Leserartikel Freezes bei Systemen mit Geforce 9800GTX

|nsb|urmel

Commodore
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Achtung, jetzt kommt ein Post mit anstrengend vielen Worten, aber jeder, der seit dem Upgrade auf eine 9800GTX, GTX+ oder GTS250 Probleme hat oder Spaß am Helfen hat, sollte sich das hier mal durchlesen:


Einleitung:

In letzter Zeit habe ich in den Foren auffällig oft von Problemen mit Bluescreens, Freezes und Abstürzen gelesen, die im Zusammenhang mit diversen Geforce 9800GTX+ gestanden haben. Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass die Karte zwar eine gewichtige Rolle spielt, aber nicht direkt als Ursache der Probleme zu bezeichnen ist.

Auf alle Fälle hatte ich mit solchen Problemen im eigenen Rechner zu tun, und erst gestern war ich bei einem solchen 'Patienten' vor Ort und hatte auch wieder Probleme, die ich lösen konnte. Daher wollte ich jetzt mal einen ausführlicheren Beitrag leisten.

Die dort geschilderten Probleme sind meistens unmittelbar nachdem die Grafikkarte eingebaut wurde, aufgetreten. Seltener nach einem Arbeitsspeicher-Upgrade. Nicht so richtig lokalisieren konnte man, bei welchem Betriebssystem oder bei welcher Treiberversion am häufigsten aufgetreten sind.

Was allerdings auffallend oft der Fall war: Die jeweiligen Rechner waren mit mehr als zwei RAM-Bausteinen bestückt, besonders häufig betroffen waren ASUS-Mainboards der P5Q-Serie. Ob das jetzt daran liegt, dass diese Komibination besonders empfindlich oder einfach nur sehr weit verbreitet ist, kann ich nicht sagen.


Erfahrung mit dem eigenen System:

In meinem Fall hatte ich mir das Spiel Burnout Paradise besorgt, die 9800GTX+ und den RAM von 2x 1GB PC6400 (800MHz) Modulen auf 4x 1GB PC8500 (1066MHz) aufgerüstet. Die Module (alle Kingston HyperX) hatte ich mir extra aus der QVL im Mainboard-Handbuch ausgesucht.

Nachdem ich beim Zocken zunehmend Freezes hatte (das erste mal nach ca. 20 Minuten, die folgenden Male meistens in immer kürzeren Intervallen, ab und an auch mal einen BSOD), hab ich zuerst mit zwei anderen, schwächeren Grafikkarten getestet. Mit denen hatte ich weitaus weniger, aber hin und wieder doch Freezes. Also kam mir die Idee, es könnte auch am RAM liegen. Nachdem das Spiel mal wieder eingefroren war, hab ich den Rechner ausgeschaltet und wollte die Speichermodule ausbauen. Wobei ich mir die Finger leicht verbrannt habe, so heiß waren die Module!

Nachdem ich die alten Module wieder eingebaut hatte, waren die Freezes weg. Also wieder die 9800GTX+ eingebaut, und siehe da, Burnout Paradise lief stundenlang, ohne auch nur einen Ruckler, geschweige denn Freezes oder Abstürze.

Zwei Wochen später zwei von den vier neueren RAMs eingebaut. Von da an hatte ich bestenfalls einen Freeze pro Woche. Wer Burnout Paradise kennt, versteht mich sicher, wenn ich sage, das ist absolut unauffällig!


Erfahrung vor Ort bei einem fremden System:

Gestern hab ich die besagte Karte in einen Rechner einer Bekannten eingebaut. Der hatte bis dato eine Geforce 9600GT, ein ASUS P5Q-Pro, 4GB RAM, 700W Tagan SuperRock Netzteil, Vista Ultimate 32 und keine nennenswerten Probleme. Abgesehen von der mittlerweile zu schwachen Grafikkarte :)

Nachdem ich den Deckel abgenommen hatte, musste ich mich auf den ersten Blick etwas wundern. Es waren 2x 1GB Corsair 800MHz und 2x 1GB Kingston Value RAM 800MHz eingebaut. Aber nicht laut Handbuch nach der Methode 1-3 / 2-4 bestückt, sondern 1-2 / 3-4. Toll dachte ich mir, dass das trotzdem läuft! Ich hab die Module dann trotzdem neu angeordnet.

Nachdem ich die 9800GTX+ reinoperiert hatte (unglaublich, wie viel Mühe das bei einem an sich riesigen Thermaltake Soprano macht!), starteten wir das System. Vista hat noch ordnungsgemäß gebootet. Firefox ist dann schon gleich nach dem ersten Zugriff auf das Internet abgestürzt. Nochmal gestartet, diesmal gings, und den neusten Geforce-Treiber gesaugt. Installation gestartet. Beim erstenmal kam die Meldung, Fehler beim Entpacken, der Download wäre wohl fehlerhaft. Hab ich nicht geglaubt. Stattdessen Kiste runtergefahren, neu gestartet. Bluescreen (page fault in non paged area). Nochmal neu gestartet, Vista hat gebootet. Treiberinstallation gestartet. Ein zwei Fenster, danach hängender Fortschrittsbalken, anschließend wieder der Bluescreen.

