Linux-Distribution demonstriert Display-Server Wayland

Ferdinand Thommes
30 Kommentare

Ein bisher nur unter dem Pseudonym „nerdopolis“ auftretender Entwickler hat eine erste Distribution basierend auf Wayland und dem Compositor „Weston“ herausgebracht, um den Stand der Technik zu demonstrieren. Das als RebeccaBlackOS bezeichnete Image enthält Programme aus mehreren Toolkits, die bereits mit Wayland funktionieren.

Der Display-Server Wayland ist der designierte Nachfolger des betagten X Window System für unixoide Betriebssysteme, das meist mit dem Kürzel X11 bezeichnet wird. Es erlaubt grafische Benutzeroberflächen zu erstellen, die auf einem reinen Terminal laufen. Die seit 1988 als freie Software existierende Software wird von der X.Org Foundation gepflegt und liegt derzeit in der Version 7.7 vor. Der seit 2008 entwickelte Display-Server wird zumindest unter Linux in den nächsten Jahren die Rolle von X11 übernehmen.

Die jetzt veröffentlichte Linux-Distribution RebeccaBlackOS lädt zum Spielen mit Wayland ein und erlaubt so einen Blick in die Zukunft. Das 1,8 Gigabyte große Image kann nach dem Herunterladen mittels dd oder Unetbootin auf einen USB-Stick übertragen und als Live-Image booten. Basierend auf einem 32-Bit Kubuntu 13.04 lässt sich native Software für Wayland sowie Programme für X11 starten, die auf den Toolkits Qt, EFL (Enlightenment Foundation Libraries) und GTK+ beruhen und somit einen breiten Eindruck von unter Linux verwendeter Software vermitteln. Das Image entspricht nicht ganz dem aktuellen Entwicklungsstand, da es auf Wayland und Weston 1.0.5 basiert, während bereits die Version 1.1. aktuell ist.

Neben den beiden nativen Programmen Terminal und Qt-Demo-Browser aus Qt5 arbeiten weitere Applikationen unter X-Wayland, womit der Referenz-Compositor Weston X11-Anwendungen unter Wayland unterstützt. Diese Programme können über das KDE-Menü gestartet werden, wo sie nach Toolkits sortiert angezeigt werden.

Während Ubuntu mit dem selbst entwickelten Display-Server Mir, der ab der Version 14.04 integriert sein soll, einen Sonderweg geht, wird der überwiegende Rest der Linux-Welt X11 sukzessive mit Wayland ersetzen. Gnome will Wayland 2014 integriert haben, bei KDE arbeitet man bereits seit 2011 an der Umsetzung – derzeit wird gerade Kwin als Compositor vorbereitet. Auch Enlightenment bereitet EFL auf Wayland vor.

Das Image von RebeccaBlackOS kann von SourceForge heruntergeladen werden. Es sollte auf aktueller Hardware sowie mit Virtualbox und KVM funktionieren.