Airbag für den PC
Gelb, grün oder braun, ganz gleich, wo man seinen Strom bezieht, ist man nicht vor starken Stromschwankungen sicher. Mal kommt zu viel, dann wieder zu wenig. Mitunter fällt der Strom komplett aus, oder wenn es ganz dicke kommt, schlägt der Blitz ein und schießt mehrere tausend Volt durch die Leitung.
Darauf reagieren PCs, Monitore und andere technische Geräte sehr empfindlich. Zwar können sie mit gewissen Spannungsschwankungen leben, doch wenn es zu heftig wird, können sie ernsthaft Schaden nehmen. Beim PC reicht die Spanne von Datenverlust bis zum Tod der Hauptplatine.
Wer sich um seine Daten und Hardware sorgt, sollte deshalb vorbeugen. Ein geeignetes Mittel dazu sind unterbrechungsfreie Stromversorgungen, kurz USV. Sie fangen nicht nur Spannungsschwankungen ab, sondern versorgen den PC bei Stromausfall einige Minuten lang mit Batteriestrom, so dass genügend Zeit bleibt, alle Daten zu sichern und den Rechner runter zu fahren.
Guten Schutz bekommt man aber nur, wenn man das richtige Gerät wählt, das ideal auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt ist. Daher gilt: erst informieren, dann kaufen. In den folgenden Kapiteln finden Sie genügend Informationen, um sicher eine geeignete USV für ihre Ansprüche auszuwählen. (pr)
Was genau ist eine USV?
Eine unterbrechungsfreie Stromversorgung ist quasi ein Akku für den PC und weitere angeschlossene Geräte. Fällt der Strom aus, springt die USV ein und übernimmt die Energieversorgung für einige Minuten. Kommt der Strom zurück, klingt sich die USV wieder aus und lädt gleichzeitig die Batterien wieder auf.
Die USV springt ebenfalls ein, wenn die Netzspannung zu gering wird. Je nach Geräteart (siehe nächstes Kapitel) versorgt sogar die USV den PC ununterbrochen gleichmäßig mit Strom und springt nicht erst bei Stromschwankung oder -ausfall ein.
Kommt es zu einem Stromausfall, hat man je nach Modell zwischen fünf und dreißig Minuten Zeit, Daten zu sichern und den PC auszuschalten. Während der ersten Minuten kann man auch weiterarbeiten, in der Hoffnung, dass der Strom schnell zurückkommt.
Viele USV lassen sich per RS-232- oder USB-Schnittstelle an den PC anschließen und kommunizieren dort mit einer Software, die den PC vollautomatisch runterfahren kann. Praktisch, wenn der Rechner auch ohne Aufsicht in Betrieb ist. Ganz pfiffige Lösungen übernehmen das auch noch für zusätzliche PCs, die per Netzwerk angeschlossen sind.
Wer sich in der Nähe des PC befindet hört bei Spannungsproblemen einen Signalton und wird meist auch mit blinkenden LEDS auf das Problem aufmerksam gemacht. Dieses Verhalten der USV lässt sich aber meist mit der mitgelieferten Software modifizieren.
Neben der reinen Stromversorgung in kritischen Momenten schützt die USV die angeschlossenen Geräte auch vor starken Stromstößen, die beispielsweise ein Blitzeinschlag verursachen könnte. Somit macht sie die zusätzlich Anschaffung einer Steckdosenleiste mit Überspannungsschutz praktisch unnötig. Ausnahme: wer nicht alle Geräte bei Stromausfall weiter betreiben möchte, kann mit einer solchen Leiste Peripheriegeräte wie Drucker, Modem oder anderes vor Überspannung schützen.
Zu Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz
Unterschiedliche Technologien
Vier unterschiedliche Technologien werden in den USV heute eingesetzt. Sie unterscheiden sich vor allem in ihrer Leistungsfähigkeit und damit in ihrer Schutzleistung sowie in den Anschaffungskosten.
