„Porno im Web 2.0“: Mehr jugendliche Unsicherheit

Jirko Alex
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Wie eine aktuelle Studie mit dem Titel „Porno im Web 2.0 – Die Bedeutung sexualisierter Web-Inhalte in der Lebenswelt von Jugendlichen“ ergeben hat, gehörten sexuelle Medieninhalte mittlerweile zum Leben vieler Jugendlicher. Diese würden durch den Konsum von Pornografie aber nicht sicherer im Umgang mit echter Sexualität.

Die Studie, die gestern von Professor Dr. Petra Grimm in Hannover vorgestellt wurde, ist im Auftrag der Niedersächsischen Landesmedienanstalt und der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien erstellt worden. Für die Untersuchungen wurden dabei 35 Jugendliche sowie 14 Experten aus den Themengebieten Sexualwissenschaft, Sexualpädagogik und Jugendpsychologie befragt. Dabei zeigte sich, dass der Konsum von pornografischen Inhalten mittlerweile weite Verbreitung unter Jugendlichen finde. Demnach seien fast die Hälfte aller Jugendlichen im Alter von mindestens 13 Jahren schon einmal in den Kontakt mit Pornografie gekommen. Besonders für Jungen sei Pornografie dabei ein alltäglicher Bestandteil. Eine „Generation Porno“ gäbe es hingegen nicht, wie Grimm bei der Vorstellung der Studie ausführte. Stattdessen zeigten sich sehr traditionelle Ausprägungen bei den Jugendlichen.

Pornografie würde dabei geschlechterübergreifend nicht nur zur Erregung sondern auch zum Angeben und zum Lernen über Sexualität verwendet. Teilweise würden diese Motive jedoch nicht befriedigt; sie können sogar ins Gegenteil umschlagen. So erlegten sich vor allem Jungen vermehrt einen Leistungsdruck auf, wohingegen Mädchen ein falsches und zumeist unerreichbares Schönheitsideal verfolgten, das sie von den Pornos aufgezeigt bekämen. Darüber hinaus könne der Konsum von pornographischen Inhalten zu Ideenarmut führen. Viele Jugendliche ließen sich demnach in ihrem Werteverständnis beeinflussen und nähmen für eigene sexuelle Kontakte Drehbücher von Pornos als gedankliche Vorlage. Die Entwicklung individueller sexueller Fantasien würde in diesem Kontext aber erschwert.

Beim Konsum von Pornografie zeigte sich darüber hinaus eine unterschiedliche Bewertung der Inhalte. Während Jungen den Porno-Konsum mit männlichen Trieben rechtfertigten, sähen Mädchen in ihm das Motiv der Notgeilheit, das sie vor allem männlichen Zuschauern vorwerfen. Weibliche Studienteilnehmer sähen Pornos hingegen eher als eklig an. Sie gestanden Jungen aber weitestgehend den Konsum im Stillen zu. Während einer Partnerschaft – so die geschlechtsunabhängige Meinung – sei der Pornokonsum aber tabu. Als abstoßend seien von den Jugendlichen auch gewalthaltige Pornografie sowie Kinderpornografie bezeichnet worden.

Die Studienleiterin Professor Dr. Grimm betonte bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse, dass es kein Patentrezept gegen problematischen Porno-Konsum gebe. Weder sollte der Konsum generell verboten, noch das Problem durch Nichtbeachtung ignoriert werden. Denkbar wäre hingegen etwa eine bessere Einbindung der Medienpädagogik bei der Sexualerziehung in Schulen. Dies sei auch deshalb wichtig, weil Jugendliche nicht nur über den Konsum von Pornografie aufgeklärt werden müssten, sondern auch über die Veröffentlichung privater Szenen im Netz.