Rechner runtergefahren. Speichermodule wieder in die ursprüngliche Anordnung gebracht, hochgefahren – Bluescreen (wieder page fault...). Kingston-Speichermodule ausgebaut, die Corsair in den Bänken 1 und 3 eingesetzt. Hochgefahren, Vista startet. System zeigt insgesamt 1GB RAM an (>.<). Treiberinstallation gestartet. Treiberinstallation erfolgreich (HA!). Neustart! Rechner hängt sich nach der Benutzeranmeldung auf (-.-).

Also Corsair-Module raus, Kingston-Module rein. Hochfahren, Vista bootet erfolgreich, System zeigt 2GB RAM an. Hurra! Rechner läuft. Seit gestern abend wurden auf dem Rechner 5 aktuelle Spiele gespielt, runde 8 Stunden Belastung, komplett störungsfrei.


Erfahrungen bei der Hilfe anderer im Forum:

In der Zwischenzeit hab ich hier im Forum schon dem ein oder anderen mit seinem 9800GTX-Freeze-Problemen geholfen. Leider bekommt man hier normalerweise nicht genug Feedback, ob ein Problem wirklich gelöst ist oder nicht. Viele resignieren ja irgendwann und finden sich entweder mit ihrem instabilen System ab, oder sie melden sich ab dem Zeitpunkt nicht mehr, wo die Kiste wieder läuft, oder sie holen sich einfach neue Hardware und melden sich ebenfalls nicht mehr. Zudem treibe ich mich eher selten im Unterforum für Arbeitsspeicher rum und habe dann auch keine Lust, Threads mit wenig aussagekräftigen Überschriften durchzulesen. Insofern weiß ich auch nicht, wie häufig diese Probleme dort behandelt werden und was dabei rauskommt. Vielleicht nehm ich in nächster Zeit mal andere Forenbereiche und andere Hardware-Foren unter die Lupe und schau nach, was dort zu diesem Thema geschrieben wird. Das werd ich dann hier reinschreiben.


Fazit:

Also zu allererst muss mal festgehalten werden, dass heutige Mainboards bis zu einem gewissen Punkt mit schlechten, inkompatiblen, unsachgemäß angeordneten oder nicht zusammenpassenden Modulen klarkommen. Früher gab es viel unmittelbarer Probleme. Wir haben's also eigentlich sehr gut was das betrifft. Dieser scheint aber irgendwann überschritten – zum Beispiel durch den Einbau einer dickeren Grafikkarte. Was ich allgemein feststelle, Systeme mit 4 belegten RAM-Slots sind anfälliger als solche mit nur 2. Ich selbst hab das nur bei der 9800GTX+ festgestellt, kann aber auch gut noch andere Karten betreffen.

Das ist eben die Schattenseite der an sich guten Eigenschaft von heutiger Hardware (und der Betriebssyteme), dass sie gewisse Mechanismen eingebaut haben, die einen Betrieb trotz vorhandener, weniger schwerwiegende Fehler zu erlauben. Was die Fehlersuche allerdings absolut nicht einfacher macht.

Es mag ja durchaus leistungsfähige Diagnose-Tools geben. Aber selbst die haben keine eingebaute Kristallkugel. Memtest86+ zum Beispiel. Ich bin mir nicht sicher, mit welcher Treffergenauigkeit dieses Programm Fehler im RAM diagnostizieren kann. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, dass die RAM-Module an sich fehlerfrei sind, jedoch in dem betreffenden Board oder in bestimmten Kombinationen mit anderen Modulen nicht ordnungsgemäß arbeiten. Verlasst euch also nicht darauf, dass Diagnose-Tools jeden Fehler feststellen können.


Für die, die Probleme mit Freezes o.ä. zu kämpfen haben, lasst euch bitte gesagt sein: Die Grafikkarte und ihr Treiber bildet nur das Ende einer Informationskette. Davor passieren die Daten noch eine ganze Menge anderer Etappen, bei denen Sie aufgehalten oder verspult werden können. Wenn ein Treiber in der Endlosschleife hängenbleibt, muss das nicht gezwungenermaßen heißen, dass die Karte oder der Treiber einen Fehler hat. Der Fehler könnte auch ganz woanders liegen, weit abseits der Grafikeinheit des Rechners!

Für all die Helfer hier im Forum:

Danke dass ihr euch alle hier wie ich engagiert. Wir alle tragen zum guten Ruf unserer geliebten Computerbase bei. Daher nehmt das Thema Arbeitsspeicher nicht auf die leichte Schulter, auch wenn ihr vielleicht selbst noch nie Probleme damit hattet.Versucht Eure Patienten dazu zu bringen, auch diesen Bereich kritisch zu begutachten. Diese Komponente war und ist immer noch extrem sensibel.

Es gibt nach wie vor zu wenig Möglichkeiten, hier Fehler ausfindig zu machen. Dabei werden die RAMs immer heißer und sind in der Regel abseits des kühlenden Luftstroms plaziert. Temperatursensoren auf Speichermodule? Überwachungsmöglichkeit auf Mainboards? Fehlanzeige! Man sollte mehr Augenmerk darauf richten.
 
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