Den besten Schutz bieten Online-USV. Das sind so genannte Doppelwandler, auch Double Conversion genannt, die angeschlossene Geräte ununterbrochen mit gleichmäßigem Strom versorgen. Sie wandeln die Netzspannung kontinuierlich in Gleichstrom um, führen diesen in die Batterien und wandeln ihn anschließend wieder in Wechselstrom zurück. Die Batterie ist somit ständig im Einsatz und dient als aktiver Puffer. Ganz gleich welche Spannung das Netz bietet, die Geräte merken nichts von möglichen Schwankungen.
Dieser mit Abstand aufwendigsten und somit auch teuersten Methode steht die Offline-Technik gegenüber. Geräte dieser Gattung reichen die Netzspannung nur weiter und springen erst im Notfall als Versorger ein. Hier werden die Akkus geladen und kontinuierlich auf hohem Niveau gehalten. Kommt es zu einem gravierenden Spannungsabfall, schaltet das System die Akkus als Energielieferant ein. Der kritische Punkt dieser Technik ist die Umschaltzeit, die in diesem Moment entsteht. Denn in dem Zeitraum könnten die Verbraucher theoretisch Schaden nehmen. Vorteil der Offline-Geräte: sie sind die günstigste Lösung.
Einen Kompromiss, sprich ähnliche Leistung der Online-Technologie zu Preisen der Offline-Lösung, versucht man mit der Line-Interactive-Variante zu erreichen. Diese USV leiten den Netzstrom direkt an die Verbraucher weiter, während sie die Akkus laden und auf hohem Spannungsniveau halten. Spezielle Filter können aber Stromschwankungen schneller abfangen. Somit liefern diese Geräte gleichmäßigeren Strom als Offline-Modelle. Zudem können sie Schwankungen kurzzeitig ohne Hilfe der Akkus ausgleichen. Das sorgt für Zeitgewinn beim Umschalten auf die Akkus.
Ebenfalls zwischen On- und Offline-Technologie bewegt sich das Online Sharing. Diese Technik geht einen Schritt weiter als die zuvor beschriebene. Zwar leistet auch sie den Netzstrom direkt an die angeschlossenen Geräte weiter, doch sichern ihre ausgeklügelten Überwachungsfilter und die ununterbrochene Leistungsbereitschaft der Akkus den Ausgleich der Schwankungen fast ohne Zeitverlust beim Umschalten. Die Onlie-Sharing-Technologie verbirgt sich mitunter auch hinter dem Kürzel "AVR", das steht für "Automatic Voltage Regulator". Diese automatische Voltregulierung ist verantwortlich für stets gleichmäßig fließenden Strom.
Sowohl Line-Interactive als auch Online-Sharing stellen einen guten Kompromiss zwischen der teueren Online- und der günstigen Offline-Technologie dar. Auch preislich liegen Sie zwischen beiden Lagern. Ihr Einsatz ist sowohl aus sicherheits- sowie ökonomischen Aspekten für viele sinnvoll.
Was wird angeschlossen und geschützt?
Man kann selbstredend alle Geräte vom Modem über den PC bis zum Monitor, ja sogar das Telefon an eine USV anschließen, doch treibt das schnell die Anschaffungskosten in die Höhe. Denn je mehr Verbraucher man anschließt, desto größer muss die Leistung der USV dimensioniert sein, sprich desto größere Kraftreserven muss der Akku bereithalten. Doch das wird schnell richtig teuer.
Daher macht es durchaus Sinn, sich nur auf das Nötigste, nämlich den PC, respektive die PCs inklusive Monitor zu beschränken. Der PC ist deshalb wichtig, weil auf ihm alle relevanten Daten ruhen. Der Monitor bräuchte aus technischer Sicht nicht unbedingt geschützt zu werden. Er ist aber nötig, um am PC Daten zu speichern und diesen sicher runter zu fahren.
Auf den Schutz eines Druckes kann man guten Gewissens verzichten. Sollte es beim Druck zum Stromausfall kommen, sind die Daten im Speicher zwar verloren, doch lässt sich später ohne Probleme ein neuer Druckauftrag an den Drucker schicken. Besonders für den Schutz von Laserdruckern sollte man den Einsatz einer USV überdenken, denn das fordert eine enorm leistungsfähige USV, da der Drucker in der Aufwärmphase der Druckwalze etwa das Zehnfache seines normalen Energiebedarfs entwickelt.
