Führende Hersteller gegen barrierefreie E-Reader

Michael Schäfer
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Seit 2010 sind in den USA Hersteller von Geräten der Klasse „Advanced Communications Services“ (ACS) durch den „Twenty-First Century Communications and Video Accessibility Act“ gesetzlich verpflichtet, deren Benutzung behindertengerecht zu gestalten. Amazon, Kobo und Sony wollen sich nun von dieser Regelung befreien.

Das am 8. Oktober 2010 von US-Präsident Obama unterzeichnete Gesetz zog zahlreiche positive Veränderungen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen nach sich: TV-Kabelanbieter mussten ihre Auswahlmenüs für sehbehinderte Menschen lesbarer und einfacher bedienbar gestalten, Hersteller von Unterhaltungselektronik mussten ihre Fernbedienungen so anfertigen, dass auf einfache Weise spezielle Angebote, wie zum Beispiel Untertitel, abgerufen werden konnten und Kopfhörer sowie andere Peripheriegeräte für die Telefonie übers Internet mussten mit Hörgeräten kompatibel sein. Auch schränkte das Gesetz die Urheberrechte von geschützten Erzeugnissen ein, damit vor allem blinde Menschen einfacheren Zugang zu diesen erhalten.

Nun haben sich mit Amazon, Kobo und Sony drei der führenden Hersteller von E-Book-Lesegeräten zusammengeschlossen, um über eine Petition (PDF) an die Federal Communications Commission (FCC) eine Befreiung von der rechtlichen Verpflichtung der Barrierefreiheit zu erwirken. Ihr einfaches Argument: E-Book-Reader seien nicht für behinderte Menschen konzipiert und müssten somit auch nicht für diese bedienbar sein.

Nach Ansicht der drei Unternehmen stellen die Lesegeräte digitaler Bücher eine eigene Geräteklasse dar, welche in erster Linie für den Bücher-Konsum, wenn auch in elektronischer Form, geschaffen wurde. Auch wenn diese Geräte WLAN, Möglichkeiten zur Audiowiedergabe oder Webbrowser beinhalten, bieten diese eben keine erweiterten Kommunikationsdienstleistungen.

Somit müssten Hersteller diese Geräte für eingeschränkte Personen mit Zusatzfunktionen ausstatten, beispielsweise eine Audioausgabe der Texte für Blinde, damit sie voll nutzbar sind, was, so befürchten die Unternehmen, zulasten der Akkuleistung, des Gewichtes und vor allem des Preises gehen würde. Dies wäre nach Ansicht von Amazon, Kobo und Sony jedoch sinnlos, da es bereits ein großes Angebot von Tablets mit genau diesen Eigenschaften geben würde. Verschärft wird das Problem auch dadurch, dass die Grenzen von E-Book-Readern und Tablets fließend und daher nur schwer zu definieren wären.

In der jüngsten Vergangenheit haben in den USA immer wieder Hersteller von unter die Regelung fallenden Geräten eine Befreiung von den Vorgaben der FCC beantragt und diese auch in vielen Fällen erhalten.

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