Kritik an Drosselplänen der Deutschen Telekom wächst

Patrick Bellmer
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Auch vier Tage nach der Ankündigung der Deutschen Telekom, neue DSL-Verträge mit einer Drosselungsklausel zu versehen, reißt die Kritik nicht ab. Dennoch will das Unternehmen an den Plänen festhalten, so die jüngste Aussage.

Gegenüber dem Deutschlandfunk erklärte Sprecher Philipp Blank, dass es eine „richtige Entscheidung“ sei, die Aufregung müssen man „einige Tage lang aushalten“. Man stehe nach wie vor zum freien und offenen Internet, die aktuelle Lage sei aber nicht fair. Denn eigene Statistiken würden zeigen, dass drei Prozent der Kunden für 30 Prozent des Datenvolumens verantwortlich wären. Somit würde der durchschnittliche Nutzer, der laut Telekom auf 15 bis 20 Gigabyte pro Monat kommt, den „Heavy User“ subventionieren.

Nach Ansicht zahlreicher Kritiker ist dieses Argument aber nur vorgeschoben. So verweist beispielsweise der Router-Hersteller Viprinet auf geringe Kosten, „Datenverkehr in diesem Rückgrat des Internets ist zu Spottpreisen zu realisieren“. Damit spielt das Unternehmen auf das Backbone-Netz an, in das nach Ansicht der Deutschen Telekom hohe Summen investiert werden müssen. Tatsächlich aber gebe es in diesem Bereich „gigantische“ Überkapazitäten, so Viprinet. Das Fazit: „Die Begründung, dass die Drosselung eingeführt werde, damit die Backbones nicht überlastet werden, ist hanebüchen.“.

Aber nicht nur in der Wirtschaft wächst der Unmut, auch auf politischer Ebene wird kritisch auf die Ankündigung reagiert. Die Bundesregierung hatte sich diesbezüglich bereits vor zwei Tagen zu Wort gemeldet und sich klar gegen eine Drosselung ausgesprochen. Seitens der EU heißt es, dass man nicht in den Wettbewerb eingreifen werde. „Aber die Kunden können es tun! Millionen Menschen wollen ungedrosselten Zugang zum Internet haben und sie müssen wissen was sie bekommen und was sie nicht bekommen. Die Kunden sollten mit den Füßen abstimmen, wenn ihr Anbieter diesen Wunsch nicht erfüllt.“, so die zuständige Kommissarin Neelie Kroes gegenüber Bild.

Einigkeit herrscht darüber, dass eine Verhinderung der Drosselung in der angekündigten Form nur über die Bundesnetzagentur möglich ist. Denn durch die Ausklammerung sogenannter Managed Services wie beispielsweise dem IPTV-Angebot Entertain könnten Wettbewerber benachteiligt werden. Der Deutschen Telekom zufolge würden Inhalteanbieter generell die Möglichkeit haben, eine Partnerschaft mit dem Unternehmen einzugehen und ihre Produkte als Managed Service anzubieten. Genau dies konterkariert in den Augen vieler Kritiker jedoch die Idee der Netzneutralität.

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