Welche Zeit lässt sich überbrücken?
Eine USV bietet in der Regel gerade so viel Strom wie nötig ist, um die angeschlossenen Komponenten sicher auszuschalten, plus ein wenig Puffer, den man nutzen kann, um auf die eventuelle Wiederkehr des Stroms zu hoffen. Unter Volllast stehen meist etwa fünf bis zehn Minuten Strom zur Verfügung. Stundenlanges Netz unabhängiges Arbeiten wie mit einem Notebook kann man nicht erwarten.
Läuft die USV allerdings nicht unter Volllast verlängert sich die Zeit entsprechend; bei halber Last etwa um den Faktor zwei bis drei, bei einigen System gar noch länger. So lassen sich dann schon etwa 30 bis 40 Minuten ohne Strom überbrücken. Damit man immer weiß, wie viel Zeit noch bleibt, ist es hilfreich, wenn man am Gehäuse oder an einer mitgelieferten Software die verbleibenden Minuten ablesen kann. Wer unbedingt die Werte eines Notebooks erreichen möchte, also Batteriestrom für etwa drei Stunden, muss die USV sehr groß, nach allgemeinem Verständnis zu groß dimensionieren.
Welche Leistung für die USV?
Um die Leistung einer USV richtig zu dimensionieren, sollte man sich zunächst im Klaren darüber sein, welche Geräte man daran anschließen möchte. Danach gilt es zu ermitteln, wie viel Volt-Ampere (VA) die Geräte im Dauerbetrieb benötigen. Diese Angabe befindet sich in der Regel auf dessen Rückseite oder auf einem externen Netzteil. Falls an beiden Orten kein Wert zu finden ist, sollte man spätestens im Handbuch fündig werden.
Fehlt eine Angabe in VA kann man auch die benötigen Wattzahlen addieren und dann mit 1,6 multiplizieren. Dann erhält man den ungefähren VA-Wert, den alle Geräte zusammen benötigen. Diesen Wert sollte man um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhen, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Denn ein in Zukunft zu erwerbender PC benötigt aufgrund höherer Leistungsfähigkeit vermutlich auch mehr Arbeitsstrom. Diesen kann man dann problemlos an die USV anschließen. Denn wer will schon gleichzeitig mit einem neuen Rechner auch eine neue USV kaufen?
Wer an die Zukunft denkt und meint, dass er künftig möglicherweise eine leistungsfähigere USV benötigt, kann auf ein Gerät setzten, dass sich mit weiteren Batterien erweitern und somit in der Leistungsfähigkeit steigern lässt. Entsprechende Geräte richten sich aber zumeist an professionelle oder semi-professionelle Anwender und sind dementsprechend teuer. Heimanwender sollten lieber einen Puffer wie zuvor beschrieben einrechnen.
Dagegen sollte man auf keinen Fall eine zu schwache USV einsetzen, welche die erforderlichen Volt-Ampere nicht liefern kann. Dass führt dazu, dass diese abschaltet und überhaupt kein Schutz mehr für den PC besteht.
Privatanwender sowie kleine Büros sollten auch auf die Gehäuseform achten. So richten sich so genannte 19-Zoll-Gehäuse an Firmen, die Serverschränke (Racks) in eben diesem Maß verwenden. Eine entsprechende USV ließe sich somit problemlos in diese Schränke integrieren. Alle anderen Gehäuse lassen sich aber problemlos auf oder unter dem Schreibtisch aufstellen.
Typische Leistungsaufnahme
Um Ihnen Anhaltswerte zur ersten Orientierung zu geben, haben wir in der Tabelle einige Beispiele zusammengefasst. Dabei handelt es sich um großzügig aufgerundete Richtwerte. Je nach verwendetem PC und Monitor können diese jedoch stark variieren. Ziehen Sie für eine Kaufentscheidung also unbedingt die Leistungsdaten Ihrer Geräte heran.