren getesteten LC6550GP2 hat sich LC-Power massiv gesteigert: Mit den Problemen der damaligen Billigst-Serien hat das LC9450 nichts am Hut.

Die Optik richtet sicher dabei eher an Spieler als an das Arbeitsumfeld – im professionellen Einsatz gibt es aber ohnehin keine Gehäuse mit seitlichem Sichtfenster, so dass die Optik dort nicht negativ ins Gewicht fällt. Bei der Elektronik sind wir positiv überrascht: LC-Power verwendet eine aktuelle Plattform von Andyson mit idealer Leistungsverteilung, die in leicht modifizierter Form übrigens auch bei Cougar als GX-S zum Einsatz kommt. Auch bei der Bestückung muss der Käufer keine Abstriche machen – solide Mittelklasse bei den Kondensatoren und vollständiges Schutzschaltungspaket, was will man mehr? Einwandfreie Messwerte – und genau hier patzt das LC-Power LC9450 leider.

LC-Power Gold Series
LC-Power Gold Series

Obwohl die Spannungsregulation großes Lob verdient, sind die Ergebnisse der Restwelligkeitsmessung nur ausreichend und die Effizienz keineswegs auf Gold-Niveau. Unser Testmuster ist nach Angaben des Herstellers ausschließlich im 230-Volt-Netz zu betreiben und trägt streng genommen schon daher das 80-Plus-Zertifikat zu Unrecht. Würde der Wirkungsgrad bei 230 Volt Eingangsspannung stimmen, könnten wir an dieser Stelle aber noch ein Auge zudrücken. Das LC9450 verfehlt das 80Plus-Gold-Effizienzniveau in unserem Test jedoch deutlich. „80Plus Silber ja – Gold nein“, müssen wir bezüglich des enttäuschenden Wirkungsgrades festhalten, denn über zwei Prozentpunkte Abweichung nach unten sind zu viel.

Nach Rücksprache mit der 80Plus-Organisation müssen wir zudem feststellen, dass das LC9450 das 80Plus-Gold-Siegel derzeit zu Unrecht trägt, da das für den offiziellen Test eingesandte Muster eine andere Lastverteilung aufweist als die Verkaufsmodelle, wodurch die 80Plus-Ergebnisse nicht auf die derzeit verkauften Exemplare übertragbar sind. LC-Power selbst erklärt auf Anfrage von ComputerBase, dass es sich um einen Fehler beim Auftragsfertiger handle und bietet die Möglichkeit, ein bereits gekauftes Netzteil dieses Typs zu retournieren. Auf diese Problematik sind wir im Abschnitt Effizienz ausführlich eingegangen.

Schlussendlich können wir daher feststellen, dass das LC-Power Gold Series 400 Watt nichts mehr mit den Billigst-Produkten von LC-Power von vor einigen Jahren zu tun hat. Man kann ein Gold-Series-Netzteil ruhigen Gewissens in den eigenen Rechner verbauen. Andererseits sehen wir derzeit keinen Anlass, das Netzteil anderen vorzuziehen: Zum gegenwärtigen Preis von gut 56 Euro zählt das Netzteil zwar formal zu den günstigen Gold-Netzteilen, auf Grund des gemessenen Wirkungsgrad und des nicht gerechtfertigten 80Plus-Gold-Siegels raten wir aber zum kaum teureren FSP Aurum oder der leisen Ausführung in Form des be quiet! Straight Power.

Unabhängig von diesem Einzelfazit sehen wir uns in unserem aufwendigen Testverfahren bestätigt und werden auch in Zukunft alles daran setzen, falsche Angaben der Hersteller - aus welchem Grund auch immer angebracht - aufzudecken und so auf die Abschaffung von Missstände aktiv hinzuwirken.

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