Linux 2.6.0 veröffentlicht

Steffen Weber
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Wie angekündigt, wurde Linux 2.6.0 noch vor Weihnachten, nämlich heute Morgen um 5:14 Uhr unserer Zeit, veröffentlicht. Knapp drei Jahre nach der Freigabe des Kernels 2.4.0 gibt es zahlreiche Verbesserungen, sodass man zwischenzeitlich sogar überlegt hat, diesen Kernel 3.0 zu taufen.

Der Patch von Version 2.6.0-test11 umfasst komprimiert lediglich 11 KB und besteht nahezu ausschließlich aus einzeiligen Bugfixes, da man nicht riskieren wollte, in letzter Minute noch Fehler in den Kernel einzubauen. Linus Torvalds beurteilt den derzeitigen Zustand des Kernels in der unten zitierten Ankündigungs-E-Mail als "ziemlich gut", der neue Maintainer des 2.6-Kernels, Andrew Morton, äußerte sich gar wie folgt:

The 2.6.0 kernel has undergone several weeks of stabilization and we expect it to run well on server-class machines.

Wir werden versuchen, die Verbesserungen an Linux 2.6 kurz zusammenzufassen. Zum einen gibt es Unterstützung für mehrere neue CPU-Architekturen wie AMD64, IA64, SParc64, Hitachi H8/300, NEC v850 und Motorola m68k, welche zwar teilweise auch schon in den späteren Linux 2.4 Versionen vorhanden war, in Linux 2.6 aber angeblich besser implementiert wurde. Zudem werden die CPU-Ressourcen durch einen neuen Scheduler deutlich besser verteilt, sodass es z.B. nicht mehr zu Aussetzern des Audio-Players kommt, wenn man gleichzeitig einen neuen Kernel kompiliert oder ein großes Archiv entpackt. Auch Hyper Threading, dessen Unterstützung in Linux 2.4 nicht optimal war, soll jetzt wesentlich besser eingesetzt werden.

Ein weiteres, sich direkt für den Endanwender positiv auswirkendes Feature ist die DMA-Unterstützung für CD- und DVD-Recorder. Es mag seltsam klingen, aber bisher waren diese Geräte unter Linux nur per SCSI-Emulation anzusprechen, sodass es oft zu Performance-Einbrüchen kam. Desweiteren wurde die Advanced Linux Sound Architecture (ALSA) in Linux 2.6 integriert, welche im Gegensatz zum bisher verwendeten Open Sound System selbst für ungeschulte Ohren eine deutlich bessere Sound-Qualität und zudem mehr Features und Soundkarten-Unterstützung bietet. Ein weiteres Features, von dem der Endanwender direkt profitiert, sollte die robustere ACPI-Unterstützung sein, welche in Linux 2.4 auf einigen Systemen gar nicht funktioniert hat. Zudem kann Linux 2.6 mit den AMD- und Intel-Techniken zum dynamischen Heruntertakten der CPU, Power Now und Speedstep, umgehen.

Verbesserungen, welche der durchschnittliche Anwender nicht sofort wahrnehmen wird, die aber mindestens genauso wichtig wie die bisher aufgezählten sind, umfassen unter anderem die Unterstützung der neuen Thread-Bibliothek NPTL, welche das Verwalten von Prozessen und Threads beschleunigt, ein neues auf hohen Datendurchsatz optimiertes Input/Output-System, eine deutlich verbesserte Skalierbarkeit für Highend-Server in den verschiedensten Bereichen, einen schnelleren TCP-Stack sowie komplette IPv6-Unterstützung. Wer sich genauer informieren will, sollte sich das Dokument The Wonderful World of Linux 2.6 auf jeden Fall durchlesen.

Die Ankündigungs-E-Mail von Linus Torvalds