TCP/IP feiert 30. Geburtstag

Nicolas La Rocco
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Still und heimlich begleitet das Transmission Control Protocol / Internet Protocol (TCP/IP) seine Nutzer seit dreißig Jahren und gewährleistet die annähernd reibungslose Kommunikation über das, was wir heutzutage als Internet betrachten. Deshalb wird die Ansammlung von Protokollen auch als Internetprotokollfamilie bezeichnet.

Die Forschung an TCP/IP fand ursprünglich bereits in den frühen 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts statt. Nachdem 1969 das ARPANET durch die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA), eine der Behörden des Verteidigungsministeriums der Vereinigten Staaten, realisiert wurde, suchte man nach neuen Technologien zur Übertragung von Daten. Federführend in diesem Projekt waren die Informatiker Robert Elliot "Bob" Kahn sowie Vinton Gray "Vint" Cerf. Zusammen forschten sie an einem Nachfolger für das beim ARPANET zum Einsatz kommende Network Control Program (NCP), das zuvor von Cerf entwickelt wurde. Im Sommer 1973 arbeiteten beide eine komplette Neuformulierung aus, wobei Unterschiede verschiedener Netzwerkprotokolle durch ein einheitliches Protokoll versteckt wurden und die Betriebssicherheit vom Netzwerk selbst auf die angebundenen Hosts ausgelagert wurde.

Das Netzwerk sollte nur die effiziente und verlässliche Übertragung der Daten gewährleisten, die „Intelligenz“ wurde an den Rand des Netzwerks, also an die damit verbundenen Geräte verlegt. Inspiration erhielten die Forscher durch das von Hubert Zimmerman und Louis Pouzin entworfene CYCLADES-Netzwerk. Durch den einfachen Aufbau war es möglich so gut wie jedes Netzwerk unabhängig von seiner Charakteristik mit dem ARPANET zu verbinden, was für Kahn das ursprüngliche Problem darstellte.

Diagramm des ersten Zusammenschlusses mehrerer Netzwerke
Diagramm des ersten Zusammenschlusses mehrerer Netzwerke (Bild: Wikipedia)

Die ersten TCP-Spezifikation wurden zwischen 1973 und 1974 durch eine Forschungsgruppe der Universität Stanford geschaffen. Technischen Einfluss hatte auch das Xerox PARC, welches bereits mit PARC Universal Packet eines der frühesten Protokolle realisierte. Wenig später beauftragte die DARPA die aus Cambridge, Massachusetts stammende Firma BBN Technologies, die kalifornische Stanford University und das University College London mit der Entwicklung von funktionsfähigen Varianten für verschiedenste Hardware-Plattformen. Im Zuge der Forschung entstanden so TCP v1, TCP v2, TCP v3 und IP v3 sowie das heute noch zum Einsatz kommende TCP/IP v4.

1975 führte man erfolgreich einen TCP/IP-Test zweier Netzwerke zwischen den Universitäten von Stanford und London durch, worauf 1977 ein Test zwischen drei Netzwerken in den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und Norwegen folgte. Die offizielle Umstellung des ARPANET auf das neue TCP/IP erfolgte am 1. Januar 1983, was als sogenannter Flag Day bezeichnet wird und das Protokoll endgültig und dauerhaft aktivierte. Der Grundstein für unser heutiges Internet wurde an diesem Tag gelegt. Gratulation!