Microsoft kommentiert Verzicht auf Codecs in Windows 8

Jirko Alex
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Nachdem Microsoft vor einigen Tagen bekannt gegeben hat, dass man in Windows 8 – anders als in den meisten Windows-7-Versionen – auf die native Implementierung der Codecs verzichtet, die zum Abspielen von DVDs benötigt werden, erläutern die Redmonder nun genauer, was hinter der Entscheidung steht.

In einem wortreichen FAQ in Microsofts Entwicklerblog erklärt Steven Sinofsky, wie bisher die Lizenzkosten für unterschiedliche Codecs abgegolten wurden. Dabei konzentrierte er sich auf die für die DVD-Wiedergabe meist obligatorischen Codecs für die Standards MPEG-2 und Dolby Digital (AC-3). Die Lizenzgebühren für die entsprechenden Codecs müssen je nach Lizenzverwalter von unterschiedlichen Firmen bezahlt werden. So werden etwa die Abgaben für den MPEG-2-Codec vom OEM entrichtet, der den PC zusammenbaut. Die für Dolby Digital notwendigen Lizenzgebühren wurden im Falle von Windows 7 hingegen von Microsoft bezahlt, da die Redmonder hierfür ein spezielles Abkommen mit den Dolby Laboratories abschlossen. Hinzu kamen weitere Lizenzgebühren, die etwa von Herstellern von DVD-Abspielsoftware oder Abspielgeräten mit beiliegender Software entrichtet werden mussten. Das hat dazu führen können, dass für einen PC mehrmals Lizenzgebühren für dieselben Codecs entrichtet wurden – etwa dann, wenn der PC-Hersteller eine zusätzliche Abspielsoftware beilegt oder das Gerät mit einem externen DVD-Laufwerk samt Software ausgeliefert wird.

Die Lizenzkosten wurden dabei an den Kunden weitergereicht. Konkret nannte Sinofsky dabei Lizenzgebühren für den MPEG-2-Codec, die sich auf zwei US-Dollar pro ausgelieferter Einheit belaufen hätten. Hinzu kämen Kosten für das Dolby-Digital-Format und, falls man es in Windows 8 auch hätte umsetzen wollen, für weitere Codecs für Blu-ray-Disks. Für den Endkunden mögen die Mehrkosten relativ belanglos sein, Microsoft rechnet sie jedoch auf die gesamte Produktlebenszeit einer Windows-Version hoch und mahnt hierbei Kosten in Höhe von mehreren hundert Millionen US-Dollar an. Die Crux aus Sicht von Microsoft ist dabei, dass man davon ausgeht, dass die wenigsten Geräte tatsächlich zum Abspielen von DVDs genutzt wurden und sich diese Entwicklung fortsetzt. Der Trend entwickle sich hin zu Tablets und ultramobilen Geräten, die teilweise vollständig auf ein optisches Laufwerk verzichten würden. Daher wolle man diesen Kunden auch nicht mehr die für sie unnötigen zusätzlichen Kosten per se aufbürden.

Etwas unverständlich wirkt aber auch weiterhin das Upgrade-Verfahren, mit dem sich Windows-Nutzer die notwendigen DVD-Codecs von Microsoft herunterladen können. So wird es keine Windows-8-Version geben, die direkt die notwendigen Codecs enthält. Zwar bringt ein Upgrade von einer anderen Windows-Version auf Windows 8 Pro das Media Center Pack mit, kauft man allerdings direkt Windows 8 Pro, ist dieses nicht enthalten und muss einzeln nachgeladen werden. Außerdem verzichtet Microsoft darauf, durch die Installation des Media Center Packs auch den Windows Media Player mit den entsprechenden Codecs zu versorgen. Das Abspielen von DVDs ist also auch mit den richtigen Codecs nur im Media Center möglich. Natürlich bleibt davon die Möglichkeit unberührt, über die Software eines Drittanbieters ebenfalls DVDs abzuspielen.