Telekom: Preise für SMS-Nachfolger Joyn durchgesickert

Update Przemyslaw Szymanski
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Durch die (fast) kostenlosen Apps für Smartphones wie Whatsapp hat das Geschäft der Mobilfunkanbieter bei der altbekannten SMS immer mehr geschwächelt. Diese erlauben es dem Nutzer, neben Textnachrichten auch Bilder, Videos und Sprachnachrichten kostengünstig über die im Mobilfunkvertrag inkludierte Datenflat zu versenden.

Den sparsamen Programmen möchten die Telekommunikationsunternehmen wie die Deutsche Telekom, Vodafone und O2 Konkurrenz schaffen und haben ihren eigenen Standard Joyn, auch RCS-e genannt, auf den Weg gebracht. Dieser wurde mit der ungenauen Aussage für den „Sommer 2012“ angekündigt, doch nun ergibt sich nach der Telekom-Preisliste für die Special-Tarife erst der 1. Oktober 2012 als Starttermin. Dabei soll Joyn während der Einführungsphase bis zum 31. März 2013 kostenlos sein, ab dem 1. April 2013 dann gebührenpflichtig. Zudem dürfte es den meisten Kunden nicht gefallen, dass die generierten Datenpakete nicht auf das monatlich verfügbare Datenvolumen angerechnet werden – selbst mit einer Datenflatrate fallen also über Joyn weitere Kosten an.

Laut Preisliste für den Tarif „Special Call 100“, der monatlich 9,95 Euro Grundgebühr kostet, wird Joyn eine Videotelefonie-Funktion mitbringen. Dabei schreibt die Telekom, dass der Kunde zu einer schon von ihm aufgebauten Telefonverbindung die Videokamera zuschalten kann und ihm dabei entweder eine zweite Verbindung berechnet wird oder die Inklusivminuten doppelt verrechnet werden. Eine Verbindung wird allerdings nur aufgeschlagen, wenn der Kunde zu einer ankommenden Verbindung die Kamera des Smartphones einschalten möchte. Geht man vom Tarif „Special Call 100“ und seinen 100 Freiminuten aus, hätte man bei dauerhafter zugeschalteter Videotelefonie effektiv nur 50 Freiminuten und würde außerhalb des Kontingents auf einen Minutenpreis von 58 Cent kommen. Die Kosten für den Versand einer "Joyn-Chat-Nachricht" innerhalb Deutschlands belaufen sich auf 19 Cent. Für das Verschicken einer Datei über den Dienst berechnet die Telekom 39 Cent pro Datei und Empfänger, wobei deren Größe auf maximal 15 MB beschränkt wird.

Beim Tarif „Special Call and Surf Mobil“ mit einer Grundgebühr in Höhe von 19,95 Euro ohne subventioniertes Handy ähnelt die Preisstruktur dem „Special Call 100“-Tarif. Der alleinige Unterschied besteht im kostenlosen Versand von Joyn-Nachrichten und Dateien, womit diese Option dem Funktionsumfang von Whatsapp und Co tatsächlich am nächsten kommt.

Für die Kunden der Xtra-Card wird es richtig undurchsichtig: Hierbei variieren die Preise von 5 bis 29 Cent, in Abhängigkeit ob es sich um das Heimnetz der Telekom oder einen anderen Mobilfunkanbieter handelt. Nutzer der Xtra-Nonstop-Tarife müssen mit zugebuchter „Nonstop Plus“-Option mit einem in der ersten Minute 29 Cent hohen Preis rechnen, ab der zweiten Minute erfolgt keine weitere Berechnung. Beim neuen Tarif „Xtra Triple“ ist die Nutzung der Kamera kostenlos, wird jedoch nach 15 Minuten automatisch getrennt. Eine sofortige Aktivierung der Videotelefonie soll ohne Probleme möglich sein.

Für Telefonate in die Netze der Konkurrenz verlangt die Telekom für die zugeschaltete Joyn-Kamera je nach Tarif zwischen 15 und 29 Cent pro Minute. Der Versand von Joyn-Chatnachrichten und Dateien kostet bei den „Xtra“-Tarifen zwischen 19 und 39 Cent. Einzig bei dem „Xtra Triple“ mit 3-fach-Flat und „Xtra Nonstop Special“ mit „Xtra Nonstop Plus“ verhält es sich anders. Hier unterscheidet die Telekom weder zwischen Eigen- und Fremdnetzen noch wird der Datentransfer mit dem monatlich verfügbaren Volumen abgerechnet. Ob das Angebot ein durchschlagender Erfolg wird, scheint angesichts der Gratis-Konkurrenz und der absolut undurchsichtigen Kostengestaltung in hohem Maße fraglich.

Update

Nach den Berichten über die zukünftige Preisgestaltung des kommenden RCS-e- bzw. Joyn-Dienstes hat sich die Deutsche Telekom heute mit einem unternehmenseigenen Blog-Eintrag zu diesem Thema geäußert.

Demzufolge hat man in den bisherigen Berichten nur die Sprachtarife und nicht die Smartphone-Flats betrachtet. Nach Auffassung des Bonner Konzerns verwenden Besitzer von Smartphones keine normalen Sprachtarife – in den Kommentaren zum Blog-Eintrag trifft dies aber auf wenig Zustimmung. Darüber hinaus betont der Netzanbieter, dass Kunden mit Internet-Tarifen wie Complete, Call & Surf Mobil, Call Tarif mit Handy-Flat zum Surfen und SMS-Flats die Joyn-Funktionen „Chat“ und „Datei senden“ ohne Zusatzkosten nutzen können.

„Das Zuschalten der Kamera, also ein Videotelefonat, wird in Sprachtarifen mit einer Flat ohne weitere Zusatzkosten nutzbar sein. Ansonsten fällt für das gleichzeitige Zuschalten der Kamera eine normale Minute an.“

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