Internationale Raumstation stellt auf Linux um

Ferdinand Thommes
86 Kommentare

Die Desktop-Computer und Notebooks der Internationalen Raumstation ISS liefen bisher unter Windows. Stabilitätsprobleme ließen die NASA nach einer Alternative suchen. Nun werden die Rechner der Station komplett auf Linux umgestellt. Dabei fiel die Wahl auf Debian 6, das als sehr zuverlässig und stabil gilt.

Keith Chuvala, der für die Firma United Space Alliance, das Space Operations Computing (SpOC) der NASA administriert, gab jetzt bekannt, die NASA habe sich kürzlich zu dem Schritt entschlossen. „Wir haben bereits Schlüsselpositionen von Windows auf Linux migriert, weil wir ein Betriebssystem brauchen, dass Stabilität und Verlässlichkeit vereint, eins, über das wir Kontrolle haben und dass wir bei Bedarf patchen und anpassen können“, sagte Chuvala über die Gründe.

Er ist Chef der Programmierer, die sich um das „OpsLAN“ genannte ISS-Netzwerk kümmern, dass den Astronauten der Station hilft, ihren Alltag zu meistern, Kommunikation aufrecht zu erhalten, die Kameras der Station zu steuern und vieles mehr. Nachdem die NASA ihre Entscheidung bekannt gegeben hatte, wandte sich Chuvala an die Linux-Foundation und deren Linux-Trainingsprogramm, das jetzt die Entwickler am Boden und die bis zu sechs Bewohner der Station in der Handhabung des neuen Betriebssystems sowie in der Erstellung von Applikationen für die sehr differenzierten Bedürfnisse der jeweiligen Astronauten schult.

Alle Rechner an Bord und auf der Erde, die im SpOC zusammengefasst sind, werden im Laufe der Umstellung auf Debian 6 „Squeeze“ migriert. Das vor etwas über zwei Jahren veröffentlichte System – Debian 7 „Wheezy“ wurde vor wenigen Tagen erst freigegeben – ersetzt dann auch einige Installationen von Scientific Linux, einem Ableger von Red Hat Enterprise Linux (RHEL).

Dabei ist Linux keineswegs neu auf der ISS, bereits 2001 erschien im renommierten Linux Magazine (PDF) ein erster Artikel über den Pinguin im Weltraum. Auch die NASA Bodenstationen haben Linux fast seit den Anfangstagen des Kernels im Einsatz.

Aber nicht nur die Rechner an Bord der Station laufen unter Linux, auch Robonaut R2, der erste humanoide Roboter im All, verrichtet seine Arbeit gesteuert durch das freie Betriebssystem. Der Roboter soll für Arbeiten bereitstehen, die für Menschen zu gefährlich oder zu mühsam sind.