Erste Eindrücke zu Nvidias „G-Sync“-Technologie

Wolfgang Andermahr
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AMD und Nvidia wollen nicht nur mit neuer Hardware wie zuletzt mit der Radeon R9 290X die Kundschaft auf ihre Seite ziehen, sondern auch mit neuen Softwarefunktionen. AMD hat zu diesem Zweck die Mantle-API vorgestellt, Nvidia schickt dieser Tage G-Sync ins Rennen. G-Sync soll variable Bildwiederholraten ohne Tearing ermöglichen.

Aktuell haben Spieler die Qual der Wahl: Entweder werden die vertikale Synchronisation deaktiviert und damit hohe FPS-Raten sowie eine verzögerungsfreie Steuerungseingabe erzielt, oder VSync aktiviert, was den Problemen entgegen wirkt, die Bildwiederholrate aber senkt. Beides ist aktuell jedoch nicht möglich und genau dort setzt G-Sync an.

Die neue Technik soll alle Vorteile kombinieren: Ein einwandfreies Bild ohne Verzerrungen, hohe Frameraten und keinen (oder einen deutlich geringeren) Input-Lag. Wir hatten in London die Chance, einen ersten eigenen Eindruck von dieser Technik zu gewinnen, die neben einer kompatiblen Grafikkarte auch einen entsprechend ausgestatteten Monitor voraussetzen wird.

Nvidia hat zum Vorzeigen ein spezielles Tool entwickelt, das einen Tempel zeigt, in dem ein Pendel hin und her schlägt. Die Unterschiede zwischen G-Sync und einer gewöhnlichen Bildwiedergabe in dem Test sind enorm. Mit G-Sync spielt es keine Rolle, ob das Bild mit 80 FPS, 50 FPS oder 40 FPS dargestellt wird. Das Bild erscheint absolut flüssig – es gibt weder ein Stottern, noch Tearing, das die Bildruhe stört. Nutzt man stattdessen klassisches VSync, gibt es keinen Unterschied, solange die FPS-Rate bei 60 Bilder pro Sekunde oder höher liegt. Fällt diese jedoch darunter, fängt das Bild an zu stottern – je niedriger die FPS-Rate, desto störender ist es. Schaltet man nun VSync ab, sieht das Bild geradezu katastrophal aus. Denn das Stottern ist geblieben und zusätzlich gibt es Tearing.

Die Techdemo ist jedoch ein Extrembeispiel, denn sowohl das Pendel als auch das gleichzeitige Drehen um den Tempel sind absolute Worst-Case-Szenarien für Bildruhe. Darüber hinaus konnten wir auch Tomb Raider und Metro: Last Light vergleichen, wobei die Unterschiede dort deutlich geringer waren, die Problemstellen generell aber dieselben. Mit G-Sync ist das Bild dagegen absolut einwandfrei. Tom Petersen von Nvidia hat beide Spiele vorgeführt, doch hat man die Sicht nur mit einer gleichmäßigen Drehung gezeigt – also erneut ein Worst-Case-Szenario für Bildruhe.

Wir hatten aber genauso die Möglichkeit, einmal selbst Hand an die Maus zu legen. Und ohne Zweifel, die Bildruhe von G-Sync ist in beiden Titeln beeindruckend. Es gab auch bei schwankenden FPS-Raten zwischen 30 und 60 FPS keinerlei Tearing oder Stottern, was beides bisher mit aktuellen Techniken nicht möglich gewesen ist. Das Spielgefühl fanden wir mit G-Sync besser, doch ist die Differenz zu deaktiviertem VSync nicht so groß, wie man anhand der Pendel-Techdemo vermuten könnte. Daraus schließen wir, dass der Nutzen von G-Sync davon abhängig ist, was gerade auf dem Bildschirm dargestellt wird. Der Vorteil kann also groß oder auch so gut wie nicht vorhanden sein – unabhängig der Framerate.

Das ist aber nur ein kleiner Ersteindruck von G-Sync, denn wir hatten nicht im Ansatz ausreichend Zeit und genügend Spiele zur Verfügung, um die neue Nvidia-Technik ausführlich zu begutachten. Darum möchten wir noch kein erstes Fazit zu G-Sync ziehen, denn dazu benötigen wir weitaus mehr Zeit. Ein interessanter Effekt ist uns darüber hinaus aufgefallen: Das Spielgeschehen wird durch G-Sync deutlich „klinischer“. Der Effekt ist sehr ähnlich dem zur HFR-Technik im Kino, die die Filmwiedergabe von 24 FPS auf 48 FPS erhöht.

G-Sync hat jedoch auch einige Limitierungen. So ist eine Kepler-Grafikkarte notwendig und der Monitor muss mit einer Zusatzplatine ausgestattet sein, die die Technik beinhaltet. Alternativ wird der Kunde sich ein Upgrade-Kit kaufen können, was aber nur für den Asus-Monitor „VH248QE“ möglich ist. Neben Asus sind auch BenQ, Philips und ViewSonic mit im Boot und werden mit G-Sync ausgestattete Monitore anbieten. Das Modul soll es gegen Ende des Jahres zu kaufen geben, die neuen Monitore werden für das erste Quartal nächsten Jahres erwartet.