Software/Hardware Kalibration: was ich mich schon immer gefragt habe.

Roze

Lt. Junior Grade
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Juni 2008
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Hallo liebes Forum,

als "Hobby-Photoshoper" und anspruchsvoller Spieler führe ich an meinen Monitoren des öfteren Kalibrierungen durch. Ich verwende dabei seit jeher ein - für meine Verhältnisse - ausreichendes Spyder2 Colorimeter, welches mittels Messungen ICC und wer-weiß-noch-für-welche Profile erstellt, die von Programmen zur korrekten Darstellung der Bildschirminhalte verwendet werden können. Können nicht müssen: Außnahmen sind die Regel (zB. Paint/QuickTime/Chrome/Iron-Browser).
Die Kalibrierung basiert also auf Softwarebasis.

Die Fragen die sich mir nun stellen sind:

  • Unterstützen Spieleengines oder gar bereits DirectX diese Profile? Im allgemeinen Desktop Betrieb scheint die Kalibrierung ja nicht zu funktionieren. (Betrachtet mal http://news.datacolor.eu/en/junge.jpg abwechselnd in Chrome & IE9)
  • Eine Hardwarekalibrierung direkt am Monitor ist natürlich die universellste Möglichkeit der Kalibration, da sie Softwareunabhängig ist und in jedem Fall funktionieren sollte. Wie kann ich die Messwerte meines Colorimeters manuell auslesen, um ähnlich wie auf prad.de, differenzierte Messungen durchzuführen? (Differenziert im Sinne von Ecke rechts-oben, links oben, etc...)
  • Wenn der Monitor selbst perfekt kalibriert sein sollte: würde das oben verlinkte Bild in beiden Browsern gleich aussehen? Ich kann mir das kaum vorstellen...
  • Warum gibt es überhaupt Windows-Farbprofile? Wäre es nicht viel komfortabler den Ausgängen von Grafikkarten angepasste "Permanent-Profile" zuzuweisen, damit diese bei jeglichem Inputsignal - das heißt bei jeder beliebigen Anwendung - immer das entsprechend veränderte Signal an den Monitor schickt? Quasi eine Hardwarekalibrierung per Grafikkarte statt Display.

Diese vier Punkte interessieren mich wirklich brennend. Habt ihr Antworten darauf?
 
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Warum gibt es überhaupt Windows-Farbprofile? Wäre es nicht viel komfortabler den Ausgängen von Grafikkarten angepasste "Permanent-Profile" zuzuweisen, damit diese bei jeglichem Inputsignal - das heißt bei jeder beliebigen Anwendung - immer das entsprechend veränderte Signal an den Monitor schickt? Quasi eine Hardwarekalibrierung per Grafikkarte statt Display.

Wenn ein Gerät ohne "richtige" Grafikkarte angeschlossen ist, dann kann man trotzdem noch eine Kalibrierung vornehmen. Z.B. eine XBox, ect...
 
Unterstützen Spieleengines oder gar bereits DirectX diese Profile? Im allgemeinen Desktop Betrieb scheint die Kalibrierung ja nicht zu funktionieren
Du mußt zwischen Kalibrierung und Profilierung unterscheiden. Durch die Kalibrierung wird dein Monitor auf die gewünschten Parameter (Weißpunkt, Gradation) hin "neutralisiert". Ziel ist eine farbstichfreie Grauachse und die möglichst exakte Einhaltung der gewählten Gradation. Die Profilierung setzt dann auf dem kalibrierten Zustand auf. Durch das erzeugte Farbrprofil wird der Bildschirm farbmetrisch beschrieben. In farbmanagementfähiger Software können dann anhand der beteiligten Profile die notwendingen Transformationen über einen geräteunabhängigen Verbindungsfarbraum (Profile Connection Space; PCS) vorgenommen werden. So ein Profil wird auch bei einem hardwarekalibriebaren Bildschirm erstellt und auf Betriebssystemebene hinterlegt. Es entfallen nur die verlustbehafteten LUT-Korrekturen für die Grafikkarte.

Spiele, die ICC-Profile auswerten, sind mir nicht bekannt. Bei Spielstart wird sogar die Grafikkarten-LUT zurückgesetzt, d.h. du profitierst noch nicht einmal von der Kalibration. Dem kann man aber durch entsprechende Tools nachhelfen (oder man verwendet einen hardwarekalibrierbaren Bildschirm). Dennoch kommt es nicht zu den entscheidenden Farbtransformationen.

Abhilfe schafft hier ein Bildschirm mit Farbraumemulation, z.B. die NEC PA oder Eizo CG Geräte - oder zumindest ein vernünftiger, fixer sRGB-Modus. Das vermeidet die unschönen Bonbonfarben bei Bildschirmen mit großem Farbumfang.

Betrachtet mal http://news.datacolor.eu/en/junge.jpg abwechselnd in Chrome & IE9
Die Testbilder mit Falschfarben sind mit Vorsicht zu genießen. Der IE führt zwar Farbtransformationen durch, unterstellt als Ziel aber immer sRGB. Damit werden die Browser-Farbmanagement-Testbilder zwar ohne Fehlfarben dargestellt, eine korrekte Darstellung erfolgt aber nicht - außer das Display entspricht exakt der sRGB Charakteristik. Ich empfehle die aktuelle Firefox-Version. Sie kann für Elemente ohne Quellprofil auch sRGB unterstellen.

Wenn der Monitor selbst perfekt kalibriert sein sollte: würde das oben verlinkte Bild in beiden Browsern gleich aussehen?
Wenn beide Browser die beteiligten Profile korrekt auswerten: Ja.

Warum gibt es überhaupt Windows-Farbprofile? Wäre es nicht viel komfortabler den Ausgängen von Grafikkarten angepasste "Permanent-Profile" zuzuweisen, damit diese bei jeglichem Inputsignal - das heißt bei jeder beliebigen Anwendung - immer das entsprechend veränderte Signal an den Monitor schickt?
Wie gesagt: Bitte zwischen Kalibrierung und Profilierung unterscheiden. Ein ICC-Profil basierter Workflow ist vollkommen flexibel. Beispielablauf:

RGB (Input) => Quellprofil => PCS => Gamut Mapping (wenn Quellfarbraum > Zielfarbraum) => Zielprofil => RGB(Output)

Was in etwa in deine angedachte Richtung geht, sind besagte Bildschirme mit Farbraumemulation (die präsentieren sich dann "nativ" mit der gewünschten Charakteristik) oder ein ICC Workflow mit Device-Link Profilen. Aber das führt an dieser Stell zu weit.

http://www.prad.de/new/monitore/test/2010/test-eizo-cg303w-teil17.html#Farbraumemulation

Wie kann ich die Messwerte meines Colorimeters manuell auslesen, um ähnlich wie auf prad.de, differenzierte Messungen durchzuführen?
Wir benutzen eine eigene Softwarelösung. Am nächsten käme dem das UDACT der ugra. Jede Kalibrierungs-/ Profilierungssoftware sollte auch noch die Möglichkeit einer Profilvalidierung mitbringen, mit der dann gegen das Monitorprofil gemessen wird. Eventuelle Neutralitäts- und Linearitätsprobleme lassen sich so identifizieren bzw. der Zeitpunkt erkennen, wann neu kalibriert/ profiliert werden sollte.

Gruß

Denis
 
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